Meinung

Mehr als Krise: Was uns 2022 positiv überrascht hat

Ein Jahr im Krisenmodus geht zu Ende. Doch es hatte weit mehr zu bieten. Zwölf Themen, die PRO im Jahr 2022 positiv aufgefallen sind.
Von Jonathan Steinert
Zum Christival in Erfurt werden mehr als 12.000 Menschen erwartet

Das Jahr 2022 könnte als ein Jahr im Krisenmodus in die Geschichtsbücher eingehen. Auf die Corona-Pandemie folgte der Angriff Russlands auf die Ukraine mit all seinen Folgen. Energiekrise, Klimakrise, Inflation sind Stichworte, die vielen Menschen Angst, Sorge und ganz konkrete Probleme bereiten.

Dazu hatte das Jahr einiges an aufreibenden Debatten zu bieten, von denen einige im kommenden Jahr weitergehen werden: die Diskussion um die Anzahl der Geschlechter und die Möglichkeit, sie zu wechseln; die Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibung; der Gerichtsprozess um den Bremer Pastor Olaf Latzel und den Vorwurf der Volksverhetzung; die Debatte um eine gesetzliche Regelung der Sterbehilfe.

Die öffentlich-rechtlichen Sender scheinen nach den Skandalen an der Spitze des RBB vollends in der Krise. Die Fußball-WM war aus deutscher Sicht nicht nur sportlich eine Enttäuschung. Und dann starb auch noch die britische Queen Elizabeth, die 70 Jahre lang auf dem Thron saß und so etwas wie eine Konstante war in den Wirren der vergangenen Jahrzehnte.

Was dabei leicht aus den Blick gerät: 2022 war nicht ausschließlich Krise. Hier sind zwölf Themen, die uns bei PRO in diesem Jahr überrascht oder erfreut haben – oder beides. Die Reihenfolge stellt keine Wertung dar.

Tausende junge Christen treffen sich in Erfurt

Beim Christival 2022 feierten mehr als 12.000 Menschen den Glauben Foto: Christival/Uwe Rannefeld

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie waren 2022 wieder Großveranstaltungen möglich. Unter anderem das Christival. 13.000 Jugendliche trafen sich in Erfurt, um in Gottesdiensten, Konzerten, Gesprächsforen und anderen Festivalformaten das Leben und den Glauben zu feiern. Sie wurden als „Freudenboten, Hoffnungsbotschafterinnen und Glaubensbringer“ in die Welt gesandt. Selbst der Tagesschau war das eine Meldung wert.

Jesus sein im Computerspiel

"I Am Jesus Christ", Computerspiel Foto: SimulaM/PlayWay; Screenshot PRO

Lang erwartet, nun endlich am Start: das Computerspiel „I Am Jesus Christ“, zumindest als Testversion. Dabei schlüpfen die Spieler in die Rolle von Jesus, müssen sich taufen lassen, gegen den Satan kämpfen und Wunder tun. Unser Rezensent findet: Die Botschaft des neuen Testaments ist hier erstmals seriös umgesetzt – eine Mischung aus unterhaltsamem Spiel und biblischer Nachhilfe

Offline aktiver sein

Smartphone-Nutzer Foto: Japanexperterna.se | CC BY-SA 2.0 Generic

Digitale Geräte und Online-Medien sind für viele Menschen zu fast allgegenwärtigen Begleitern geworden. Die ständige Verfügbarkeit von Informationen aller Art, die Möglichkeit, sie zu senden oder zu empfangen, hat aber auch einen Nachteil: Sie kann süchtig machen. Die Österreicherin Linda Meixner hat deshalb einen Digital-Entzug gemacht und für 66 Tage offline gelebt. Ihre Erkenntnisse verwertete sie in ihrer Masterarbeitet. Nun hat sie ein Offline-Institut gegründet. Dort entstehen mit wissenschaftlicher Expertise Projekte, um einen achtsamen Umgang mit digitalen Medien zu fördern. Eines davon: der „Offtober“ – ein Monat ohne Social Media.

Eine Hochzeit sorgt für Wirbel

Christian Lindner Foto: Christian Lindner

… und das nicht nur wegen des Windes auf Sylt. Sondern weil Braut und Bräutigam aus der Kirche ausgetreten sind, aber trotzdem kirchlich geheiratet haben. Dürfen die das – den kirchlichen Service in Anspruch nehmen, ohne Kirchensteuer zu zahlen? Darüber debattierten Medien und Kirchenleute landauf, landab. Wohl selten hat eine Hochzeit für so viel Aufregung gesorgt, weil das Brautpaar für seine Ehe den Segen Gottes wünschte. „Es gibt ein Mehr, das über uns beide und unser gemeinsames Leben hinausweist. Das in einem Gottesdienst zu bedenken und den Segen zu empfangen, war mir wichtig“, sagte der frisch Vermählte später in einem Interview. Sein Name: Christian Lindner, Bundesminister der Finanzen und FDP-Vorsitzender.

Gott kommt in Bremen groß raus

Plakat der Stiftung Marburger Medien Foto: Stiftung Marburger Medien

Vom 6. Juni bis 17. Juli war Gott in Bremen besonders präsent – auf 1.800 Plakatwänden, auf Bannern, Fahrradanhängern, Handy-Aufklebern, Flyern, in Sozialen Medien und in vielen Gesprächen und Veranstaltungen. Die evangelistische Stadtkampagne veranstaltete die Stiftung Marburger Medien mit verschiedenen christlichen Gemeinden der Stadt.

In Oberammergau dreht sich alles um Jesus

Kreuzweg, Passionsspiele Oberammergau Foto: Passionsspiele Oberammergau 2022/Arno Declair

Alle zehn Jahre spielen die Oberammergauer die Passionsgeschichte vor hunderttausenden Zuschauern nach. Die Tradition geht auf ein Gelübde von 1633 zurück, als die Pest wütete. Eigentlich wäre die Passion bereits 2020 wieder dran gewesen, doch da suchte Corona das Land heim. Auch in diesem Jahr stand es bis kurz vorher noch auf der Kippe, aber die Saison konnte stattfinden mit 110 Aufführungen. Mehr als 400.000 Besucher haben die Passionsgeschichte in eindrucksvoller Inszenierung sehen können. Und nicht nur das: Auch viele Medien haben darüber berichtet.

Jesus singt „Halt dich an mir fest“ auf RTL

„Die Passion“ bei RTL: Viele Reaktionen in den Medien Foto: Wolfram Heidenreich

Mit dem TV-Event „Die Passion“ hatte Jesus auch im Privatfernsehen in diesem Jahr eine nie dagewesene Bühne. Stars und Sternchen aus der Pop- und Unterhaltungsszene stellten in einer Art Musical mit aktuellen Popsongs die Geschichte um das Leiden und Sterben Jesu dar, moderiert von Thomas Gottschalk. Dazu gab es einen Kreuzweg, bei dem einige Teilnehmer freimütig und authentisch über ihren Glauben sprachen, live auf RTL. Die Feuilletons rümpften weitestgehend die Nase über diese unkonventionelle Form. Doch die Quote spricht für sich: Rund drei Millionen Menschen schalteten ein.

Kommunist im Kirchenasyl

Drehstart von „Honecker und der Pastor“: Von links: Margot Honecker (Barbara Schnitzler), Erich Honecker (Edgar Selge), Jan Josef Liefers (Regisseur/Produzent), Uwe Holmer (Hans-Uwe Bauer), Sigrid Holmer (Steffi Kühnert) Foto: ZDF/Conny Klein

Im Januar 1990, einige Wochen nach nach dem Mauerfall, waren der Ex-Staatschef der DDR Erich Honecker und seine Frau Margot gewissermaßen obdachlos. Vorübergehend nahm der evangelische Pfarrer Uwe Holmer sie bei sich auf, der mit seiner Familie während der sozialistischen Diktatur wegen seines Glaubens Nachteile in Kauf nehmen musste. Über diese besondere Anekdote der deutschen Geschichte drehte Jan Josef Liefers den Spielfilm „Honecker und der Pastor“ und eine Dokumentation zu den Hintergründen der Geschichte, zu sehen im ZDF.

Millane Friesen spricht „deep und deutlich“ von ihrem Glauben

Millane Friesen Foto: NDR

Als Influencerin folgen Millane Friesen mehr als fünf Millionen Nutzer auf TikTok. Aber für sie geht es nicht nur um Mode, sondern auch um den Glauben. Und davon erzählte sie auch im April in der NDR-Talkshow „deep und deutlich“. So erfuhren die Zuschauer von ihrer Überzeugung, dass Gott Wunder tun kann und jeden Menschen liebt.

Evangelium mit 417 km/h

Foto: Radim Passer/YouTube/Screenshot PRO

Mit 417 Stundenkilometer donnerte der tschechische Unternehmer Radim Passer in einem Bugatti Chiron bei Wittenberg über die Autobahn. Die Staatsanwaltschaft prüfte anschließend, ob das auch ohne Tempolimit zu schnell war. Aber strafbar machte er sich mit der Aktion nicht. Dafür hat er unter dem Video von seiner Hochgeschwindigkeits-Fahrt eine Botschaft hinterlassen: „Wir hoffen, euch hat das Video gefallen, wir haben es für euch gemacht, um zu erleben, wie aufregend der Chiron ist, aber auch um euch nahezulegen, eine Beziehung zu Jesus aufzubauen, der echte Liebe, Freude und Hoffnung jedem gibt, der zu Ihm kommt! Seid gesegnet!“ Das Video wurde auf YouTube mehr als 16 Millionen Mal angeklickt.

Der Pastor an der Seite des besten Skispringers

Markuse Neitzel und Ryoyu Kobayashi Foto: Inken Pallas/SWR

Der Japaner Ryoyu Kobayashi war der erfolgreichste Skispringer in der vorigen Saison: Gewinner der Vierschanzentournee, Olympiasieger und Erster im Gesamtweltcup. An seiner Seite als deutscher Übersetzer: der Missionar und Pastor Markus Neitzel. Er hat mehrere Jahre in Japan gelebt und übersetzt jetzt japanische Profisportler bei Medienterminen.

Elon Musk: Von Jesus gerettet werden, warum nicht?

Foto: The Babylon Bee

Und dann ist da noch der Milliardär und Unternehmer Elon Musk. Mit seinen kommunikativen und geschäftlichen Aktivitäten bei Twitter hielt er in diesem Jahr die Medien- und Börsenwelt in Atem. Anfang des Jahres war er bei dem christlichen Satire-Podcast „The Babylon Bee“ zu Gast und erzählte unter anderem, dass er anglikanisch getauft sei und in jungen Jahren in einer existenziellen Krise auch in der Bibel gelesen habe. Auf die Frage, ob er Jesus als persönlichen Retter anerkennen wolle, sagte er am Ende: „Wenn Jesus Menschen rettet, stehe ich nicht im Weg. Wenn es stimmt, würde ich auch gerettet sein wollen, warum nicht?“

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