Die Deutsch-Paraguayerin Jeannie Ehmsen und ihr fast 30 Jahre älterer Freund Jürgen fahren nach Paraguay. „Sie sind überzeugte Christen und glauben daran, dass Gott ihnen den richtigen Weg fürs Leben weist“, heißt es in der Folge, die der Sender VOX ausstrahlt. „In seinem Namen gehe ich nach Paraguay“, sagt Protagonistin Jeannie, die hofft, in Paraguay als Moderatorin erfolgreich zu sein. Ihr Freund Jürgen habe „2004 zum christlichen Glauben gefunden“, als er nur knapp einen Tsunami überlebt habe. Beide gehören einer freien Gemeinde in Hamburg an. Vom Pfarrer lassen sie sich segnen, bevor sie auf Reisen gehen.
Jeannies Glaubensrezept ist einfach: Sie vertraue darauf, dass Gott sie führt, wenn sie nur ihrem Herzen folge. In Paraguay hofft die Moderatorin, sich einen großen Wunsch erfüllen zu können: Ihr Traumberuf ist es, vor der Kamera zu stehen. In Deutschland hat sie zwar das Hamburger „Alster TV“ moderiert, aber auf die große Karriere wartet sie noch. In Paraguay wird sie tatsächlich in eine große Fernsehshow eingeladen, die im ganzen Land zu sehen ist. Jeannie sagt, sie habe so getan, als ob sie in Deutschland ein Promi wäre. Das stimmt aber gar nicht. „Ich bin ja kein Star“, bemerkt die ehemalige „Big Brother“-Teilnehmerin ganz richtig.
Jeannie liebt das Rampenlicht und betont nach der Aufzeichnung, dass Gott ihr „etwas geschenkt“ habe. Schließlich landet sie bei einem christlichen Sender, der davon ausgegangen sei, dass er „eine erfahrene Moderatorin aus Deutschland eingekauft“ habe. Jeannie hat indes das Gefühl, dass Gott sie „dahin geführt“ habe. Die Sendung beginnt mit einem Gebet. Die deutsche Moderatorin ist von der Kraft und Intensität der Gebetsrunde beeindruckt. „Ich wünsche mir, dass wir das nach Deutschland transportieren können“, sagt sie.
Gebetszeit im Privatfernsehen
Auch die Suche nach einem geeigneten Domizil für Jeannie und Jürgen begleitet das Kamerateam von VOX. 750.000 Euro ist der ehemalige Unternehmer bereit, in ein Zuhause für den Neuanfang zu investieren. Finanziell scheint das Unterfangen also gesichert, ein für die Sendung nicht selbstverständlicher Zustand. Zwar finden beide einen Ort, der ihnen zusagt (Jeannie fühlt sich „angekommen“ und spricht ein Dankgebet), aber zum Kauf kommt es zunächst nicht. Jürgen braucht Zeit, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. VOX stellt ihn als einen ganz anderen Typ als die lebhafte Jeannie dar, die kurzerhand beschließt, im kurzen Roten herumzulaufen („damit du keine anderen Frauen anschaust“), und die sicherheitshalber die „Daniela-Katzenberger-Schuhe“ einpackt.
Am Ende der Sendung wird nicht geklärt, ob Jürgen und Jeannie überhaupt auswandern oder ob es bei einer Urlaubsreise nach Paraguay bleibt, die das Kamerateam von VOX begleitet hat. Ebenso unklar bleibt, wie Jeannie ihren christlichen Glauben mit der Schwindelei, sie hätte so getan, als ob sie in Deutschland ein Promi wäre, zusammenbringt, auf der sie immerhin ihr neues Leben aufbauen möchte.
Selbstvermarktung oder echtes Anliegen, den christlichen Glauben zu verbreiten, eines steht jedenfalls fest: So viel gebetet wurde im Privatfernsehen schon lange nicht mehr. (pro)