Islam-Bild hat sich verschlechtert

Das Bild des Islam in den Medien hat sich im Jahr 2016 in Deutschland weiter verschlechtert. Die beiden christlichen Großkirchen kommen in der Berichterstattung kaum vor.
Von Norbert Schäfer
Trotz aller Aufrufe zu religiöser Toleranz hat sich das Medienbild des Islam im Jahr 2016 in Deutschland weiter verschlechtert.

Das Medienbild des Islam hat sich im Jahr 2016 in Deutschland weiter verschlechtert. Das zeigt eine Langzeit-Auswertung des Forschungsinstituts Media Tenor International. Demnach zeichnen mehr als drei Viertel aller Berichte über Muslime und ihre Organisationen ein negatives Bild.

„Terrorismus und Krieg sind die dominierenden Themen der Berichterstattung über Moslems“, erklärt Christian Kolmer, Leiter der Politik-Analyse bei Media Tenor in einer Pressemeldung vom Dienstag. Der Studie zufolge hat sich die Instrumentalisierung der Medien durch militante islamistische Gruppen seit 2014 verbunden mit dem Aufstieg des sogenannten „Islamischen Staates“ weiter verschärft. Die Vielfalt gewalttätiger Muslime, die weltweit die Aufmerksamkeit der Medien genießen, führe dazu, daß die Stimmen derjenigen Muslime und Christen, die für Toleranz, Verständnis und ein friedliches Zusammenleben der Religionen eintreten, in den Medien nicht stattfänden.

Anteil an der gesamten Berichterstattung

(Datenquelle: Media Tenor)

Anteile der wichtigsten Themen über die Religionsgemeinschaft

(Datenquelle: Media Tenor)

Wertungen über die Religionsgemeinschaften

(Datenquelle: Media Tenor)

Nach Auffassung von Kolmer habe das sich seit Jahren verschlechternde Medienbild des Islam einen erheblichen Beitrag zum Aufstieg nationalistischer Bewegungen in Europa und den USA beigetragen. „Islamophobie ist ein wesentliches Element der zunehmenden Angst vor Fremden im allgemeinen und den Flüchtlingen aus dem Nahen Osten“, erklärte Kolmer.

Kirchen werden nicht wahrgenommen

Die Christlichen Kirchen spielen in den Medien eine untergeordnete Rolle. Der Nachrichtenwert der Religionen spiegele ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben nur unvollständig wider. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass auf einen Bericht über die Evangelische Kirche und ihre Mitglieder bereits drei über die Katholische Kirche und 14 über islamische Organisationen und Moslems entfallen. Die Kirchen stünden in einem harten Wettbewerb um die öffentliche Aufmerksamkeit, bei dem die katholische Kirchen durch das positive Image des von Papst Franziskus einen Vorteil verbuchen kann und „Vorbehalte gegen die traditionellen Lehren und Praktiken der Katholischen Kirche vergessen“ würden.

Im dem Jubiläumsjahr zum Reformationsgedenken sehen die Medienforscher eine Chance für die Evangelische Kirche, die breite Öffentlichkeit mit ihren Kernbotschaften zu erreichen. Der Auftakt zum Reformationstag 2016 zeige allerdings, dass ein anhaltendendes Medieninteresse, das über die Veranstaltungen zum Lutherjahr hinaus gehe, nicht garantiert sei.

Media Tenor hat vom Dezember 2013 bis November 2016 für die Studie mehr als 800.000 Berichte über die Akteure sowie rund 20.500 Beiträge über religiöse Akteure in insgesamt 19 tonangebenden, deutschen TV-, Radio- und Printmedien für die Studie ausgewertet. (pro)

Von: nob

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