Die Mehrheit der Deutschen, nämlich 68 Prozent der Bundesbürger, hat in den vergangenen zwölf Monaten Fake News im Internet oder auch in klassischen Medien entdeckt. Das hat eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom ergeben. Die meisten haben demnach auch eine Zunahme der Falschmeldungen festgestellt. Die am häufigsten genannten Themen waren dabei der Wahlkampf in den USA und das Thema Flüchtlinge.
Zur Definition des Begriffs stellte Bitkom in der Umfrage klar, dass es sich bei Fake News um Nachrichten handelt, die sich als offensichtlich falsch herausgestellt haben. Darin eingeschlossen seien auch klassische „Zeitungsenten“, die sachliche Fehler enthielten oder eine unklare Quellenlage hatten.
Soziale Medien überschätzt
Die Umfrage zeigt, dass die meisten Menschen ihre Informationen zum aktuellen Tagesgeschehen aus den klassischen Medien gewinnen. 92 Prozent der Befragten informieren sich zur Nachrichtenlage im Fernsehen. 72 Prozent nutzen Tageszeitungen, 69 Prozent hören Radio. Vor dem Internet (63 Prozent) liegen als Informationsquelle noch Familie, Freunde und Bekannte. Erst beim Blick auf die Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren rutscht das Internet auf Platz zwei hinter das Fernsehen.
Die ersten Anlaufstellen der Bürger im Internet sind laut der Umfrage mit 79 Prozent die Nachrichtenseiten der Printmedien. Es folgen mit 69 Prozent Internetseiten der TV-Sender und Startseiten von E-Mail- und Internet-Providern wie T-Online oder Web.de (67 Prozent). „Die klassischen Medien sind die erste Anlaufstelle für Nachrichten im Internet und haben eine enorme Reichweite“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Laut der Umfrage nutzen nur 20 Prozent der Menschen soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter, um sich zu informieren. Für Rohleder wird die Bedeutung sozialer Netzwerke als Informationsquelle überschätzt. „Soziale Netzwerke dienen primär der persönlichen Kommunikation und nicht der politischen Information.“
„Facebook-Löschungen sind falsche Lösung“
Der Digitalverband warnt davor, vorschnell regulierend gegen Fake News im Internet vorzugehen. Die Sorge der Politik sei verständlich, dass Falschmeldungen die öffentliche Meinung im Wahljahr beeinflussen könnten, sagt Rohleder: „In der aktuellen Diskussion werden Themen wie Fake Follower, Fake News, Hatespeech oder Social Bots aber wild durcheinander geworfen.“ Rohleder wünscht sich eine Versachlichung und Differenzierung der Debatte.
Die Bundesregierung hatte angekündigt, stärker gegen Fake News im Internet vorgehen zu wollen. Soziale Netzwerke sollen dazu verpflichtet werden, binnen 24 Stunden auf Beschwerden zu reagieren, forderte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU).
Schnelle und vermeintlich einfache Lösungen sind aber für den Digitalverband die falsche Herangehensweise an das Phänomen. Die diskutierte Löschpflicht unter Androhung von Bußgeldern führe eher dazu, dass soziale Netzwerke aus Sorge vor rechtlichen Konsequenzen bei unklaren Fällen im Zweifel mehr Inhalte als notwendig löschten.
Die Folgen wären eine massive Einschränkung der Meinungsfreiheit und eine Verwischung der Grenze zwischen Presseerzeugnissen und Plattformen. „Rechtsstaatliche Prinzipien und das hohe Gut der Meinungsfreiheit müssen geschützt werden“, sagt Rohleder. Der kompetente Umgang mit digitalen Medien und die Medienbildung der Menschen müssten im Vordergrund stehen, um das Problem mit Fake News in den Griff zu bekommen.
Von: mm