Erst beten, dann Super Bowl

Dass in der American Football-Liga NFL Christen sind, ist nicht all zu neu. Wenn am Sonntag wieder Millionen Menschen den Fernseher einschalten, um das größte Sportereignis der Welt, den Super Bowl, zu sehen, stehen auch wieder viele Christen im Fokus. Im Vergleich mit deutschen Sportarten ist die Häufigkeit christlicher Statements verblüffend. Ein Kommentar von Jörn Schumacher
Von Jörn Schumacher
„Football, family and faith“ – diese drei Dinge gehören in den USA für viele wie selbstverständlich zusammen

Der Super Bowl ist ein Sportereignis der Superlative. Schon seit Tagen läuft sich Football-Amerika warm: In großen Hallen stehen alle Spieler der beiden Teams der weltweiten Presse Rede und Antwort, Fans feiern bereits jetzt ausgiebig und voller Vorfreude Partys.

Am Sonntagabend schauen auch wieder viele Deutsche zu. Der Football-Boom hält auch hierzulande an. Vieles unterscheidet American Football vom Fußball, wie ihn die Deutschen seit jeher kennen und lieben. Das Spiel selbst steckt voller Strategie und ist gepaart mit bärenstarker Kraft. „Football ist Schach mit Gladiatoren“, hat der wohl bekannteste Experte dieser Sportart in Deutschland, Patrick Esume, einmal gesagt. In seinem Buch „Believe the Hype“ spricht auch er davon, dass er, dessen Vater Nigerianer ist, gläubig ist.

Überhaupt ist der Football traditionell mit den Werten Familie und Glaube eng verbunden. Das fällt auf. Sicherlich gehen grundsätzlich amerikanische (und auch prominente) Christen entspannter mit ihrem Glauben in der Öffentlichkeit um. Wohl noch ein wenig häufiger als in Deutschland sagen Prominente offen von sich, an Jesus zu glauben. Und so ist es auch in der American Football League: Auffällig viele Spieler bezeugen in Interviews ihren Glauben, beten gemeinsam mit Spielgegnern auf der Mittellinie kniend vor oder nach dem Spiel, twittern Bibelsprüche und schreiben in ihrer Social-Media-Beschreibung, dass sie in erster Linie „Nachfolger Jesu sind“.

Bei Russell Wilson, Quarterback der Seattle Seahawks, steht in der Selbstbeschreibung schlicht der Satz: „I want to Love like Jesus!“ Bekannte Profis und Vorbilder für viele wie Larry Fitzgerald oder Cam Newton posten regelmäßig Bibelverse und kurze Ermutigungen. Der ehemalige, sehr erfolgreiche Quarterback Kurt Warner machte aus seiner Abschiedsrede 2010 zum Schluss eine kleine Predigt. Der soziale Einsatz und das Spenden von hohen Geldbeträgen für Krankenhäuser oder Kindergärten sind an der Tagesordnung und gehören zum Spielerleben wie selbstverständlich dazu. Vielleicht kommen also durch den Football-Boom und die tägliche Berichterstattung zum Super Bowl vermehrt auch deutsche Neulinge – auf dem Gebiet des Footballs und auf dem des Glaubens – durch den lockeren Umgang mit dem Glauben in Kontakt?

Beide Quarterbacks der Philadelphia Eagles gläubige Christen

Der Quarterback der Philadelphia Eagles, Carson Wentz, sagte in einem Interview, er sei als Kind zwar immer mit in die Kirche gegangen, aber sein Leben habe er erst im College wirklich Jesus übergeben. Wentz startete in dieser Saison richtig durch, verletzte sich jedoch, und es musste Nick Foles seinen Part übernehmen. Wie jesus.de berichtet, sprach Foles nun, wo er erneut im Rampenlicht steht, davon, wie er mit seiner Football-Karriere eigentlich schon abgeschlossen hatte. In den Jahren 2015 und 2016 wurde er von den St. Louis Rams und später von den Kansas City Chiefs kaum eingesetzt. „Ich verlor irgendwie die Liebe zum Spiel“, erzählt Foles. „Es war zäh.“

Foles, der in seiner Twitter-Kurzbiographie über sich schreibt: „Believer in Jesus Christ, husband, father, son, brother“ („Glaubender an Jesus Christus, Ehemann, Vater, Sohn, Bruder“), sagt, nur die Kraft des Gebets und die Verbindung zum Herrn hätten ihn aus dem Loch geholt. Gott habe ihn in dieser Zeit der Krise geformt. „Er brachte mich auf meine Knie und sagte wie durch eine innere Stimme zu mir: ‚Mach einen Schritt im Glauben. Entweder hörst du auf mit Football und tust etwas anderes oder du spielst weiter. Ich gehe jeden Schritt auf deinem Weg mit dir und du spielst, um mich zu ehren.‘“ Wie häufig hört man so etwas von einem Bundesliga-Spieler? Natürlich gibt es auch hier gläubige Profis, die offen über ihren Glauben sprechen, etwa Heiko Herrlich, David Alaba oder Jürgen Klopp. Aber gerade weil es im Vergleich zur NFL (National Football League) eher wenige sind, fallen sie auf.

Dass Foles seinen Sport nicht an den Nagel hängte, sondern weitermachte, bedeutet zum einen, dass die Philadelphia Eagles, dessen Backup-Quarterback er eigentlich ist, im Super Bowl spielen dürfen; es heißt zum anderen, dass seine Geschichte mit Gott und sein Glaube publik werden. „Alle Ehre gehört Gott. Ohne ihn wäre ich nicht da“, sagt Foles. Und in den Sozialen Medien bekommen (auch deutsche) Fans ein Bild vom Glauben vermittelt, der ganz natürlich zum restlichen Leben dazugehört. Die Dichte an gläubigen Spielern, die ihren Glauben öffentlich bezeugen, ist im American Football, verglichen mit der deutschen Bundesliga, hoch. Die drei F – Football, family und faith – bilden in Amerika ein selbstverständliches Gemenge, wie man es hierzulande kaum kennt. Wenn am Sonntag der Kickoff des Super Bowl ist, schwappt vielleicht auch davon etwas nach Deutschland.

Von: Jörn Schumacher

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