Die „Flämische Hör- und Fernsehfunkorganisation“ VRT, eine öffentlich-rechtliche und größtenteils durch Steuern finanzierte Rundfunkanstalt der Flämischen Gemeinschaft, hatte einen Gottesdienst aus der Kirche Sint-Servaasbasiliek in Grimbergen in Flandern ausgestrahlt. Darin wurde unter anderem die Bibelstelle Epheser 5,22 verlesen. Darin heißt es: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist.“
Wie die belgische Tageszeitung Het Nieuwsblad berichtet, regnete es auf Twitter empörte Reaktionen; manche warfen die Frage auf, ob Gottesdienste noch einen Platz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben. Der flämische Medienminister Sven Gatz von der Partei der Flämischen Liberalen und Demokraten (VLD) twitterte: „Religionsfreiheit: ok. Meinungsfreiheit: ok. Aber bitte keine überholten frauenfeindlichen Aussagen auf Kosten der Regierung. (Was wäre, wenn ein Imam das gesagt hätte …?)“
Bereits im Dezember hatte Gatz für die Abschaffung des religiösen Gottesdienstes im öffentlich-rechtlichen Rundfunk plädiert. In einem Interview der Zeitung sagte er: „Ich stehe natürlich nicht hinter solchen Aussagen. Die Tatsache, dass sie aus einem alten Buch stammen, ist kein Argument dafür, sie zu den Leuten zu transportieren. Dies gehört nicht in unsere Zeit.“ Diese Gottesdienste lägen außerhalb der redaktionellen Verantwortung der VRT, kritisierte er. „Sie fallen in die Verantwortung der Religionen selbst, in diesem Fall des Priesters. Aber kann es sein, dass die VRT dazu benutzt wird, so etwas ungefiltert unter dem Deckmantel der Redefreiheit und mit Steuergeldern in die Welt zu schicken?“
Die Niederländische Bibelgesellschaft antwortete laut einem Bericht der britischen Zeitung The Guardian, man dürfe die Bibelstelle nicht aus ihrem Kontext reißen. Ein Sprecher erklärte: „Die umstrittene Aussage folgt auf einen ganz anderen Satz: ‚Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.‘ Das zeigt, dass es hier um etwas ganz anderes geht als die Legitimierung der Unterdrückung von Frauen durch Männer.“
In einer Erklärung der Rundfunkorganisation VRT heißt es, man wolle weiterhin religiöse Feiern als Service für die Zuschauer im Programm abdecken, „sowohl für religiöse Zuschauer als auch für solche, die sich mit derartigen Feiern vertraut machen wollen und nicht immer in allem, was in der Kirche gesagt wird, übereinstimmen. Die VRT hat kein Problem mit derartigen Übertragungen, wenn sie zu Debatten und Diskussionen führen.“
Von: Jörn Schumacher