Journalistin plaudert im Kloster über Gott und die Welt

Eine Woche lang geht die SWR-Journalistin Sara Endepols für eine Reportage in ein Kloster. Am Ende möchte die Journalistin gerne selber glauben können.
Von Norbert Schäfer
Für ihre Reportage ist Sara Endepols für ein Woche in das Leben der Ordensschwestern im Kloster Arenberg bei Koblenz eingetaucht

Für die eine Folge der Reportage-Reihe „7 Tage …“ ist die SWR-Journalistin Sara Endepols für eine Woche in das Leben von katholischen Ordensschwestern eingetaucht. Dazu hat die Journalistin im Spätsommer 2019 am Leben im Dominikanerkloster Arenberg bei Koblenz teilgenommen. Die Folge „Leben im Kloster“ ist am Mittwochabend im SWR-Fernsehen ausgestrahlt worden und steht nun in der Mediathek zur Verfügung.

Die Frage nach Gott habe sie bislang immer offen gelassen, sagt Endepols. „Je älter ich werde, desto mehr beschäftigt mich diese Frage“, erklärt sie beim Eintritt in die Lebenswelt der Ordensschwestern. Endepols, die nach eigenen Angaben selbst nicht getauft ist, hat sich vorgenommen, in dem abgeschiedenen Ort alles mitzumachen. „Das bedeutet vor allem beten“, stellt die Reporterin dann schnell fest. Denn der Tag der 50 Dominikanerinnen in der Abgeschiedenheit hinter Klostermauern beginnt früh und ist „durch die Stundengebete durchgetaktet“. Endepols empfindet die Gebete wie „Mantras“, kommt aber durch die Wiederholungen „zur inneren Ruhe“. Das gefällt der Reporterin.

„Es gibt keinen Menschen, der nicht nach Gott sucht“

In der 45-minütigen Reportage plaudert Endepols mit den Schwestern über Gott und die Welt. In den Gesprächen, unter anderem mit einer Novizin, einer 44-jährigen promovierten Pharmazeutin und einer 90-jährigen Missionarin, will die Journalistin herausfinden, wie die Nonnen zu Gott gefunden haben und was den Glauben ausmacht. Für die hochbetagte Schwester Christa ist klar: „Es gibt keinen Menschen, der nicht nach Gott sucht“, und dass man sich „immer an Gott wenden kann“ und jeder Mensch erst durch „die Liebe Gottes sich selbst lieben kann“. Bereits die Suche nach ihm, erklärt die Schwester, verbinde den Menschen mit Gott.

Weil Endepols weiß, dass die Ordensschwestern freiwillig in Armut, Keuschheit und Gehorsam leben und sich damit eine Selbstbeschränkung auferlegen, geht sie zu Beginn der Sendung davon aus, dass „das Leben im Kloster unfrei ist“ und „Kontrollverlust“ bedeutet. Später stellt sich die Journalistin dann jedoch die Frage, ob die Ordensfrauen ohne Status und Vermögen nicht doch die freieren Menschen sind.

„Ich würde gerne glauben“

Die Ordensschwestern reden viel von der Liebe Gottes. Endepols erfährt von ihnen nach eigenen Worten „unglaubliche Liebe und Herzlichkeit“. Sie fragt sich, wie Gott zu finden ist, und sagt: „Ich würde gerne glauben. Glaube ich.“ Einem Impuls folgend, lässt sich die Reporterin segnen – an der Kommunion teilnehmen darf sie als Ungetaufte nicht.

Selten habe sie so intensive Gespräch über die großen Fragen des Lebens geführt, bilanziert die SWR-Journalistin die Zeit im Kloster. Trotzt der Dinge, die Endepols zu Anfang irritierten, fühlte sich die Journalistin in der Glaubensgemeinschaft wohl und „gut aufgehoben“. Deshalb gibt es beim Abschied von den Schwestern auch ein paar Tränen und die bleibende Erinnerung an Worte der 90-jährigen Schwester Christa: „Du bist immer ein Suchender. Und wenn du ein Suchender bleibst, dann bist du echt. Dann bist du immer verbunden.“

Sara Endepols: „7 Tage … – Leben im Kloster“, in der SWR-Mediathek

Von: Norbert Schäfer

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3 Antworten

  1. Eine wunderbare Reportage. Sehr einfühlsam, berührend und kompetent.

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  2. Eine ruhige Reportage, die der Sache auf den Grund gehen möchte. Die Umstände beschreibend (wie der enge „Stundenplan“), aber vor allem, wie das alles auf die Journalistin wirkt. Es werden gute Fragen gestellt, z.B. wie ein liebender Gott vielleicht 3/4 aller Deutschen in eine Hölle schicken kann, wozu die Nonne sinngemäß sagt, „kann nicht anders sein, bei dem Bösen da draußen“. Wie passt das mit dem Gott der Liebe zusammen? Diese Anmerkung macht die Journalistin zu Recht. Dass Jesus für alle Sünden, auch des Unglaubens, gestorben ist, scheint wohl noch nicht durch die Klostermauern gedrungen zu sein. Thema „Freier Wille“: Damit wurden wir von Gott geschaffen, sagt eine Nonne. Wirklich? Ist Gott also machtlos? Und überhaupt: Kann man wirklich abgeschieden von der Welt Gott besser erkennen? Gerade weil ja auch das Negative des „normalen“ Lebens, zum Lernen dazu gehört, wie eine Nonne meinte. Natürlich würde es den Rahmen sprengen, theologische Kernfragen zu behandeln, aber schön, dass es solche Sendungen überhaupt gibt: Ein Erfahrungsbericht, der durchaus zum Nachdenken anregen kann.

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  3. Nachricht an Fr. Sara Endepols! Bitte um Weiterleitung!
    Nachdem ich die zwei Sendungen „auf dem Jakobsweg“ und „im Dominikanerinnenkloster“ angesehen habe erlaube ich mir ein Du und hoffe, dies ist nicht unhöflich!
    Selber bin ich mit meiner Frau „einige“ km mit dem Fahrrad auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen. Hier unsere Touren mit Kommentar und Bild http://www.Komoot.de/User/anjop.
    Beruflich in ich in der KH-Seelsorge tätig.
    Bei Videos haben mich inhaltlich sehr angesprochen und auch berührt. Viele Gedanken und Erfahrungen kann ich gut nach empfinden. Es freut mich sehr, daß Du (Sie?) Dich als Journalistin so sehr persönlich auf diese Prozesse eingelassen hast und nicht „bloß“ auf einem externen Beobachtungsposten geblieben bist! Vielleicht hat auch dieses Dich Einlassen / Bewegen lassen zu der berührenden Erfahrung des Dazugehörens und Dir Segen zusprechen lassen’s bei der Wallfahrt geführt?
    Neben vielen leicht nachvollziehbaren Gedanken waren da ja auch diese von Himmel/Hölle/Fegefeuer die schwer zugänglich sind, besonders wenn sie nur als theologische Termini gebracht werden. Daß es aber das entschiedene (und vielleicht endgültige) Ablehnen einer Liebe die mich erfüllen könnte, geben kann und die willentliche Zuwendung zum Bösen, ist gerade heute leider Erfahrung die wir in der Welt machen (müssen). Was das bedeuten kann, ob es hilfreich für unser Leben und unseren Glauben ist, bleibt eine andere Frage, für die email kein gutes Medium ist.
    Mich würde sehr interessieren, wie es am Camino dann ohne Kamera weiter ging?
    Auch was sich für Dich aus der „Klostererfahrung“ weiter entwickelt hat, würde mich freuen, wenn Du es teilen magst? Es ist ein kostbares Geschenk, wenn Menschen ihr Suchen zulassen und dafür wohltuend / heilsame Räume/Menschen finden!
    Nun hoffe ich, daß diese email Dich erreicht!
    Viel Freude im Leben und im Suchen nach dem was uns trägt und wichtig ist!
    Buen Camino!
    Andreas
    http://www.paul-engl.at

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