„Wo es keine Bilder gibt, da gibt es keine Geschichte. Das ist das Gesetz des modernen Zeitungsmachens“, schreibt Evelyn Finger in der aktuellen Ausgabe der Zeit. Deshalb, so ihre These, lohne auch ein Blick auf das Grauen, das der IS derzeit im Irak verbreitet. „Man mag behaupten, der IS möchte mit solchen Tweets Stärke beweisen – Feinde abschrecken und Sympathisanten werben. Das wäre der Zweck der klassischen Propaganda. Doch diese Propaganda ist nicht klassisch, nicht werbend“, antwortet sie in ihrem Text jenen, die sich gegen die Veröffentlichung der Bilder in den Medien aussprechen. Wer IS-Terrorvideos sehe, fühle sich nicht von ihnen angezogen. Vielmehr zeigten sie „Menschen, die ihre Unmenschlichkeit demonstrieren“. Jedem müsse klar sein: „Was hier geschieht, ist abgrundtief böse.“
So hält sie es etwa für übertrieben, wenn Redaktionen das Gesicht des enthaupteten Journalisten James Foley in Ausschnitten aus dem Hinrichtungsvideo der IS pixeln: „Warum sollte es falsch sein, in einem sogenannten still, einem Standbild, den vermummten Mörder mit erhobenem Messer zu zeigen und daneben Foleys gefasstes Gesicht? James Foley bemühte sich ungemein tapfer um Haltung. Er wahrte sein Gesicht angesichts der Peiniger. Die nachfolgende Enthauptung macht ihn zwar zum Opfer. Doch entwürdigend ist die Tat nicht für das Opfer, sondern für den Täter.“