Es ist ein Coup, der sicher so nicht geplant war: Das belgische Fremdenverkehrsamt „Visit Flanders“ möchte Touristen nach Flandern einladen – und schaltet eine Werbeanzeige bei Facebook. Der barocke Künstler Peter Paul Rubens ist der ganze Stolz der Region. Deswegen wirbt man beim Fremdenverkehrsamt auch mit seinen Bildern. Doch die Anzeige erregt die Gemüter beim Social-Media-Konzern – wegen der dargebotenen Nacktheit und „üppigen Körperdarstellungen“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). In immer wieder bekannter – und doch verwunderlicher – Weise blockiert Facebook Inhalte – oder lässt sie stehen. Vergangene Woche hatte der Konzern-Gründer Mark Zuckerberg verteidigt, warum Facebook in den USA keine Holocaust-Leugnungen löscht.
„Brüste, Hintern und Peter Paul Rubens‘ Putten werden als anstößig eingeordnet“, schreibt das Fremdenverkehrsamt an Zuckerberg. „Nicht von uns, sondern von Ihnen.“ Sie amüsierten sich zwar über das Verhalten. Gleichzeitig mache „Ihre kulturelle Zensur uns das Leben ziemlich schwer“, heißt es an die Zuckerberg-Adresse.
„Nacktheit-Polizei“ will Kunstbetrachter schützen
„Wenn nun irgendetwas kulturell nicht zusammengeht, dann sind es freizügige barocke Pracht und die Prüderie des amerikanischen Pietismus“, lautet es in der FAZ. Beides kollidiere nun auf Facebook. Es ist nicht das erste Mal, dass das Unternehmen Kunst zensiert.
Doch nun macht das Fremdenverkehrsamt aus der Not eine Tugend und veralbert Facebook mit einem humorvollen Video. Im Rubenshaus, in dem Kunst des Malers ausgestellt ist, schützen jetzt „Social-Media-Inspektoren“ Besucher vor dem Anblick der Nacktheit auf den Bildern. Alle Menschen mit einem Konto in einem sozialen Netzwerk ruft die „Nacktheit-Polizei“ auf, sich lieber Bilder von Landschaften und angezogenen Menschen anzusehen. Es sei zu ihrem eigenen Schutz. „Wir müssen Sie vor Nacktheit beschützen, auch wenn es Kunst ist. Dazu gehören Gemälde von einzelnen Körperteilen wie Bauch, Hintern oder Dekolleté“, erklären die Männer von der „Nude Police“ schelmisch.
Auf den Hemden der Inspektoren ist „FBI“ zu lesen. Das steht aber wahrscheinlich nicht für das amerikanische „Federal Bureau of Investigation“ – sondern eher für „Facebook-Inspector“. Der amüsante Clip ist seit Samstag online und wurde bereits mehr als 74.000 Mal angesehen.
Facebook zeigte sich mittlerweile gesprächsbereit. Das Unternehmen machte bekannt, dass es unterschiedliche Regelungen für normale Postings und gesponserte Beiträge gebe. Was als Posting noch durchgehe, sei als Anzeige nicht mehr erlaubt, schreibt die FAZ. Nacktheit aller Art, auch künstlerische Darstellungen, sei als Abbildung nicht gestattet.
Von: Martina Blatt