Medienethiker Filipović fordert mehr Anstand in öffentlichen Debatten

Alexander Filipović hat sich für mehr Anstand in öffentlichen Diskussionen ausgesprochen. Die Debattenkultur in den Sozialen Medien hält der Medienethiker für katastrophal.
Von Norbert Schäfer
Alexander Filipović gehört als sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission des Bundestages zu Künstlicher Intelligenz an

Der Medienethiker Alexander Filipović hat sich vor dem Hintergrund der Plagiatsvorwürfe gegen die Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ), Alexandra Föderl-Schmid, für mehr Anstand in öffentlichen Debatten ausgesprochen. Die Journalistin war wegen unbelegter Plagiatsvorwürfe immer stärker öffentlich unter Druck geraten und in der vergangenen Woche zeitweise als vermisst gemeldet.

In einem Interview mit KNA-Mediendienst, das der Branchendienst Kress am Freitag veröffentlicht hat, äußerte sich Filipović skeptisch zu der Frage, ob mitmenschliche Fehlerkultur von öffentlicher Kommunikation überhaupt erreicht werden kann. „Natürlich bräuchten wir da mehr Anstand, aber der ganze öffentliche Bereich ist so polarisiert und wird so sehr zur persönlichen Profilschärfung genutzt, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie wir mehr Anstand hervorrufen können“, erklärte der Medienethiker.

„Schweigen oder weniger schnell urteilen“

Filipović sieht die derzeitige Debattenkultur auf Social Media als besonders problematisch an und bezeichnet sie als eine „Riesenkatastrophe“. Trotz der Herausforderungen hält er es nicht für falsch, für mehr Anstand zu appellieren, und im privaten und professionellen Umfeld für Anstand zu kämpfen. Er schlägt vor, dass es ein erster Schritt sein könne, „zu schweigen oder weniger schnell zu urteilen“, um der negativen Dynamik in sozialen Netzwerken entgegenzuwirken.

In dem Gespräch hebt Filipović dennoch die Bedeutung der Medienkritik hervor. Es sei die Aufgabe der Medienkritik, genau hinzuschauen, wenn Zweifel an der Verlässlichkeit von Medienberichten aufkämen. Wenn es in der Öffentlichkeit um Politik, Kritik und Journalismus gehe, werde „sehr präzise und mit harten Bandagen gekämpft“. Es komme darauf an, dass korrekt gearbeitet werde, und dass Dinge, die man von anderen erwarte, auch selbst leiste.

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