"Wir haben in der Verkündigung einzustehen für die Heiligung des Menschen und seines Leibes und können nicht Besitzer eines Unternehmens sein, das Schund und Schmutz verbreitet", sagte der Kardinal in einem Interview mit der "Welt am Sonntag". "Das geht als Kirche in sich nicht. Dann können wir unsere Hirtenstäbe gleich aus der Hand legen." Als Kirche in Deutschland stehe man in der Gefahr, sich selbst überflüssig zu machen, "indem wir unser Proprium verlieren, das heißt unser Ureigenes: unsere Identität." Wenn die Kirche zur Welt geworden sei, habe sie in der realen Welt nichts mehr zu sagen. "Die Kirche ist dann keine Alternative mehr zur Welt." Meisner fügte hinzu, es sei für Bischöfe nicht angemessen, Unternehmer eines Großunternehmens mit Milliardenumsätzen und über 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sein.
Verklemmte Fundamentalisten?
Auf den Hinweis, manche aus dem Kircheninnern würden diejenigen, die sich "an den erotischen Rändern des großen Angebots von ‚Weltbild’" stören, als "verklemmte Fundamentalisten" bezeichnen, antwortete der Kölner Erzbischof, bei solch einem Argument könne man sein Gehör ruhig auf Durchzug stellen. Die Fundamentalismus-Keule sollte man gründlich vergessen und ihren Gebrauch in der Kirche als unwürdig disqualifizieren. "Was sind denn unsere Fundamente? Hier geht es einfach darum, was Paulus sagt: ‚Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?’"
Der Kardinal erinnerte in dem Gespräch auch daran, dass Christen das Salz der Erde sind: "Das ist der Auftrag, den der Herr uns gegeben hat. Wenn Sie aber fünf Gramm Salz mit fünf Kilo Sand vermischen, dann ist das Salz unwirksam. Es taugt zu nichts." Das Salz müsse vom Sand befreit werden, dann könne es in Reinkultur in die Weltsuppe hineingerührt werden, das ihr dann Würze, Geschmack und Schärfe verleiht. "So müssen wir auch die Kirche reinigen und alles aufgeben, was nicht zu ihr gehört." Im Hinblick auf das Treffen der Deutschen Bischöfe am Montag, bei dem auch die "Weltbild"-Problematik zur Sprache kommen soll, ergänzte Meisner: "Wir sind zu einem eindeutigen Zeugnis aufgerufen. Dies vor allem anderen. Dass wir sagen: Das geht, und das geht nicht mehr. Manches wird nicht mehr so weitergehen können, wie es bis bisher gegangen ist." (pro)