Die Liste „Helden der Information“ enthält die Namen und Fotos von Frauen und Männern zwischen 25 und 75 Jahren aus 65 Ländern. „Diese Journalisten riskieren zum Teil ihr Leben, um Korruption anzuprangern oder kritische Medien zu betreiben“, sagte die ROG-Vorstandssprecherin Astrid Frohloff. „Gerade in repressiven Staaten leisten sie einen unermesslichen Beitrag für die Entwicklung ihrer Gesellschaften.“
Reporter ohne Grenzen hofft dabei auch, dass die öffentliche Aufmerksamkeit die Ausgezeichneten vor weiteren Repressionen und vor Gewalt schützt. Die „Helden der Pressefreiheit“ stammen aus allen Regionen der Welt, etwa aus China, Syrien, Afghanistan oder Italien. Unter ihnen ist der türkische Investigativ-Journalist Ismail Saymaz. Als Reporter für die türkische Zeitung Radikal schreibt Saymaz seit 2002 über heikle Themen wie Meinungsfreiheit und Menschenrechte in der Türkei. Der 33-Jährige habe zudem Bücher publiziert, etwa über den türkischen Ergenekon-Geheimbund oder über die Infiltrierung von Polizei und Justiz durch die Gülen-Bewegung, teilte ROG mit. Kritische Journalisten in der Türkei würden bedroht oder mit Gerichtsverfahren überzogen. Dutzende säßen hinter Gittern. Wegen seiner Arbeit wurde auch Saymaz bis heute rund 20 Mal angeklagt, Todesdrohungen von ultrarechten Nationalisten gehören zu seinem Alltag.
Auch Sergei Leschtschenko aus der Ukraine zählt zu den „Helden der Information“. Als stellvertretender Chefredakteur der Internetzeitung Ukrainskaja Prawda, einer der wichtigsten Publikationen des Landes, sei er den Mächtigen in der Ukraine jahrelang ein Dorn im Auge gewesen, heißt es von ROG. Leschtschenko habe wiederholt über die Korruption der politischen und wirtschaftlichen Elite recherchiert und in detaillierten Berichten etwa die Ausgaben von Viktor Janukowitsch demonstrativ seinem Gehalt gegenübergestellt. Sein Blog sei einer der meist gelesenen innerhalb der Ukraine.
Die politische Krise habe verheerende Folgen für die Meinungs- und Pressefreiheit in der Ukraine, teilte die Organisation mit. Nach Angaben des Institutes of Mass Informationen (IMI) in Kiew haben sich allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres 196 Angriffe auf Journalisten ereignet. Auf der aktuellen ROG-Rangliste der Pressefreiheit belegt die Ukraine Platz 127 von insgesamt 180 Ländern.
Unter den 100 genannten Personen ist auch die in Ramallah lebende jüdische Journalistin Amira Hass von der Tageszeitung „Ha‘aretz“. Ihre Berichte aus der Palästinensischen Autonomiebehörde könnten gar nicht objektiv sein, sagt Hass. Hass wurde bereits zwei Mal festgenommen, weil sie den Gazastreifen ohne Erlaubnis betreten hatte. Im Jahr 2013 warf ihr der Rat der jüdischen Sieder (Yesha) vor, Gewalt provoziert zu haben, weil sie in einem Artikel schrieb, Palästinenser hätten einen guten Grund, Steine auf Israelis zu werfen. Im Jahr 2009 erhielt sie einen Preis von Reporter ohne Grenzen für ihre „unabhängige und offene Berichterstattung“ über die Militäroperation „Gegossenes Blei“ im Gazastreifen. (pro)