Ort und Zeitpunkt konnten kaum besser gewählt sein. Die meisten der 116.000 Besucher aus 175 Ländern, die in die Messehallen unter dem Berliner Funkturm strömten, waren gekommen, weil sie Sehnsucht hatten: nach Wärme, Stränden, nach Urlaub, Erholung und Erlebnis. Doch es gab auch schon die großen Zukunftsthemen „Webmarketing“ und „e-Commerce“.
Genau 20 Jahre sind vergangen. Für das Team von Israelnetz ist die ITB 2000, die Internationale Tourismusbörse in Berlin, in legendärer Erinnerung geblieben: Es waren Tage mit viel Arbeit und wenig Schlaf. Mit Kabeln, Steckern, Adaptern und viel Technik-Improvisation. Dazu Aufbruchstimmung und Premierenfieber: Am 12. März 2000 ging die Internetplattform israelnetz.com offiziell online.
Wundervolle Entwicklungen fangen oft klein und unscheinbar an: Im März 2000 war es eine Gruppe von rund fünf Leuten, die am Messestand des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros im Halbkreis um einen der Bistrotische stand. Gebannt schauten sie auf das Display eines klobigen Laptops. Von den charmanten Hostessen in Blau-Weiß ließen sie sich ebenso wenig beeindrucken wie von den farbenfrohen Postern, die an den Stellwänden zu Reisen nach Jerusalem, Eilat oder Tel Aviv einluden. Der einzige Herr in Anzug und Schlips durfte auf „Enter“ drücken – Israels damaliger Tourismus-Staatssekretär Itai Eiges sagte anschließend feierlich: „Israelnetz ist jetzt online.“
Alles begann in Israel
Wie es dazu kam? Beim Christlichen Medienverbund KEP in Wetzlar (heute: Christliche Medieninitiative pro), der auch das Christliche Medienmagazin pro herausgibt, konnte man finanziell nicht allzu große Sprünge machen. Aber der damalige Geschäftsführer Wolfgang Baake war hervorragend vernetzt, und ihm lag Israel am Herzen. 1995 begleitete er Bundeskanzler Helmut Kohl auf dessen Nahostreise nach Ägypten, Jordanien und Israel. Vor allem im jüdischen Staat wurde er als Theologe immer wieder von Journalistenkollegen angesprochen, die Verständnisfragen zum historischen Israel hatten.
Jedes Delegationsmitglied hatte vor Antritt der Reise vom mitreisenden Schuhunternehmer Heinz-Horst Deichmann eine Bibel geschenkt bekommen. So konnte Baake dann im Gespräch mit den Journalisten auf entsprechende Bibelstellen hinweisen und die aufgeworfenen Fragen erörtern. Während dieser Reise kam bei Baake erstmals die Idee auf, dass es gut wäre, in Israel einen Ansprechpartner zu haben, der im Kontakt mit den Journalisten solche Fragen vor Ort klären konnte. Zwei Jahre später entwickelte er daraus ein Konzept. KEP-Vorstandsmitglied Friedrich Hänssler signalisierte Unterstützung und vernetzte Baake mit dem in Israel lebenden Journalisten und Theologen Johannes Gerloff.
Spender ermöglichen den neuen Arbeitsbereich
Die Idee eines Israelarbeitszweiges fand schließlich die Zustimmung des Vorstandes. Nun galt es, die Unterstützer des Christlichen Medienverbundes für diesen neuen Bereich zu gewinnen. Wolfgang Baake erinnert sich: „Im KEP-Vorstand hatten wir beschlossen, dass wir diesen Arbeitsbereich starten, wenn wir von unseren Freunden mehr als 50 Prozent des Jahresetats als Spenden erhalten. In weniger als vier Wochen war nicht nur die 50-prozentige Finanzierung gesichert, sondern die Spender hatten uns in zwei Monaten fast 100 Prozent des Jahresbudgets zur Verfügung gestellt. Damit war der Startschuss für Israelnetz gegeben und Johannes Gerloff wurde als Israel-Korrespondent der KEP in Israel angestellt.“
Der Online-Bereich entsteht
Im Mai 1999 erschien dann die erste Ausgabe des Magazins, damals noch unter dem Namen „Israel-Report“. Und Israelnetz entwickelte sich weiter. Wolfgang Baake lagen junge, talentierte Leute am Herzen, die „was mit Medien“ machen wollten: kreativ und experimentierfreudig durfte man sein. So kamen der damals 29-jährige Norbert Schäfer und sein Redaktionsleiter Christoph Zörb auf die Idee, mit Israel-Infos online zu gehen. Gut recherchierte und fundierte Texte lieferte aus Jerusalem Johannes Gerloff.
Auch Egmond Prill kannte Israel gut, schrieb flotte Texte, und mit den neuen Info-Angeboten zum Heiligen Land ging er deutschlandweit auf Gemeinde-Tournee. Bis heute liegen ihm besonders auch Kinder und Jugendliche am Herzen. Und so geht er auf Einladung in Schulen und Gymnasien, beteiligt sich an der Lehrer-Fortbildung und hält Unterricht – auch in Gymnasien mit besonderen multikulturellen Herausforderungen, gerade beim Thema Nahost.
Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Wittenberge an der Elbe schilderten ihre Eindrücke so: „Man hat viel Neues über die Juden erfahren und über das Leben in Israel. Des Weiteren fand ich es sehr gut, dass Herr Prill nicht nur Daten und Fakten vermittelte, sondern auch eigene Erfahrungen und Erlebnisse.“ (A. W.) „Ich fand es gut, dass Herr Prill die Schüler einbezogen hat, denn so war es nicht langweilig für die Zuhörenden. Man hat viel Neues erfahren.“ (M. W.)
Jährlich rund 1.500 redaktionelle Beiträge
Heute arbeiten für Israelnetz von Wetzlar und Jerusalem aus knapp zehn Redaktionsmitglieder. Sie sind unter anderem ausgebildet in Theologie, Judaistik, Islam- und Sozialwissenschaft: Israelnetz ist aus der deutschsprachigen Israelberichterstattung nicht mehr wegzudenken. Mit jährlich rund 1.500 oft exklusiv recherchierten Nachrichten, Meldungen und Hintergrundanalysen zählt es zu den reichweitenstärksten Anbietern in diesem Segment in Europa.
Unser Team hat vor zwei Jahrzehnten nicht mehr und nicht weniger getan, als relevante journalistische Informationen zu Israel und zugleich biblische Hintergründe auf den Daten-Highway des Internets zu schicken: Das „Netz“ war damals eine digitale Staubpiste mit vielen Schlaglöchern. „In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserem Gott!“, schreibt der Prophet Jesaja (Kapitel 40). Und das Wort Gottes zeigt, dass Initiativen wie diese sowohl vitalisierend als auch tröstend für Israel und Jerusalem wirken – und dass Gott jene segnen will, die Israel segnen.
Diesen Segen erleben wir bis heute: Vor genau 20 Jahren begann israelnetz.com als kleines Info-Startup auf der Messe – seither wächst die Reichweite Jahr für Jahr. Und vieles deutet darauf hin: Israelnetz wird als hochwertige Informationsquelle zu Israel und Nahost noch wichtiger werden.
Von: Christoph Irion, Wolfgang Baake, Egmond Prill, Dana Nowak