Merkel würdigt „Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“

"Christentum und Judentum sind auf einzigartige Weise aneinander gebunden und miteinander verbunden". Umso wichtiger sei die Arbeit der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und ihres Koordinierungsrates (DKR). Das sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag bei der Feier zum 60-jährigen Bestehen des Rates in Berlin.
Von PRO

Die Türen von christlichen Kirchen und jüdischen Gemeinden stünden füreinander offen, so Merkel. Das sei „nach allem, was geschehen ist, ein großes und wunderbares Geschenk“. Beim Festakt in der Friedrichstadtkirche in Berlin bedankte sich Merkel beim Koordinierungsrat für die „großartige und unverzichtbare Arbeit für unser Gemeinwesen“.

Sie würdigte das Engagement derer, die im Koordinierungsrat mitarbeiteten und sich um die Verständigung zwischen Christen und Juden bemühten und gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus stellten. Dazu brauche man „Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl, Ausdauer und Respekt gegenüber den Mitmenschen“.

„Wie konnten Christen den Nationalsozialismus annehmen?“

Beim jüdisch-christlichen Dialog gehe es besonders um „die gemeinsame, aber leider nur zu oft leidvolle Geschichte“: „Zur gemeinsamen Geschichte von Juden und Christen gehören, so beschämend es auch ist, Antijudaismus und Antisemitismus.“ Es sei schwer, Antworten zu finden auf Fragen wie „Wie konnte es geschehen, dass so viele Christen den Nationalsozialismus begeistert aufnahmen? Wie war es möglich, dass sich gegen die Deportation jüdischer Mitbürger zu wenig Widerstand in den Reihen der Kirchen regte?“

Merkel zitierte Pfarrer Martin Niemöller, der in einem Konzentrationslager inhaftiert war und nach seiner Freilassung für ein klares Schuldbekenntnis der christlichen Kirchen eingetreten war mit den Worten: „Wie wollen wir das Wort der Gnade hören können, wenn wir unsere Schuld nicht sehen wollen?“

Die Kanzlerin erinnerte daran, dass Niemöller für seine Haltung erbitterten Widerstand erfuhr und beschimpft wurde. „Doch am Ende setzte sich Niemöller mit seinen Mitstreitern durch. Im so genannten Stuttgarter Schuldbekenntnis vom Oktober 1945 bekundete die Evangelische Kirche eine Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus“, so Merkel. „Dieses Bekenntnis ist in seiner Bedeutung für das Miteinander von Christen und Juden nicht hoch genug einzuschätzen.“

„Glaube schenkte nach dem Krieg Kraft“

Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs habe der Glaube vielen Menschen „Kraft und Trost“ geschenkt, so Merkel. „Gottesdienste und Festtage bildeten Konstanten im Leben der Menschen. Die Kirchen waren fast die einzigen Institutionen, die in ihren Strukturen weiter bestanden.“

Zur Arbeit des DKR gehöre auch, „Wissen über den Staat Israel zu vermitteln, über die Wurzeln dieses Landes, über die heutige Politik und über die Lage der Menschen“, so die Bundeskanzlerin. „Ihre Austauschprogramme zwischen Deutschen und Israelis gehörten zu den ersten überhaupt.“ Diese Arbeit sei wichtig, da Umfragen zeigten, dass eine klare Mehrheit der Bürger meine, die größte Gefahr für den Weltfrieden gehe vom Staat Israel aus.

Merkel warnte, auch heute und künftig gebe es „wahrlich keinen Grund, sich zurückzulehnen“: „Es gilt, immer wieder Klarheit darüber zu schaffen, wozu antisemitisches und menschenfeindliches Gedankengut führen kann. Jede Generation wird Rüstzeug gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, gegen Hass und Gewalt benötigen.“ (PRO)

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