Das Erste zeigt am Montag eine Dokumentation des NDR zum Engagement der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Rettung von Flüchtenden aus Seenot. Die Dokumentation „Wir schicken ein Schiff – Seenotrettung im Auftrag der Kirche“ von Lara Straatmann begleiteten die Initiatoren des Bündnisses „United4Rescue“ unter der Federführung der EKD und ihrem Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm von der Idee bis zum Auslaufen der „Sea Watch 4“.
„Ein Rettungsschiff und gleichzeitig eine ungeheure Provokation“, heißt es in der NDR-Produktion, und weiter: „Die evangelische Kirche protestiert damit öffentlichkeitswirksam gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik Deutschlands und der Europäischen Union.“ Das Rettungsschiff werde zum Symbol einer Kirche, die aktiv eingreife. Der Film geht also auch der Frage nach, wie statthaft es ist, dass gesellschaftliche und kirchliche Akteure in die Seenotrettung eingreifen, wenn Europa – wie die Helfer meinen – die Menschenrechtskonvention und das Völkerrecht auf dem Mittelmeer nicht mehr wahrt.
Beispiel für die Zukunft der Kirche
Der 45-minütige Film dokumentiert das Vorhaben und die Initiative ausgehend vom EKD-Ratsvorsitzenden, dem zuschauen und mahnen nicht reichte, der sich daher politisch einmischte und das Projekt maßgeblich vorantrieb. „Europa verliert seine Seele, wenn es an dieser Stelle nicht den eigenen Grundorientierungen gemäß handelt und dazu gehört eben, dass man sich nicht einfach abschottet und sagt, die Menschen in Not sollen von ganz anderen Ländern versorgt werden, unabhängig davon, wie dort die Menschenrechtssituation ist“, erklärt Bedford-Strohm und weiter: „‚Hauptsache nicht bei uns.‘“ Das ist nach Ansicht von Bedford-Strohm „keine christliche Haltung“, sondern „das ist unwürdig für Europa“.
Es sei eine riskante Entscheidung gewesen, erklärt der EKD-Chef in dem NDR-Beitrag. „Uns war auch klar, dass es viel Kritik geben wird, dass es auch ungewöhnlich ist, dass die Kirche, dieser große Tanker, diese alte Institution mit 21 Millionen Mitgliedern, dass diese Kirche sich darauf einlässt, mit einer Nichtregierungsorganisation, mit einer zivilen Seenot-Rettungsorganisation zusammenzuarbeiten“, erklärt Bedford-Strohm. Der EKD-Ratsvorsitzende sieht in dem Unterfangen auch „ein bisschen die Zukunft der Kirche“, wenn sie „von ihrer gewachsenen Institution agiler“ werde, „auch mal was riskiert, dass sie auch mal den rauen Wind aushält, der ihr dann um die Ohren weht, wenn man etwas macht, was eben auch kontrovers ist.“
Europarechtler: „Politik hat sich von der Achtung der Menschenrechte verabschiedet“
Basis für die Gründung der Initiative „United4Rescue“ war eine Resolution des Evangelischen Kirchentages in Dortmund im Juni 2019. Kirchentagsbesucher hatten die Entsendung eines Rettungsschiffes der Evangelischen Kirche ins Mittelmeer gefordert, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Die EKD hatte daraufhin beschlossen, sich mit einem eigenen Schiff bei der Seenotrettung im Mittelmeer zu engagieren. Im November 2019 gründete sich der Verein „United4Rescue“ und erwarb mit Spenden für das Projekt ein Schiff. Das Rettungsschiff, ein ehemaliges Forschungsschiff, wird seit dem Umbau von der Organisation Sea Watch betrieben und soll im Laufe des Jahres 2020 im Mittelmeer eingesetzt werden.
Die Dokumentation schildert die kontroversen Entscheidungen und beschreibt, was gleichzeitig auf dem Mittelmeer passierte und wie die europäischen Behörden gegenüber den schiffbrüchigen Flüchtlingen agierten. Etwa an einem Beispiel vom Februar 2020, als ein Boot mit etwa 90 Menschen auf dem Meer verschwand, nachdem europäische Behörden trotz empfangener Notrufe eine Rettung unterlassen hatten. Der Europarechtler Jürgen Bast von der Universität Gießen kommt im Film zu dem Ergebnis: „Mit dieser Politik verabschieden wir uns von einem wesentlichen Grundwert der Europäischen Union, nämlich der Achtung der Menschenrechte.“
Der NDR-Beitrag geht auch auf die Kritik an dem Vorhaben rund um das Rettungsschiff der Kirche ein. Bundesinnenminister Horst Seehofer bringe „die Seenotretter immer wieder in den Kontext von Schleppern“, berichten die Filmemacher. Zu Wort kommt Seehofer dabei jedoch nur im Rahmen einer Pressekonferenz. Ein persönliches Gespräch mit dem Minister gab es demnach nicht. Auch nicht mit Politikern oder Regierungsvertretern der EU-Mitgliedsstaaten, oder der Bundesregierung, denen in der Dokumentation politische Mitschuld an der Flüchtlingsmisere zugeschrieben wird. Auch die Kritiker aus den Reihen der Kirche kommen in dem Film nur indirekt vor, indem der Ratsvorsitzende aus Protestbriefen zitiert, die ihn zu dem Projekt erreicht haben.
„Wir schicken ein Schiff – Seenotrettung im Auftrag der Kirche“, 15. Juni 2020, 23.30 Uhr in der ARD
Von: Norbert Schäfer
2 Antworten
Die Organisation des Seenotrettungsschiffes unter dem Motto“ Wir schicken ein Schiff-Seenotrettung im Auftrag der Kirche“ war ja wohl ein Prestigeobjekt des „noch Vorsitzenden“ der EKD Bedford – Strohm, der dafür keinen eigenen Cent bezahlen mußte ( bei einem Monatsgehalt von EURO 13.000.-) wäre das ja auch eine Zumutung gewesen. Durch das Betreiben des Rettungsschiffes auf dem Mittelmeer gilt das für viele Flüchtlinge als stille Aufforderung, ihre Heimat zu verlassen, denn da draußen warten ja Retter auf sie, die sie in die Lage versetzen werden, ein gutes Leben in Deutschland führen zu können. Die Gemeinde Jesu Christi hat keinesfalls den göttlichen Auftrag in diesem Äon für ein humanistisches, sozial abgesichertes Leben der gesamten Menschheit zu sorgen, sondern das Evangelium zu verkündigen.(Matt.26,Vers 19).
Auch der Rahmen für gute Werke der Gemeinde findet sich in Gal.6 wo es heißt:“So laßt uns nun, wo wir Gelegenheit haben allen Gutes tun, besonders aber an den Hausgenossen des Glaubens“
„Wir schicken ein Schiff“ sollte sich immer wieder „bemerkbar“ machen. Neue Spender aktivieren, alte Spender motivieren: In allen Medien und sonst wo. Verwaltungskosten und teure Werbung vermeiden. In allen Gemeinden stets werben. Kosten veröffentlichen. Weitermachen. Herr Bedford-Strohm: legen Sie etwas in den Klingelbeutel. Danke.
G./Kaiser