Der Medienwissenschaftler Jasper André Friedrich hat sich gegen ein „prinzipielles staatliches Smartphoneverbot“ an Schulen, etwa nach dem Vorbild Frankreichs, ausgesprochen. Gegen ein „konkretes Nutzungsverbot“ im Unterricht erhebt der Professor für Öffentliche Kommunikation an der Hochschule Hannover aber keine Einwände. Seiner Meinung nach sollte das Smartphone im Unterricht nur eingesetzt werden, wenn es pädagogische Gründe dafür gibt, erklärte er in der Tageszeitung Die Welt.
Absage an „Schreckensszenarien“
Die Erziehung der Kinder im Umgang mit digitalen Medien und Geräten soll sich „nach den sonst auch üblich angewandten Prinzipien der Erziehung“ richten, erklärte der Kommunikationswissenschaftler in dem Interview vom Montag. Friedrich sieht keinen Grund dafür, warum Eltern bei einem Smartphone andere Maßstäbe in der Erziehung ansetzen sollten als etwa bei einem Spielzeuggewehr oder „miserablen Vorabendserien“. Für den Einsatz digitaler Geräte im Unterricht schlägt er vor, sich an guten Beispielen statt an „Schreckensszenarien“ zu orientieren. Den Digitalpakt Schule von Bund und Ländern bewertet Friedrich als „Schritt in die richtige Richtung“. Die „Förderung der digitalen Kompetenz von Lehrenden und Schülerinnen“ hält er für „längst überfällig“.
In dem Interview übt Friedrich auch Kritik an dem Sachbuchautor Manfred Spitzer, nach dessen Meinung Smartphones an Schulen nichts verloren haben und krank machen. Spitzer verkürze komplexe Sachverhalte „radikal“ auf „extreme Positionen“. Analyse und Aufklärung träten bei Spitzer hinter die „Erregung von Aufmerksamkeit“ zurück. Positive Aspekte und Potenziale der Digitalisierung würden „strategisch nicht genannt oder maximal relativiert“, erklärte Friedrich gegenüber der Zeitung.
Von: Norbert Schäfer