Theo Lehmann, Rainer Eppelmann, Wolf Biermann, Gerhard Schöne, Stephan Krawczyk – Es gibt wohl kaum einen bekannten DDR-Widerständler, der nicht in der Dokumentation „Im Namen des Herrn – Kirche, Pop und Sozialismus“ vorkommt. Schon der Name des 45-minütigen Films macht klar, was die Personen gemeinsam haben: Sie haben sich im Raum der Kirchen aufgehalten. Und zwar ganz unabhängig davon, ob sie Gläubige oder Atheisten waren. So sagt etwa die Sängerin Bettina Wegner, sie sei der Kirche bis heute dafür dankbar, dass sie Künstlern einen Schutzraum geboten habe.
Der Film von Michael Rauhut und Tom Franke zeigt, wie sich nach und nach Jazzgottesdienste in den Ost-Kirchen etablieren, und das, obwohl diese Musikrichtung als absolut „weltlich“ gegolten habe, wie Pfarrer Theo Lehmann in der Dokumentation berichtet. Gemeinsam mit tausenden Jugendlichen feierte er Musik-Gottesdienste in Chemnitz und erinnert sich: „Die Kirche war auf einmal wieder lebendig.“ Rainer Eppelmann veranstaltete Blues-Messen in Ost-Berlin mit 7.000 Menschen.
Der Musiker Frank Gahler würdigt den Einsatz der Kirchen im Nachhinein: „Kirche war in der DDR ein Dach für Andersdenkende.“ Doch nicht nur Atheisten und Andersgläubige traten in den Gottesdiensten der DDR-Zeit auf. Auch aktive Christen wie die Musiker der Gruppe Servi Pacis spielten in der Kirche. Sie aber hätten auch versucht, Jugendliche für den Glauben zu begeistern und ihnen ein neues Erleben des Christentums möglich zu machen, sagen sie selbst heute.
Der RBB strahlt „Im Namen des Herrn – Kirche, Pop und Sozialismus“ am Dienstag, 26. November, um 22.45 Uhr aus. Es ist vor allem ein Zusammenschnitt der Statements zahlreicher Künstler von damals. Die Macher betonen: Die Kirche in den 80er Jahren bot einen Raum und eine Gemeinschaft für Andersdenkende – und Fans von Popmusik. (pro)