Im Januar 1983 wurde der US-Amerikaner Archie Williams für die Vergewaltigung und den Mord an einer 30-Jährigen weißen Frau im Bundesstaat Lousiana zu mehr als lebenslanger Haft verurteilt – obwohl der das Verbrechen nie begangen hatte. Als Teilnehmer der Castingshow „America’s Got Talent“ erzählte er nun seine Geschichte.
„Ich wusste, dass ich unschuldig war und kein Verbrechen begangen hatte.“ Als Schwarzer ohne die nötigen finanziellen Mittel habe er jedoch nicht die Möglichkeit gehabt, gegen den Staat Lousiana juristisch vorzugehen und gegen das Urteil zu kämpfen. Keiner der Fingerabdrücke am Tatort habe mit denen von Williams übereingestimmt. „Aber sie wollten einen Schuldigen haben. Ich wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe plus 80 Jahren verurteilt – ohne die Aussicht auf Bewährung.“ Williams wurde dem Louisiana State Penitentiary zugeteilt. Es ist das größte Hochsicherheitsgefängis der Vereinigsten Staaten und gelte als „das blutigste Gefängnis in den USA“, sagte Williams. Man habe die Wahl, zu den Schwachen oder zu den Starken zu gehören.
„Es war wie ein Albtraum“, erzählt er. „Wie hast du das überstanden?“, fragte der Moderator und Schauspieler Terry Crews. Innerliche Freiheit sei seine Lösung gewesen, sagte Williams. „Ich ging ins Gefängnis, aber ich habe meinem Kopf nicht erlaubt, ins Gefängnis zu gehen.“ Mit Beten und Singen habe er die Zeit überstanden. „So habe ich Frieden gefunden.“
Durch die Non-Profit-Organisation „Innocence Project“, die Williams’ Fall neu aufrollte, kam der Unschuldige nach 37 Jahren frei. Durch DNA-Analyse, die es zur Zeit von Williams’ Verhaftung noch nicht gab, konnte bewiesen werden, dass er nicht der Täter war. Am 21. März 2019 wurde der heute 59-Jährige aus der Haft entlassen.
Bei „America’s Got Talent“ sang Williams mit einer emotionalen Performance den Elton-John-Song „Don’t let the sun go down on me“. Bereits im Gefängnis habe er sich vorgestellt, auf dieser Bühne zu stehen, sagte Williams. „Danke, Gott. Das ist die Chance meines Lebens.“ Nach seinem Auftritt sagte Juror Simon Cowell: „Diesen Auftritt werde ich in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen.“
Auf Twitter äußerte sich Sänger Elton John selbst zu dem Auftritt: „Ich war zu Tränen gerührt“, schrieb er. „Sein Mut und die Vergebungsbereitschaft, die er zeigt, sind wirklich inspirierend.“ Es sei derselbe Geist, den die Welt bei Nelson Mandela so beeindruckend gefunden habe.
Von: Swanhild Zacharias