Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn hat im Gespräch mit PRO das „großartige“ gemeinsame Erbe von Judentum und Christentum hervorgehoben. Die Lehren von Jesus seien ohne die jüdische Ethik nicht zu erschließen. Ebenso sei das heutige Judentum ohne die Auseinandersetzung mit dem Christentum nicht zu verstehen.
Im PRO-Podcast „Israel im Krieg“ sagte Wolffsohn weiter, dass ihm die gemeinsame Ethik der beiden Religionen nicht nur phrasenhaft wichtig sei, vielmehr lebe und praktiziere er sie. Deswegen bezeichne er sich als „Jesus-Jude“. Denn er stelle Jesus „ohne expansionistische Ansprüche in die jüdische Tradition.“
Im Podcast berichtet der Historiker zudem von einem Gottesdienst in München, in dem er über die Bergpredigt gesprochen hat. Nach der Predigt klatschten die Gottesdienstbesucher zur Überraschung von Wolffsohn, weil „die Menschen merkten, dass mir das Gemeinsame“ wichtig ist.
Für den christlich-jüdischen Dialog wünscht sich Wolffsohn ein mitmenschliches Miteinander und ein Besinnen auf die Gemeinsamkeiten. Solche seien beispielsweise die gemeinsamen heiligen Texte. „Diese biblischen Geschichten sind nicht irgendwelche Kindermärchen, sondern haben ganz entscheidend wichtige Botschaften.“