Die Suspendierung und „die umfassenden Sanktionen durch Bischof [Felix] Genn sind aus meiner Sicht sachgerecht und angemessen“, sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, nach Angaben von katholisch.de, als Reaktion auf die erzwungene Emeretierung des Münsteraner Pfarrers Ulrich Zurkuhlen. Auch die „klaren Reaktionen“ der Gottesdienstbesucher, die den Gottesdienst nach Zurkuhlens Äußerungen verlassen hätten, wertete Rörig positiv. „Es zeigt, dass diese Katholiken eine klare Haltung gegen jegliche Rechtfertigungs- und Beschwichtigungsversuche haben.“ Er hoffe, dass „die absolut berechtigte Empörung“ über das Verhalten des Pfarrers „in positive Energie für eine umfassende Aufklärung und unabhängige Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs im Bereich der katholischen Kirche umschlägt“.
Bischof Felix Genn hatte Zurkuhlen nach dessen umstrittenen Aussagen zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche am Mittwoch in den Ruhestand versetzt. Er darf keine Gottesdienste mehr halten, keine Beichte abnehmen und nicht mehr seelsorgerlich tätig werden. Verschiedene Medien wie katholisch.de, der WDR oder das katholische Online-Magazin „Kirche und Leben“ berichteten darüber.
Pfarrer muss sich schriftlich entschuldigen
Der 79-jährige Zurkuhlen hatte in einem Gottesdienst am 30. Juni in der Heilig-Geist-Kirche in Münster Vergebung für die Priester gefordert, die Kinder sexuell missbraucht haben. Das hatte unter den Gottesdienstbesuchern zu Protesten geführt. Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hatte er anschließend erklärt: „Mein Thema war Vergebung. Dabei habe ich auch sinngemäß die Bemerkung gemacht, dass es gut oder nötig wäre, dass Verantwortliche der Kirche allmählich den sogenannten Verbrechern ein Wort der Vergebung schenken sollten.“ Und weiter sagte er: „Man kann theologisch gesehen auch Priestern vergeben, die sich an Minderjährigen vergangen haben.“ Er habe dies weiter ausführen wollen, seine Worte seien aber im Aufschrei der Gottesdienstbesucher untergegangen, sodass er habe abbrechen müssen. Rund 70 Besucher und Sänger des Chores hätten die Heilig-Geist-Kirche verlassen. Zurkuhlen machte gegenüber der dpa klar, dass eine strafrechtliche Aufarbeitung der Fälle unabhängig vom Gedanken der Vergebung gelte.
Dem Pfarrer sei mit seiner Emeretierung nun jegliche Äußerung zu dem Thema verboten, habe Bischof Genn nach Angaben der dpa klargestellt. Zurkuhlen müsse sich außerdem schriftlich bei den Betroffenen, der Gemeinde und allen, die er verletzt habe, entschuldigen. Die Bezüge für den 79-Jährigen seien gekürzt, teilte das Bistum außerdem mit.
Von: Swanhild Zacharias