Militäreinsatz in Libyen vertretbar

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, befürwortet grundsätzlich den Militäreinsatz gegen Libyen. Den Umgang der internationalen Gemeinschaft mit dem Machthaber Muammar al-Gaddafi kritisierte er dagegen scharf.
Von PRO

Er könne die Gründe derer nachvollziehen, die sich für das militärische Eingreifen entschieden haben, sagte Zollitsch gegenüber dem "Hamburger Abendblatt". Der Erzbischof von Freiburg und oberste Repräsentant der katholischen Kirche in Deutschland betonte: "Wenn die Truppen des Diktators Gaddafi tatsächlich kurz davor standen, im Osten Libyens ein Blutbad anzurichten, ist ein Militäreinsatz auf der Grundlage eines Mandats zum Schutz der Zivilbevölkerung grundsätzlich vertretbar." Zollitsch äußerte auch die Hoffnung, der Militärschlag eröffne dem libyschen Volk die Möglichkeit, "sich auf den Weg zu einer freien und demokratischen Gesellschaft zu machen".

Dagegen kritisierte der Erzbischof den bisherigen Umgang der internationalen Gemeinschaft mit Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi. Es sei nicht erst in der Rückschau problematisch, dass einem offenkundigen Despoten, jedenfalls seit 2004, Waffen und Kommunikationstechnik verkauft worden seien, die er bei Bedarf gegen die eigene Bevölkerung einsetzen könne. "Auch hatte die Sanktionspolitik der letzten Wochen etwas Halbherziges. Und nicht einmal die westlichen Staaten haben wirklich mit einer Stimme gesprochen."

Der Erzbischof forderte die Bundesregierung auf, sich gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft aktiv darum zu bemühen, "humanitäre Notlagen in der Region zu lindern". Er mahnte vor allem, "die Bedenken gegen dieses militärische Engagement sollten nicht gering geachtet werden". Es wisse doch niemand, ob aus dem humanitär begründeten Vorgehen am Ende nicht eine lang anhaltende Verstrickung mit unkalkulierbaren Folgen werde.

"Menschliche Katastrophe" in Libyen?

Das Deutsche Rote Kreuz äußerte sich in einer Pressemitteilung besorgt über die Verschärfung der Kämpfe in und um dicht besiedelte Zentren in Libyen und der daraus resultierenden Gefahr für die Zivilbevölkerung. In Libyen drohe eine menschliche Katastrophe, sagte die Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland, Monika Lüke, gegenüber der "Stuttgarter Zeitung". An den Grenzen von Libyen seien 200.000 Flüchtlinge, die dringend Nahrung und Medikamente brauchen. Laut einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" haben Hilfsorganisationen zu weiten Teilen des Landes keinen Zugang.

Wie "Welt online" berichtet, haben die Luftangriffe der internationalen Militärallianz nach Angaben des libyschen Gesundheitsministeriums bisher mindestens 114 Todesopfer gefordert. 445 Menschen seien verletzt worden, sagte ein Ministeriumsmitarbeiter. Bei diesen Zahlen ist unklar, wie viele Zivilisten unter den Opfern sind. (dpa/pro)

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