Mit der Ziehharmonika ins Kloster

Die Ordensschwester Isa Vermehren kennt mancher noch aus der ARD. Von 1983 bis 1995 sprach sie dort das Wort zum Sonntag. Obwohl die Katholikin 2009 verstarb, wird sie nun, gespielt von Nadja Uhl, wieder auf dem TV-Bildschirm zu sehen sein. Ein Film erzählt, wie sie als Regimekritikerin im Dritten Reich fast umgekommen wäre und über alles Leid hinweg zum Glauben fand.

Von PRO

Von der feixenden Ziehharmonikaspielerin zur Nonne: Das ist der Lebensweg der Isa Vermehren. Der TV-Film „Ein weites Herz – Schicksalsjahre einer deutschen Familie” zeichnet ihn nach. Das ZDF strahlt das hochkarätig besetzte Drama am Ostermontag um 20.15 Uhr aus.

Als Isa Vermehren bei ihrer Examensfeier mit einem Satire-Lied auf die Nazis provoziert, verweigert die Universität ihr, trotz bestandener Prüfung, den Studienabschluss. Sie muss ihren Plan, Lehrerin zu werden, aufgeben und setzt gegen den Willen ihrer Mutter Petra (Iris Berben) durch, im politischen Kabarett aufzutreten. Als Sängerin mit Akkordeon feiert sie Bühnenerfolge und verliebt sich in den Pianisten Laurenz (Hinnerk Schönemann). Durch ihren Bruder Erich (Max von Thun) lernt Isa die Gräfin Elisabeth von Plettenberg (Peri Baumeister) kennen, die einem katholischen Kreis vorsteht. Nach und nach lernt sie deren Glaubenswelt kennen, betet schließlich sogar für ihren mittlerweile vor den Nazis geflohenen Verlobten Laurenz. „Ich glaube, dass es hinter allem, was wir sehen, noch etwas gibt”, sagt sie im Film.

Als Erich und Elisabeth nach England flüchten, kommt die zurückgebliebene Familie, Isa, die Eltern Kurt und Petra und der Bruder Michael, in Sippenhaft. Dort trifft Isa auf eine polnische Ordensschwester, die ihr versichert: „Nichts kann dir deinen Glauben wegnehmen.” Sie überreicht ihr ein Buch über einen Orden namens „Sacré-Coeur”. Als die Vermehrens die Haft überleben, entscheidet sich Isa dazu, ins Kloster einzutreten.

Der Fernsehfilm entstand nach dem Buch „Ein weites Herz. Die zwei Leben der Isa Vermehren“ von Matthias Wegner. Regisseur Thomas Berger erzählt nicht nur die Geschichte einer Frau, die durch großes Leid hindurch zum Glauben findet. „Ein weites Herz” ist vor allem die Geschichte einer Familie, die sich in der Nazizeit verloren, aber auch wieder zu neuem Zusammenhalt gefunden hat. Isa Vermehren verbrachte ihren Lebensabend im Herz-Jesu-Kloster in Bonn. Sie verstarb im Jahr 2009. Ihre Ziehharmonika, die sie liebevoll „Agathe” taufte, ist heute im Haus der Geschichte ausgestellt. (pro)

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