Martin Luther ist kein einfacher Held. Das macht der Film „Zwischen Himmel und Hölle“ deutlich. Die 160 Minuten sind keine typische Luther-Biographie. Sie zeigen den Reformator mit all seinen Ecken und Kanten und vor allem auch seine Konflikte mit seinen Zeitgenossen. Hauptsächlich geht es in dem Film um die Jahre 1517 bis 1525.
Die Katholische Kirche tat damals alles, um die Angst der Menschen vor der Hölle zu befeuern. Dies zeigt der Film gleich zu Anfang und benutzt dazu drastische Bilder. Nur wenige Menschen trauen sich dagegen aufzubegehren, darunter Luther. Auf dessen Seite stellen sich die Reformatoren Thomas Müntzer und Andreas Bodenstein.
„Gott wird uns retten“
Nach anfänglichem Zweifel darüber, ob ein theologischer Streit überhaupt Zweck haben könnte, prangert der Augustiner-Mönch Luther schließlich den Ablasshandel und andere Missstände an. Auch vor dem Kaiser widerruft er seine Thesen nicht. Der Film stellt einen innerlich gespaltenen Luther dar. Einerseits ringt er mit seinen Ängsten, andererseits ist er fest davon überzeugt, dass Gott „uns retten wird“. Der Mensch sei außer zur Liebe zu nichts verpflichtet.
Die Schriften und Flugblätter der Reformation verbreiten sich rasant. Damit ist die Zeit des Schweigens vorbei. Unklar ist für die Reformatoren aber immer noch, ob sie nur Spielfiguren im Kampf der deutschen Fürsten sind oder ob sie wirklich etwas bewegen können. Dieses Ringen zeichnet der Film intensiv nach. Die Protagonisten der Katholischen Kirche bemühen sich, den Heißsporn Luther zu provozieren, weil er damit der eigenen Bewegung schaden könne.
Luther beharrt darauf, dass niemand das Recht habe, die Bibel zu seinem Vorteil auszulegen. Er möchte zurück zur Quelle der Heiligen Schrift, auch auf die Gefahr hin, dass er damit sein Leben riskiert. Auch die Denkweisen innerhalb der verschiedenen protestantischen Strömungen beleuchtet „Zwischen Himmel und Hölle“ gut. Jeder Reformator möchte seine Schwerpunkte legen, die er auch theologisch begründen kann.
Eigene Überzeugungen in Frage stellen?
Die reformatorischen Strömungen sind getrieben von der Frage, wie viel der vorherrschenden Theologie sie infrage stellen. Die Müntzer-Anhänger begründen ihre Aufstände theologisch. Luther lehnt diese Art des Protestes ab. So kommt es am Ende erneut zu düsteren Bildern, in denen die Bauern durch ihre Aufstände zugrunde gehen. In der Schlussszene schließt Luther zu den Klängen von „Ein feste Burg ist unser Gott“ eine Kirchentür. Das Bild passt so gar nicht zu dem, was Luther wollte.
„Zwischen Himmel und Hölle“ versucht, Luther in seiner Widersprüchlichkeit zu fassen und die Reformation als eine vielstimmige Bewegung zu erzählen. An einer Stelle hat der Film eine Unstimmigkeit: Dass Luther und seine Anhänger das Paul-Gerhardt-Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ singen, ist historisch unmöglich, da der Lieddichter nach den Reformatoren lebte.
Der Film ist prominent besetzt. Maximilian Brückner spielt Martin Luther, Joachim Król mimt Erzbischof Albrecht, Armin Rohde ist als Hartmann zu sehen und Christoph Maria Herbst stellt den Maler Lucas Cranach dar. Luthers Partnerin Katharina von Bora verkörpert Frida-Lovisa Hamann.
Das Drehbuch haben Stefan Dähnert und Marianne Wendt nach einer Vorlage von Kai Hafemeister geschrieben. Die Regie führte Uwe Janson. Die Filmemacher wurden sowohl von namhaften Historikern als auch vom EKD-Medienbeauftragten Markus Bräuer beraten. Die UFA-Produktion wurde unter anderem gefördert vom tschechischen Staatsfonds der Kinematografie-Filmförderung. (pro)
Zwischen Himmel und Hölle, Historischer Fernsehfilm, Ausstrahlung am Montag, 30. Oktober 2017, 20.15 Uhr, ZDF.
Von: jw