Im Video-Blog der Weltwoche sagte der Chefredakteur in der letzten Folge vor Weihnachten: „Wenn wir von Weihnachten sprechen, dann müssen wir von diesem Buch sprechen“, und nahm dabei eine Bibel in die Hand. In einem minutenlangen Lob über dieses Buch sagte er unter anderem: „Die Bibel ist das großartigste, aufwühlendste, erschütterndste, wahrste, weiseste Buch, das es überhaupt gibt.“
Roger Köppel wurde 2001 Chefredakteur der Weltwoche und gab dem einst linksliberalen Blatt einen konservativ-liberalen Kurs. Von 2004 bis 2006 leitete er in Berlin die Tageszeitung Die Welt, danach kehrte er zur Weltwoche zurück. Seit 2015 ist er Mitglied im Schweizer Nationalrat und gehört der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) an. Köppel trat auch häufig in deutschen Talkshows auf und provozierte viele Zuschauer unter anderem mit einer kritischen Haltung gegenüber dem Islam oder einer in seinen Augen naiven Flüchtlingspolitik.
Kaum noch Bibel in der Kirche
Über die Bibel sagte er im Podcast, sie sei seine „Buchempfehlung“. „Wenn Sie in Ihrem Leben ein Buch – oder noch einmal – lesen wollen, dann lesen Sie die Bibel. Wenn man die Bibel gelesen hat, muss man keine anderen Bücher mehr lesen – alle anderen Bücher sind gleichsam eine Fußnote zur Bibel. Denn die Bibel handelt von allem, was den Menschen angeht – aber eben auch von dem, was über den Menschen hinausgeht.“ Dieses Buch sei „voller Weisheit“ und „das wichtigste und zugleich unterschätzteste Buch des Abendlandes“.
Der Journalist kritisiert daraufhin, dass in der Kirche allerdings gar nicht mehr richtig aus diesem Buch vorgetragen werde. „Unsere Pfarrer und Priester predigen vor allem gegen Trumps, gegen die Konzerne und gegen den Klimawandel; sie müssten eigentlich aus der Bibel predigen.“
Dann kommt Köppel auf auf die Weihnachtsgeschichte zu sprechen, die ihn „unglaublich fasziniere“: „Die Weihnachtsgeschichte handelt von der Geburt eines Menschen, in dem sich Gott verkörpert.“ Köppel fragt: „Wer ist Gott?“ und fügt hinzu: „Das ist der Allmächtige, der Schöpfer, die Kraft, die alles trägt. Und dieser Gott, der ja allmächtig ist, könnte sich mit einem Fingerschnippen zur Welt bringen und als fertig ausgewachsener Mensch durch die Straßen von Bethlehem wandeln. Aber er kommt in einem Stall zur Welt als Baby. Und Babys sind aus sich nicht lebensfähig, sie sind angewiesen auf die Mutter.“
Das sei für ihn die zweite unglaubliche Botschaft, so Köppel. Denn er interpretiere die Geschichte auch so, dass man das Verdienst einer Mutter würdigen sollte, die sich um ihr Kind kümmert. Er wolle zudem den „provokativen“ Gedanken äußern: „Dass Mütter nicht in dem Moment, wo sie ihre Kinder auf die Welt gebracht haben, sofort wieder in einen gehetzten Karriere -Job springen, sondern dass die Mutterrolle als Erzieherin eine zentrale Bedeutung in unserer Kultur hat.“ Ihm sei allerdings bewusst, wie provokant und reaktionär diese Gedanken auf manche Menschen wirke.
Köppel sagte in einem Interview mit pro vor acht Jahren: „Ich bin eher kein gläubiger Mensch, ich begegne dem Glauben mehr intellektuell als lebenspraktisch.“ Allerdings habe für ihn die Kernbotschaft des Protestantismus „eine enorme Bedeutung“. Die fasste Köppel so zusammen: „Die Aussage, dass der Mensch von Gott getragen wird und nicht verzweifeln muss, finde ich tröstlich. Der Mensch kann, egal, was er auch getan und welche Fehler er gemacht hat, Vergebung erfahren.“
Von: Jörn Schumacher