Ein Schwerpunkt der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) sind Produkte rund um das „Smart Home“, ein intelligentes Zuhause, in dem der Kühlschrank mit der Kaffeemaschine und Heizung vernetzt sind. Eine Neuheit wurde schon vor der Eröffnung am Freitag bekanntgegeben: Der intelligente und lernfähige Staubsauger-Roboter, der selbständig auf dem Boden herumfährt, Hindernisse erkennt und nie die Orientierung verliert. Und natürlich den Dreck wegmacht.
Für religiöse Anlässe wären solche technischen Intelligenzen eine große Hilfe, denn das Personal wird knapp. In Japan wird derzeit ein Priester-Roboter getestet, der religiöse Rituale durchführt, etwa bei Beerdigungen. Warum nicht auch in Kirchen? Schließlich gibt es immer weniger Pfarrer für immer kleinere Gemeinden.
Gebetomate, also Gebetsautomaten, sind hierzulande schon lange keine Neuheit mehr. Eine Art Fotokabine, die statt Passbilder zu machen, Gebete aus verschiedenen Religionen in unterschiedlichen Sprachen vorträgt, steht zum Beispiel am Stuttgarter Flughafen. Wohin passt so ein Modell besser als in Kirchen, deren Gemeinden ihren Pfarrer nur einmal im Quartal zu Gesicht bekommen, weil er so viele betreuen muss? Das lässt sich prima ergänzen mit dem Segensroboter „BlessU-2“. Den hat die hessen-nassauische Landeskirche dieses Jahr für die Weltausstellung Reformation entwickelt. Kirchenpräsident Volker Jung sagt zwar, der sei nicht dafür gedacht, den Pfarrermangel abzufedern. Aber wer weiß, was die Zukunft der Kirche abverlangt.
Die nächste Idee gibt es auch schon: Den sprechenden Predigtroboter „Preacherman“. In den sind Predigten für sämtliche Predigtexte eingespeichert, die die Perikopenordnung vorgibt. Nach sechs Jahren wiederholen sie sich. Dank künstlicher Lernfähigkeit soll der „Preacherman“ auch Kritik der Zuhörer und – mittels vernetzter Nachrichtenfeeds – aktuelle politische Entwicklungen in die Predigtmuster einbauen können. Ein fahrbarer Roboter, der etwa Brot und Wein reicht oder über Täuflingen einen Krug Wasser entleert, kann dann nicht mehr weit sein. „Sacramento“ soll sein Name sein. Hauptsache, er ist wasserdicht, damit es keinen Kurzschluss gibt, wenn das Taufwasser etwas weiter spritzt.
Auch die Musik ist gerettet: Dass Orgeln nach dem Modell der klassischen Jukebox beliebige Kirchenlieder abspielen, ist technisch ein Klacks. Und die Kollektensammlung wäre damit ebenso gesichert, weil die Musik nur läuft, wenn eine Münze eingeworfen wird – wahlweise ist die Bezahlung heute auch per EC- und Kreditkarte sowie implantierter RFID-Chips möglich. Eine ähnliche Bezahlschranke ist auch am Ausgang denkbar.
Auf den Küster kann man ebenfalls verzichten. Denn der Staubsaugerroboter wird in wenigen Jahren sicher auch fensterputzen, wischen und aufräumen können. Das Geläut lässt sich schon jetzt programmieren oder mit dem Smartphone steuern. Das wird dann im „Smart Church“-Konzept genauso mit den anderen Automaten und Robotern funktionieren. Mit den „godspots“ hat die Evangelische Kirche die notwendigen Internet-Voraussetzungen dafür schon geschaffen. Wie in einer Mediathek können die Gottesdienstbesucher dann zu beliebigen Zeiten in die Kirche gehen und ihren individuellen Gottesdienst ablaufen lassen.
Das Beste ist: Durch die technische Hilfe kann die Kirche an der Gemeindebasis enorm Geld sparen. Denn die elektronischen Liturgen fordern kein monatliches Gehalt wie echte Pfarrer. Das gesparte Geld können die Kirchen in ihre Verwaltung investieren. Denn so viele technische Geräte zu koordinieren – das macht schon Arbeit. (pro)
Von: jst