18,5 Prozent der Schüler in Deutschland sind von Cybermobbing betroffen. Das hat das „Bündnis gegen Cybermobbing“ am Mittwoch in Berlin erklärt. Die Zahlen steigen. 2017 waren es noch 12,5 Prozent. Damit sind derzeit über zwei Millionen Kinder und Jugendliche von Mobbing im Internet betroffen. Am häufigsten werden sie online beschimpft, ausgegrenzt oder es werden Lügen oder Gerüchte über sie verbreitet.
Das ergibt sich aus einer Folgestudie, die die Organisation seit 2013 in regelmäßigen Abständen publiziert. Für die aktuelle repräsentative Studie wurden zwischen April und Juni 637 Lehrer, 4.213 Schüler und 1.061 Eltern befragt.
Täter kommen aus der Klasse
Die Eltern gaben an, Cybermobbing habe vor allem im Umfeld der Schule ihrer Kinder zugenommen, besonders in der eigenen Klasse. Die Täter sind demnach häufig keine Unbekannten, sondern kommen in den allermeisten Fällen aus dem direkten Umfeld der Kinder.
„Der Brennpunkt ist ganz eindeutig die Schule“, erklärte Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses. Aus Sicht der Lehrkräfte gebe es 17 Prozent mehr Fälle von Cybermobbing seit 2022, zugleich aber auch mehr Rassismus oder Hate Speech. Zwei Drittel aller Lehrer gaben an, im vergangenen Jahr mit Cybermobbing in Kontakt gekommen zu sein. Vor zwei Jahren waren es noch weniger als die Hälfte. Leest nannte das eine „Inflation“.
Der Druck beginne häufig schon in der Grundschule. Da seien über 50 Prozent der Kinder betroffen. Vor allem aber treffe Cybermobbing Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Die Folgen seien oft dramatisch: Kinder blieben dem Unterricht fern, die Leistungen verschlechterten sich, sie litten unter Angstzuständen und anderen körperlichen Auswirkungen. 26 Prozent der Opfer haben laut Studie schon mindestens einmal darüber nachgedacht, sich das Leben zu nehmen. Das entspricht 500.000 Schülern. „Diese Zahl ist steigend“, warnte Leest.
Handy raus aus der Schule
Seine Folgerung: „Das Handy muss aus dem Schulunterricht.“ Und zwar flächendeckend in ganz Deutschland. Außerdem fordert das „Bündnis gegen Cybermobbing“ die Einführung eines Schulfachs Medienerziehung inklusive einer besseren Befähigung der Lehrer zum Umgang mit Cybermobbing. Auch Beratungsteams an Schulen und regelmäßige Informationsveranstaltungen seien nötig. „Es reicht nicht aus, nur mal einen Projekttag zu machen“, sagte Leest.
Von der Politik forderte er ein eigenes Gesetz gegen Cybermobbing sowie etwa eine bundesweite Onlineberatungsstelle. Den Anbietern von Social Media-Diensten erkläre er, es brauche unter anderem eine Klarnamenpflicht und eine wirksame Selbstkontrolle.