Die Canadian Down Syndrome Society (CDSS) möchte mit einer Online-Petition erreichen, dass Menschen mit Down-Syndrom auf die „Rote Liste gefährdeter Arten“ der Weltnaturschutzunion „International Union for Conservation of Nature and Natural Resources“ (IUCN) aufgenommen werden. Menschen mit Down-Syndrom seien als „gefährdete Unterart oder Unterpopulation von Homo Sapiens“ bedroht, schreibt die CDSS in ihrem formellen Schreiben an die IUCN. Nach den Kriterien der IUCN gelten Menschen mit Down-Syndrom in vielen Teilen der Welt als gefährdet. Mit dem Anteil der Menschen mit Down-Syndrom an der Bevölkerung schrumpfe auch deren Zugang zu Bildung, Wohnraum, Beschäftigung und die allgemeine Lebensqualität. Die Petition soll auf die Benachteiligung dieser Menschen aufmerksam machen und Abhilfe schaffen. Nach Angaben der CDSS sind mehr als 65 Prozent der betroffenen Menschen ohne Arbeit. Etwa ein Viertel der Menschen mit geistiger Behinderung, dazu rechnet die CDSS auch Menschen mit Down-Syndrom, lebt demnach in Armut. Die Organisation beklagt, dass in Nordamerika den Tierschutzorganisationen rund 90 Prozent mehr Mittel zur Verfügung stehen als Organisationen, die sich für Menschen mit Down-Syndrom einsetzen.
Menschen mit Down-Syndrom werden „regelrecht aussortiert“
„Der Gedanke, dass Menschen mit Down-Syndrom zusammen mit Amphibien, Vögeln, Krustentieren und Korallen auf einer ‚Roten Liste‘ auftauchen, kommt mir allerdings schräg vor“, erklärt der christliche Verleger David Neufeld auf Anfrage. Mensch und Tier dürfen seiner Auffassung nach nicht zusammen in eine Kategorie gestellt werden. Neufeld setzt sich mit Veröffentlichungen aus seinem Verlag in besonderer Weise mit den Themen auseinander, die Menschen mit Behinderung oder Down-Syndrom und deren Familien berühren. Neufeld hält die CDSS-Petition für eine „kreative Idee“, um für die Belange der Down-Menschen öffentliche Wahrnehmung zu schaffen. „Das ist dringend notwendig“, erklärt Neufeld. Man müsse tragischerweise anerkennen, dass Menschen mit Down-Syndrom offensichtlich zu einer bedrohten Art würden.
Es sei daher geboten zu sagen, dass Menschen mit Down-Syndrom „regelrecht aussortiert“ würden. Neufeld verweist auf die aktuelle Debatte um Bluttests in Deutschland. Derzeit wird darüber beraten, ob die sogenannten Pränatests, mit denen chromosomale Abweichungen beim ungeborenen Kind im Blut der Mutter festgestellt werden können, Kassenleistung werden sollen. „Die Folgen in anderen Ländern, wo diese Tests bereits im größeren Stil eingesetzt werden, sind erkennbar: Im Zweifelsfall wird ein Kind mit Down-Syndrom abgetrieben.“
Für die Kampagne gegen die Benachteiligung von Menschen mit Down-Syndrom setzt die CDSS auch auf die Reichweiten der Videoplattform YouTube und Facebook. In einem Video plädieren Menschen mit Down-Syndrom in Kostümen, die an bedrohte Tiere erinnern, für die Aufnahme auf die Rote Liste der bedrohten Arten. In Deutschland bemüht sich das Deutsche Down-Syndrom Infocenter um Aufklärung über Down-Syndrom etwa bei Ärzten und Familien. Auch die Bundesvereinigung Lebenshilfe und Selbsthilfevereine treten mit Aktionen und Projekten für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ein.
Von: Norbert Schäfer