Mit allen Mitteln Hoffnung in die Welt tragen

Die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland heißt Annette Kurschus. Hoffnung in die Welt zu tragen hält die höchste Repräsentantin der rund 20,2 Millionen Protestanten in Deutschland für den zentralen Auftrag der Kirche.
Von Johannes Blöcher-Weil
Die Theologin Annette Kurschus

126 von 140 Synodalen haben „Ja“ zu Annette Kurschus als neuer EKD-Ratsvorsitzender gesagt. Als solche ist sie die neue Spitzenrepräsentantin der deutschen Protestanten. Nach ihrer Wahl kündigte die 58-Jährige im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst epd an, dass sie vor allem geistlich-theologisch wirken wolle. Auch den Umgang mit Missbrauch in ihrer Kirche will sie zur Chefsache machen.

Kurschus steht seit 2012 an der Spitze der Evangelischen Kirche von Westfalen, die rund 2,1 Millionen Mitglieder hat. In der vergangenen Ratsperiode war sie Stellvertreterin von Heinrich Bedford-Strohm. Er kandidierte bei der Synode nicht für eine weitere Amtszeit. Zu Kurschus’ Stellvertreterin im Ratsvorsitz wählten die Synodalen die 60 Jahre alte Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. Mit der 25-jährigen Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich sind damit ausschließlich Frauen in der EKD-Führung.

Gegenüber dem epd betonte Kurschus, dass es ihre Aufgabe und die der Christen sei, Hoffnung in diese Welt zu tragen: „Dafür werde ich alles tun.“ Zugleich müsse die Stimme der Kirche in diese Gesellschaft: „Sie darf nicht fehlen bei vielen politischen und gesellschaftlichen Fragen. Und sie wird auch von mir weiterhin zu hören sein.“ Gleichzeitig betonte Kurschus, dass wir nicht diejenigen seien, die Politik machen.

Mit klarer Verständigung und Transparenz weiterkommen

In Bezug auf die Aufarbeitung des Missbrauchs werde sie sich der Kritik der Betroffenen stellen und sich deren Wünsche und Bedürfnisse anhören. Es brauche bei diesem Thema zunächst einmal eine klare Verständigung und transparente Kommunikation: „Ich hoffe, dass wir dadurch auf dem Weg der Vertrauensbildung weiterkommen.“

Die EKD-Synode hatte am Mittwoch zum Abschluss ihrer viertägigen Beratungen die Einrichtung einer synodalen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt beschlossen. Dort sollen auch Betroffene eingebunden werden. Das Thema soll künftig bei jeder Jahrestagung auf der Tagesordnung stehen. Der verabschiedete Haushalt der Synode umfasst 246,1 Millionen Euro. Insgesamt stellt sich die EKD angesichts des Mitgliederverlusts und Einbrüchen bei der Kirchensteuer auf Einsparungen ein.

Sie vertraue darauf, dass die Kirche unabhängig von ihrer Größe Zukunft habe: „Auch wenn wir kleiner werden, behält die Botschaft, von der wir leben, ihre Kraft.“ Sie lebe aus der Hoffnung, dass Gott „uns auch jetzt nicht preisgibt und uns hält“. Kirche habe „einen Ton in das Leben einzutragen, den sonst niemand einzutragen hat“.

Ratsvorsitzende bekommt Predigtpreis

Kurschus wird geschätzt als überlegte Theologin und gute Predigerin. Am kommenden Mittwoch soll die Theologin den Ökumenischen Predigtpreis erhalten, weil sie laut Jury Standards dafür gesetzt hat, was die „Predigt einer Kirchenrepräsentantin etwa in öffentlicher Trauer bei Katastrophen leisten kann“. Sie hatte bei der Trauerfeier der Opfer des Germanwings-Absturzes gepredigt.

Kurschus wuchs in einem evangelischen Pfarrhaus auf. Nach dem Abitur in Siegen studierte sie Theologie in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal. Ihr Vikariat absolvierte sie in Siegen-Eiserfeld. Es folgten verschiedene Stationen als Gemeindepfarrerin. Seit 2001 war sie zusätzlich stellvertretende und von 2005 bis 2012 Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Siegen.

Im November 2011 wählte sie die westfälische Landessynode zur Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Seit November 2015 war Annette Kurschus zugleich Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und stellvertretende Ratsvorsitzende. Seit 2016 hat sie auch die Position der Beauftragte des Rates der EKD für die Beziehungen zu den polnischen Kirchen inne. Kurschus ist ledig und kinderlos.

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4 Antworten

  1. Das gibt wieder nixhts
    Ohne Jesus und den Heiligen Geist ist die Kirche nach wie vor eine tote Institution.

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    1. Und Sie beurteilen natürlich, wo Jesus und der Heilige Geist wirken und wo nicht…. welch Hochmut …. aber der wächst ja bekanntermaßen einschlägig verschwistert auf demselben Holz….

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  2. Ich appeliere hiermit an meine ehemalige Kirche – Austritt August 2020 – die Gesprächsblockade zu Christen, die sich in der und für die AfD engagieren, einzustellen. Es ist Ausgrenzung und Diskriminierung, die dem Grundgesetz Art. 3 widerspricht! Es gibt Begründungen dafür, politisch unterschiedliche Ansichten zu vertreten. Man bleibt Mensch. Man bleibt Christ, Gotteskind.
    Ich leid an „meiner Kirche“ – die nicht mehr meine sein kann, weil sie JESUS CHRISTUS und die Predigt des Evangeliums über Gottesfurcht, Umkehr zu Gott, Buße, das KREUZ Jesu Christi verlassen hat und sich auf einseitige „Politische Positionierung“ beschränkt.
    Gottes Segen – Kraft – Weisheit – Mut für den eigenen Weg mit Ihm!

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  3. @Frau Rosebrock: Sie schreiben: „Man bleibt Christ, Gotteskind.“ Sie meinen damit Christen in der AfD, die von den Landeskirchen ausgegrenzt würden, wenn ich Sie richtig verstehe. Aber dann appelliere ich an Sie, den Christen in den Landeskirchen nicht das Christsein ansich abzusprechen, indem Sie behaupten, dass die Kirche Jesus verlassen habe (und aus Ihrer Sicht wohl alles falsch mache) Das wirkt nicht sehr gesprächsbereit. Wie soll da Dialog entstehen, wenn Sie genau das gleiche machen, was Sie am Gegenüber kritisieren?

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