Angst vor Fake News stärkt Vertrauen in klassische Medien

Die gezielte Falschverbreitung von Nachrichten im Internet hat die globale Vertrauenskrise ausgeweitet. Dagegen ist das Ansehen von Journalisten sprunghaft gestiegen, zeigt eine Studie.
Von Johannes Blöcher-Weil
Was ist wahr und was ist falsch? Baron Münchhausen gilt als Symbol für Lügengeschichten. Die Befragten des Edelman-Trust-Barometers sehnen sich nach echten Informationen.

Immer mehr Menschen misstrauen Meldungen in sozialen Netzwerken. Das ergab die Umfrage des Edelman-Trust-Barometers, die vor dem Weltwirtschaftsforum veröffentlicht wurde. Zum ersten Mal seit dem Start des Barometers vor 18 Jahren ist die Institution Medien weltweit diejenige, der am wenigsten vertraut wird. In 22 der 28 untersuchten Länder überwiegt Misstrauen. Auch Plattformen wie Suchmaschinen und Soziale Medien wird weniger vertraut. Vor allem in den USA sind die Menschen verunsichert.

Klassische Medien gewinnen dagegen an Vertrauen, gerade in Deutschland. Die Edelman-Geschäftsführerin Susanne Marell führt die Entwicklung auf die Fake-News-Debatten und die verzweifelte Suche nach echten Informationen zurück. Das Ringen um die Wahrheit sorge für eine tiefere Verunsicherung und polarisiere die Welt, sagt Marell: „Der Schutz einer hohen Informationsqualität ist zur wichtigsten Aufgabe der Medien geworden.“

Traditionelle Medien im Aufwind

Vor allem das Vertrauen in Plattformen wie Suchmaschinen und Soziale Medien ist gesunken. Global vertrauen Plattformen nur noch 51 Prozent der Befragten (minus 2 Punkte). Der Journalismus traditioneller Medien wie Zeitungen und TV-Sender sowie seriöser Online-Medien sind dagegen auf dem Vormarsch. Der Wert liegt bei 59 Prozent (+ 5 Punkte). In Deutschland ist der Unterschied zwischen Journalismus (61 Prozent) und Plattformen (40 Prozent) deutlich höher. Auch das Vertrauen in den Berufsstand der Journalisten ist gestiegen. In Deutschland liegt der Wert bei 45 Prozent (+19), weltweit sind es 39 Prozent (+12).

Weitere Erkenntnisse der Studie sind:

  • Fast sieben von zehn Befragten weltweit (Deutschland: 61 Prozent) haben Angst vor Fake News.

  • 63 Prozent (Deutschland: 54 Prozent) sagen, dass sie nicht wissen, wie sie Falschinformationen von Qualitätsjournalismus unterscheiden sollen, da sich die Darstellung kaum unterscheide. Fake News machten viele Menschen zu Medienmuffeln.

  • In Deutschland geben 67 Prozent (global 50 Prozent) der Befragten an, dass sie weniger als einmal pro Woche Nachrichten lesen, hören oder sehen.

  • Nur 15 Prozent der Deutschen (global 25 Prozent) beschäftigen sich mehrmals pro Woche mit dem Weltgeschehen.

Journalisten gewinnen an Glaubwürdigkeit

Die Glaubwürdigkeit von Journalisten ist dagegen gestiegen. Global liegt der Wert bei 39 Prozent, was einer Steigerung von zwölf Punkten entspricht. In Deutschland fällt der Anstieg noch deutlicher aus: von 26 auf 45 Prozent. Weltweit stehen technische Experten mit 63 Prozent ganz oben auf der Glaubwürdigkeitsskala, gefolgt von Akademikern mit 61 Prozent. Daraus schließt Edelman, dass sich Menschen nach Fakten und Einordnung sehnen, und zwar am besten von Menschen, die ihre Profession gelernt haben.

Besonders deutlich gesunken ist das Vertrauen der US-Bürger in ihre Regierung. In der allgemeinen Öffentlichkeit liegt der Wert bei 33 Prozent (-14). Die Umfrage hat auch die besonders gebildeten Schichten befragt. Hier sank der Wert sogar um 30 Prozentpunkte auf 33 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland liegt das Vertrauen in die Regierung bei 43 Prozent, was einer Steigerung um fünf Prozent entspricht. Die Zahlen wurden zwischen Ende Oktober und Mitte November 2017 erhoben.

Auf dem letzten Platz in der Vertrauensrangliste liegt die Automobilbranche. Das Vertrauen der Deutschen sackte um 13 Punkte auf 35 Prozent ab. Vor dem Dieselskandal waren es mehr als 60 Prozent.

Das „Edelman-Trust-Barometer“ erscheint seit 18 Jahren im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums. In diesem Jahr wurden mehr als 33.000 Teilnehmer aus 28 Ländern zum Schwerpunkt Fake News befragt. Die Umfrage erfolgte durch 30-minütige Online-Interviews.

Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung werden die sozialen Netzwerke zunehmend auf dieses Problem aufmerksam. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hatte kürzlich ein härteres Vorgehen gegen Falschmeldungen und Manipulationen angekündigt. Unter anderem sollen die Nutzer in die Qualitätsprüfung von Nachrichten eingebunden werden.

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Von: Johannes Weil

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