Ein Video im Online-Netzwerk Facebook, das die Erschießung eines Mannes in einem Berliner Brunnen zeigt, hat Kritik ausgelöst. Ein Polizist hatte den tödlichen Schuss abgegeben. „So etwas darf nicht gepostet werden. Wenn es etwas gibt, wo Facebook sofort reagieren muss, damit die Bilder aus dem Netz genommen werden, dann sind das solche Fälle”, sagte der CDU-Medienexperte und Unions-Fraktionsvize Michael Kretschmer dem Nachrichtenmagazin „Focus”. Die Bilder des auf Facebook zigfach geteilten Youtube-Videos seien „menschenverachtend”.
Ähnlich äußerte sich dem Magazin zufolge auch ein Sprecher von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU): „Offenbar reichen die technischen Instrumente und die Teams, die Inhalte der Seiten angeblich rund um die Uhr prüfen, nicht aus.” Der nackte und verwirrt wirkende Mann hatte sich am Freitag im Neptunbrunnen mit einem Messer selbst verletzt und war dann auf einen Polizisten losgegangen, ehe dieser schoss. Ob er in Notwehr handelte, wird noch geprüft.
„Man muss diesen lebensbedrohlichen Angriff abwehren"
Nach Polizeiangaben hatte der 31-Jährige den Beamten mit einem 20 Zentimeter langen Messer in dem Brunnen am Roten Rathaus angegriffen. Auf die „Messer weg”-Rufe reagierte er nicht, wie auch das Video zeigt. Der Beamte schoss daraufhin. Die Kugel durchschlug laut der Obduktion die Lunge des Mannes. Er starb wenig später im Rettungswagen. Er hatte sich zuvor mit dem Messer mehrfach selbst verletzt und blutete. Der Beamte wollte den Mann nach Angaben der Staatsanwaltschaft zunächst beruhigen und aus dem Brunnen holen. Die Mordkommission des Berliner Landeskriminalamts ermittelt nun gegen den Polizisten wegen Totschlags.
Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft Berlin, Bodo Pfalzgraf, war das Vorgehen des Beamten angemessen, auch der Schuss auf den Brustkorb. Es sei nicht möglich, alle Berliner Beamten zu Scharfschützen auszubilden, die in solchen Situationen in Arme oder Beine schießen, sagte der im Inforadio des RBB. „Wenn am Ende jemand mit der Waffe auf einen losgeht, dann ist auch das staatliche Gewaltmonopol gefragt, weil man nicht alle Konflikte dieser Welt sprachlich lösen kann”, sagte Pfalzgraf. Kein Polizist mache es sich leicht, auf einen anderen Menschen zu schießen. Bei Notwehr sei zudem der ganze Körper die Trefferfläche, erklärte Pfalzgraf. „Man muss diesen lebensbedrohlichen Angriff abwehren. Da wird nicht trainiert, auf Arme und Beine zu schießen.” (pro/dpa)