Für ihre investigativen Berichte über die Missbrauchsvorwürfe gegen den Regisseur Dieter Wedel wurde das MeToo-Rechercheteam der Wochenzeitung Die Zeit und des Zeit Magazins ausgezeichnet. Die Journalisten erhielten den „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen der Journalistenvereinigung „Netzwerk Recherche“.
Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wurde auf der Netzwerk-Recherche-Jahreskonferenz am Freitag in Hamburg verliehen. In einer anschließenden Diskussion ging es um Recherche zwischen Rufmord und Aufklärung. Die Zeit-Journalistin Annabel Wahba sagte, zu Anfang der Recherche sei noch nicht klar gewesen, ob sie Wedels Namen veröffentlichen würden. Aber Wedel selbst habe in zahlreichen Interviews über sein Sexualleben gesprochen und sich in einem Interview auch zur MeToo-Debatte geäußert. „Wenn jemand sich selbst sich zu diesem Thema in der Öffentlichkeit positioniert, ist es legitim den Namen zu nennen“, sagte Wahba.
Kontrovers diskutierte Texte
Über das journalistische Selbstverständnis des Teams sagte sie: „Wir machen nicht die Arbeit von Polizei oder Staatsanwalt.“ Die Arbeit eines investigativen Journalisten ähnele ihr zwar, aber sei nicht die gleiche. Es sei auch keine Hexenjagd gewesen. „Wir sind keine Jägerinnen“, sagt sie. Sie hätten die Geschichte nicht einmal gesucht, sie sei zu ihnen gekommen und wenn es Menschen gebe, die ihr Schweigen brechen wollten, sei es ihre Aufgabe, dem nachzugehen. Wahba zitierte eine Aussage des Journalisten Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung: Die Unschuldsvermutung bedeute nicht, dass die Opfer schweigen müssten. Zur Verdachtsberichterstattung erklärte sie, man könne sämtliche investigativen Geschichten nicht mehr veröffentlichen, wenn man nicht über Verdacht berichten dürfe. Der Vorwurf sei massiv und die Frauen bereit gewesen, mit Namen aufzutreten.
Das Zeit Magazin hatte Anfang des Jahres die Geschichten mehrerer Frauen öffentlich gemacht, die dem Regisseur Dieter Wedel sexuelle Übergriffe vorwerfen. Ein Text in der Zeit mit den Stimmen von weiteren Opfern folgte. Die Berichterstattung war kontrovers diskutiert worden. Dieter Wedel bestreitet die Vorwürfe bis heute.
Von: Friederike Lübke