Mensch oder Maschine: Journalist fordert Kennzeichnungspflicht für KI-Texte

Der Journalist und stellvertretende DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster plädiert für Transparenz beim Einsatz künstlicher Intelligenz im Journalismus. Das diene der Glaubwürdigkeit journalistischer Inhalte.
Von Norbert Schäfer
Auch Journalismus muss auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz reagieren

Der Digitalchef der Nassauischen Presse, Mika Beuster, fordert Transparenz bei der Verwendung künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus. Verhaltensregeln für den Einsatz von KI könnten dabei helfen, die Glaubwürdigkeit der Medien aufrechtzuerhalten. „Im Deutschen Journalistenverband haben wir das als Zukunftsthema erkannt“, erklärte Beuster, der stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes in einem Onlineseminar über Fake News, organisiert von chrismon.

Nutzer müssten erkennen können, ob ein Text von Menschen erstellt und geprüft wurde, oder ein Inhalt maschinell erstellt worden sei. „Wir sind der Meinung, dass es da einen code of conduct schon braucht“, sagte Beuster in der Online-Veranstaltung von Chrismon am Mittwoch. In der Finanzberichterstattung würden Texte, erstellt von künstlicher Intelligenz, bereits genutzt. Der Journalist kann sich eine entsprechende Kennzeichnungspflicht für maschinell erstellte Inhalte vorstellen. „Das wird sicherlich entscheidend sein für die Glaubwürdigkeit auch von journalistischen Inhalten“, erklärte der DJV-Vertreter.

Rezept gegen Fake News: „Handwerk, Handwerk, Handwerk“

„Dateninformiertes Arbeiten“ bedeute auch immer, dass die Daten interpretiert werden müssten. „Genau an der Stelle haben wir ein Problem“, sagte Beuster und führte als Beispiel die Debatten über Corona und den Klimawandel an. Dass Messdaten stimmten, sei unbestritten. „Wir haben alle die gleichen Ergebnisse, ziehen aber komplett unterschiedliche Schlüsse daraus.“

Medien müssten durch „Handwerk, Handwerk, Handwerk“ sicherstellen, dass keine Fake News verbreitet würden. Ausgangspunkt bleibe immer die Recherche. „Ich darf nichts ungeprüft einfach ins Blatt laufen lassen“, sagte Breuer, auch wenn es schwer sei, schnell behaupteten Tatsachen auf den Grund zu gehen. „Die Produktion von Fake News geht viel schneller als das Entlarven“, erklärte der Journalist.

Für Andre Wolf von „Mimikama“, einer Plattform, die Falschnachrichten richtig stellt, war 2014 das Jahr, „in dem Social Media und die Falschmeldungen explodiert sind“. In dem Jahr hätten rechtspopulistische Parteien „Social Media als ihre Sprachrohre erkannt“. Zudem habe seitdem Russland sehr stark manipulativ via Social Media auf den Westen Einfluss genommen. Fake News werden nach Einschätzung von Wolf über alle Plattformen gestreut: Von Facebook über YouTube, TikTok und Instagram bis hin zu Twitter werde manipulativ gearbeitet.

In den vergangenen zwei bis drei Jahren habe sich verstärkt Telegram als Kanal für Fake News herauskristallisiert. Auch Kommunikation über WhatsApp sei mit Falschmeldungen behaftet. „Social-Media-Plattformen wurden nicht gegründet, um demokratiefördernd zu wirken, sondern damit jemand Geld macht“, sagte Wolf. Um Menschen an die Plattformen zu binden, würden die Betreiber die Nutzer auf emotionalem Weg ansprechen. „Das läuft meist über negative Emotionen, über Aufregung, über Skandale, über Drama und die Algorithmen der einzelnen Plattformen spielen uns natürlich genau das nach vorne.“ Das gelte auch für Falschmeldungen. „Die Algorithmen fördern dramatische Inhalte, tendenziöse, einseitige Darstellungen, die viel Aufmerksamkeit bekommen, und wiederum sich schnell weiterverbreiten.“

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5 Antworten

  1. Letzter Absatz des Artikels:

    Zustimmung!!!!

    Ich erinnere mich aber auch:

    „[…]
    Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) steht nach Überzeugung der Präses ihrer Synode, Anna-Nicole Heinrich, vor einer digitalen Transformation. Dazu brauche es Menschen, die in Sozialen Medien persönliche Beziehungen aufbauen, sagte sie am Donnerstag beim Digitalisierungsforum der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
    […]“

    Quelle:
    https://www.pro-medienmagazin.de/ekd-praeses-christen-sollen-im-netz-persoenliche-beziehungen-aufbauen/

    In der Diskussion dazu fragte ich:

    „Wie kann ich bei Twitter, WhatsApp, facebook usw. die Themen, welche die Kirchen dort einstellen, mitdiskutieren, ohne dass ich gegen die DSGVO usw. verstoße bzw. ohne dass ich personenbezogene Daten (einschließlich meiner eigenen) an die (US-)Datendienste sende?“

    Bislang seitens der Kirchenobrigkeit keine brauchbare Antwort…

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    1. Vermutlich wäre für die Fastenzeit „7 Wochen ohne“,
      das notwendigste, 7 Wochen auf „Online“ zu verzichten.

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      1. Machen einige.

        Ich „verzichte“ – soweit und wo immer es mir möglich ist – auf Datendienste, dessen Geschäftsmodelle auf den „Datenkapitalismus“ abzielt. Und das schon seit Jahren.

        Ich komme nicht umhin, wieder auf Prof. Haberer hinzuweisen:

        https://watch.thekitty.zone/watch?v=6oZe4JCs1eo

        (Ein Youtube-Video „ohne Youtube“.)

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  2. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine Art von Kennzeichnungspflicht einen Unterschied machen würde. Denn fast genauso lange, wie es OpenAI gibt, gibt es auch Software, die mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen kann, ob ein Text durch KI verfasst wurde. Und ebenso gibt es dann aber Software, die einen Text einfach stark umformuliert, und in dem Moment sinkt die Erkennungsquote drastisch.

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  3. zu „2014 das Jahr, ‚in dem Social Media und die Falschmeldungen explodiert sind'“:
    Meines Erachtens wäre es ein interessantes Untersuchungsthema, inwieweit die einseitige Ukraine-Berichterstattung und -Kommentierung der Leitmedien und ihre uneinsichtige Reaktion auf den Leser- und Zuschauerunmut damals den Erfolg der Social Media befeuerten. Viele Medien waren der (vielfach berechtigten) Kritik schnell überdrüssig und handelten in ihren User-Diskussionsforen sehr restriktiv, so dass dort zum Schweigen gebrachte Leser/Zuschauer ihre Kritik und teilweise auch Korrekturen anderswo unterbringen wollten und in Social Media ihre Möglichkeit (und Gleichgesinnte) fanden.

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