Microsoft-Mitarbeiter protestieren gegen Armee-Deal

Die amerikanische Technologiefirma Microsoft will dem US-Militär die Mixed-Reality-Brille „HoloLense“ für das Training an der Waffe verkaufen. Rund 100 Mitarbeiter des Unternehmens haben dagegen protestiert.
Von Jörn Schumacher
Mitarbeiter von Microsoft protestieren dagegen, dass die 3D-Brille des Hauses dem US-Militär zur Verfügung gestellt werden soll.

Microsoft hat einen Vertrag mit dem US-Militär in der Höhe von 480 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Zu dem Deal gehört die Datenbrille HoloLense, die eine Sicht auf die Realität, gepaart mit digitalen Inhalten ermöglicht. Eine solche Mixed-Reality-Brille will das US-Militär zum Training verwenden, um die „Tödlichkeit, Mobilität und situative Aufmerksamkeit zu erhöhen“, berichtet das Magazin Futurezone. Die Soldaten sollen mit der Brille Kriegsszenarien in einer virtuellen Realität erproben. Die HoloLens von Microsoft wird bisher bei Spielen, oder in der Industrie verwendet, etwa von Airbus, Saab oder der Deutschen Bahn.

Rund 100 Angestellte von Microsoft haben nun eine Petition unterzeichnet, die sich gegen den Vertrag ausspricht. „Wir haben nicht für die Entwicklung von Waffen unterschrieben und wir fordern ein Mitspracherecht bei der Verwendung unserer Arbeit“, heißt es in dem Brief an den Microsoft-Chef Satya Nadella und den Chefjuristen Brad Smith. Nadella wurde 2014 als CEO der Nachfolger von Steve Ballmer berufen.

„Wir weigern uns, Technologie zur Kriegsführung und zur Unterdrückung herzustellen“, heißt es in dem offenen Brief weiter. Die Mitarbeiter erklärten, sie hätten an der Entwicklung eines Produkts mitgearbeitet, das nun „Kriegsgewinne“ erwirtschafte. Damit habe ihr Arbeitgeber eine Grenze überschritten. „Wir sind alarmiert, dass Microsoft daran arbeitet, dem US-Militär Waffentechnologie zur Verfügung zu stellen, so dass die Regierung diese tödlichen Werkzeugen einsetzen kann.“

Im November habe Microsoft einen Vertrag über 479 Millionen Dollar mit der Armee abgeschlossen. Dabei gehe es um das „Integrated Visual Augmentation System“ (IVAS). Viele Microsoft-Mitarbeiter hätten sich an dem Projekt beteiligt, lange bevor klar war, dass eine Zusammenarbeit mit der Armee angestrebt wurde. „Sie dachten, HoloLens helfe Architekten und Ingenieuren oder beim Lernen für Operationen oder das Klavierspielen, oder um neue Möglichkeiten beim Spielen zu bringen, oder um sich mit dem Mars Rover zu verbinden.“ Doch nun sähen sie sich plötzlich in der Situation, Waffenhändlern in die Karten zu spielen.

Wie Futurezone berichtet, bot der Firmenjurist Smith den protestierenden Mitarbeitern an, zu einer anderen Abteilung zu wechseln, wenn sie nicht an einem „unmoralischen Projekt“ mitarbeiten wollen. In einem Eintrag im Firmenblog schreibt Microsoft, die Firma arbeite auch dafür, dass das Land eine gut ausgebildete Armee haben müsse. Man könne verstehen, wenn sich manche Mitarbeiter unwohl dabei fühlten, bei dem Projekt mitzuarbeiten. „Wie immer gilt: Wenn unsere Angestellten in einem anderen Projekt arbeiten möchten, aus welchen Gründen auch immer, dann wollen wir klarstellen, dass wir einen Austausch von Talenten befürworten.“ Man unterstütze einerseits eine modern ausgebildete Armee, begrüße aber zugleich die Ausarbeitung von ethischen Standards in der Verwendung von moderner Waffentechnologie.

Von: Jörn Schumacher

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