Die Würfel sind gefallen. Friedrich Merz wird Kanzlerkandidat der Union für die kommende Bundestagswahl. Regulär soll diese am 28. September 2025 stattfinden. Glaubt man verschiedenen Medienberichten und dem unionsinternen Herausforderer Markus Söder, nimmt dieser die Entscheidung ohne Zähneknirschen hin. Er sei „fein damit und unterstütze dies ausdrücklich“, sagte der CSU-Politiker den Pressevertretern.
Die Führungsgremien von CDU und CSU müssen diesen Schritt zwar noch offiziell beschließen – das gilt aber als reine Formsache. Da bleibt nur zu hoffen, dass Söder sein Versprechen ernst nimmt, Merz seine volle Rückendeckung zu geben. Schließlich haben beide Politiker in der Pressekonferenz betont , dass sie gemeinsam Verantwortung für Deutschland übernehmen wollen. Und dafür ist gegenseitiges Vertrauen eine wichtige Währung.
Ein Schelm wer Böses dabei denkt, wie sich Söder vor der Presse gibt. Zu deutlich erinnern sich die Beobachter an das Schauspiel aus dem Jahr 2021. Denn das war alles andere als vertrauenswürdig. Gefühlt ist der Möchtegern-Kandidat aus Bayern dem in der Kandidatenwahl überlegenen Armin Laschet jeden zweiten Tag in die Parade gefahren und hat ihm und der Union den Weg ins Kanzleramt mit Ansage verbaut.
2009 entnervt die Politik verlassen
Man darf gespannt sein, welchen Preis Merz nach der Bundestagswahl 2025 oder bei der nächsten Bundespräsidentenwahl für Söders politischen Rückzug bezahlt, wenn Ämter und Ministerin verteilt werden. Die Union tut jedenfalls gut daran, diese Dinge intern zu klären. Der Kandidat Friedrich Merz, das steht fest, ist sicher nicht der Favorit der Anhängerschar von Angela Merkel.
Es ist 22 Jahre her, als Merz den Machtkampf gegen Angela Merkel verloren – und dann 2009 entnervt die Politik verlassen hat. Zurück auf der politischen Bühne hat er sich seine Hausmacht schnell gesichert und sowohl Partei- und Fraktionsvorsitz übernommen. Seit Dienstag ist er seinem persönlichen politischen Ziel ein Stück nähergekommen: dem Einzug ins Kanzleramt.
Die CDU hat mit ihm als Parteivorsitzendem ein neues Grundsatzprogramm erarbeitet, an dem die Basis mitgewirkt hat. Auch sonst attestieren die Medien ihm, dass die Union wieder an politische Erfolge glaubt. Bis zur Bundestagswahl im Herbst 2025 ist es noch über ein Jahr Zeit, in der viel passieren kann: sowohl in der Union als auch in der Koalition.
Aktuell tritt die Union geschlossen auf und der „Kanzlerkandidat der Herzen“, wie ihn die eigene Partei nannte, von 2021 betont die Einigkeit, bei dem Ziel die Ampel-Koalition abzulösen. Er wolle sich unterordnen. Bisher war das nicht die Kernkompetenz Söders. Und was sagt der Kanzler zu der Personalentscheidung, die ihn während einer Auslandsreise erreicht hat: „Es ist mir recht, wenn Herr Merz der Kanzlerkandidat der Union ist.“
Verdruss in der SPD-Fraktion
Er scheint sich zuzutrauen, dass er Merz im kommenden Herbst in die Schranken weist. Die SPD nominiert ihren eigenen Kandidaten übrigens erst im Juni 2025. Noch ist offen, ob es Olaf Scholz wird. Münchens SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter hat sogar den Namen des Verteidigungsministers Boris Pistorius ins Spiel gebracht. Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, müssen bei den aktuellen Umfragen viele SPD-Abgeordnete um ihr Mandat fürchten. Das sorgt für Verdruss in den Abgeordnetenbüros.
Es braucht aus meiner Sicht beides: eine geschlossene und konservativere Union sowie eine starke SPD, alleine um die politischen Ränder nicht unnötig zu stärken. Für beide Parteien und unser Land wäre es doch schön, wenn dazu jeder einen Beitrag leisten könnte: mit vertrauensvoller Zusammenarbeit und klugen Entscheidungen. Vielleicht ist der Wunsch aber auch eher Vater des Gedanken.