Mehr „n“ im Wahlkampf wagen

Im Wahlkampf wird mit harten Bandagen gekämpft. Da tut es gut, wenn Politiker Zuspruch erhalten. Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) hat nun betont, dass ihm SMS der Kanzlerin in schweren Zeiten geholfen hätten. Er nennt sie „Merkel-Psalme“.
Von Johannes Blöcher-Weil
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU)

Markus Söder ist kein Kind von Traurigkeit. Der bayerische Ministerpräsident und (verhinderte) Kanzlerkandidat der Union teilt gerne politisch verbal aus. Da ist der politisch Interessierte umso überraschter, dass er in einem Interview mit der Münchener Abendzeitung von SMS der Kanzlerin spricht, die ihn „gerade in schweren Stunden“ aufgemuntert hätten.

„Diese ‚Merkel-Psalme’ waren äußerst hilfreich. Das habe ich sehr geschätzt“, sagte der 54-Jährige im Interview mit dem Blatt. Dabei hat es der sonst so wortgewandte und rhetorisch beschlagene Söder mit dem Plural nicht so genau genommen. Vielleicht war seine Aussage aber auch seinem fränkischen Dialekt geschuldet.

Dass es sich bei der Mehrzahl der biblischen Lob- und Klagelieder um Psalmen (sic!) handelt, hätte Söder wissen können. Vielleicht war das Wort Psalme auch beim Rechtschreibprogramm seiner Mitarbeiter, die das Interview freigegeben haben, rot unterstrichen. Vielleicht wussten es die Redakteure der Zeitung aber auch nicht besser. Und so läuft das neu geschaffene Wort „Psalme“ über die Agenturen in die großen Medien hinein.

Söder outet sich als „Merkel-Fan“

Von daher ist es nur eine Randnotiz in einem Wahlkampf, der sicher wichtigere Themen hat. Es ist trotzdem schade, dass viele Deutsche mit den wortgewaltigen Inhalten der biblischen Psalmen und dem Wort selbst nicht mehr viel anfangen können. Und es ist genauso schade, dass an einigen Stellen der richtige Plural des Wortes nicht bekannt ist.

Andererseits ist es schön, dass Söder die Ermutigungen und Ratschläge, die er von der Kanzlerin in den SMS erhalten hat, mit der Bibel verknüpft. Die Bibel hat Worte, an denen wir uns orientieren können, die uns in schweren Zeiten helfen und die äußerst hilfreich sein können.

Söder lobt Merkels Krisenmanagement als Kanzlerin, die bei der Wahl am kommenden Sonntag nicht noch mal antritt: „Den einen oder anderen Rat werde ich mir daher sicher auch in Zukunft noch von ihr holen“, erklärt er im besagten Interview. Vielleicht ergänzt er sich diese Ratschläge noch durch Hinweise aus dem Duden – oder der Bibel.

Im Interview mit der Abendzeitung spricht er zudem darüber, warum es beim Gendern die richtige Balance braucht, warum eine unionsgeführte Regierung Stabilität verspricht und warum es die wichtigste Aufgabe der Corona-Politik ist, „Leben zu retten und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern“.

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6 Antworten

  1. Sehr geehrter Herr Dr. Söder und alle Leser dieses Artikels, aufgrund des Wahlkampfes, es allen Richtig zu machen und eine Segnung aller egal ob Homosexuell, Trans,… zu verlangen/ fordern geht weit über das Ziel hinaus.
    Da braucht sich die CSU/ CDU nicht wundern, wenn sie Wähler verliert!

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    1. In der Tat, „allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“.
      Und der Versuch kommt auch zu leicht als Anbiederei an …

      Und auch dieses sollte beachtet werden:
      „Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist.
      Ach dass du kalt oder warm wärest!
      Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“

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    2. In der Bibel bezeichnet Gott im Römerbrief im 1. Kapitel die homosexualität als Sünde. Und Sünde kann man nicht unter den Segen Gottes stellen. Da irrt Herr Söder der angeblich die Bibel liest gewaltig und widerspricht dem Willen Gottes.

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  2. Wie auch immer 🙂

    Aber regelmäßig die Psalme(n) zu lesen, – am besten sogar auswendig zu sprechen – , ist eine gute und hilfreiche Praxis zur Besinnung und Umkehr.
    Schon Bonhoeffer hat die Psalmen, als das „Gebetbuch der Bibel“ empfohlen.

    Als sehr berührend empfinde ich auch die Wechsellesung als gemeinsames Gebet der Gemeinde:

    „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
    Woher kommt mir Hilfe?
    Meine Hilfe kommt vom HERRN,
    der Himmel und Erde gemacht hat.
    Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
    und der dich behütet, schläft nicht.
    Siehe, der Hüter Israels
    schläft noch schlummert nicht.
    Der HERR behütet dich;
    der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
    dass dich des Tages die Sonne nicht steche
    noch der Mond des Nachts.
    Der HERR behüte dich vor allem Übel,
    er behüte deine Seele.
    Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang
    von nun an bis in Ewigkeit!“

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  3. Offensichtlich hat die PRO einen eigentümlichen Faible für Herrn Söder entdeckt – oder warum bekommt dieser plötzlich so viele Artikel in Wahlkampfzeiten?

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    1. @Carvalo

      Sie lesen die Söder-Artikel offensichtlich mit Aufmerksamkeit und Interesse … 😉

      Aber Sie haben natürlich nicht unrecht:
      „Und über sie hinaus, mein Sohn, lass dich warnen:
      Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib müde.“

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