pro: Erstmals in der 13-jährigen Geschichte von „Deutschland sucht den Superstar“ heiratet eine Kandidatin in der Show. Wie kam es dazu, dass Sie als Pastor für die Trauung ausgewählt wurden?
Samuel Diekmann: Die Redaktion hat mich ausgesucht. Das Paar selbst hatte keinen Einfluss auf die Auswahl und hatte auch ein wenig Sorge, wen die Redaktion auswählt. Aber Sandra und Victor waren ganz glücklich mit mir. Die Redaktion hatte ein paar Pastoren zur Auswahl. Schließlich sagten sie aber, dass ich am besten in das Format passe. Eine genauere Begründung gab es nicht. Das war alles relativ kurzfristig, ungefähr eine Woche vor der Aufzeichnung der Sendung kam die Zusage.Auf Ihrem Blog schreiben Sie, dass der 28-jährigen Kandidatin Sandra Berger ihr Glaube sehr wichtig sei. Wie hat sich das auf die Trauung ausgewirkt?
Sandra ist katholisch. Wir führten ein persönliches Gespräch – ungefähr eine Stunde – und tauschten uns aus. Dabei erzählte sie mir, dass ihr der Glaube sehr wichtig ist. Ihrem Mann nicht so sehr, er ist Agnostiker. Er sagte aber, wenn ihr das wichtig ist, dann soll das auch Platz haben in der Trauung.Wie wirkte das Brautpaar auf Sie?
Die beiden sind schon ein wenig ausgeflippt als Musikerin und Tätowierer, aber sie haben ganz klassische familiäre Werte, die ihnen wichtig sind und wovon sie träumen. Das heißt, Kinder bekommen, eine Familie gründen und ein Nest bauen. Das machte sie auch unheimlich sympathisch. Ich habe versucht, ihnen da etwas mitzugeben.Dieter Bohlen verzichtet auf Bewertung der Gesangsleistung des Pastors
Worüber haben Sie die Traupredigt gehalten?
In der Predigt sprach ich über den Genesis-Text, in dem es darum geht, dass Mann und Frau eins sind mit Leib und Seele. Ich sprach darüber, dass man für Einheit am Ball bleiben muss. Das ist eine Gabe und Aufgabe. Ich der Predigt sagte ich, dass es sich lohnt, füreinander zu kämpfen; diese ganzen alten Werte. Auch über den Vers aus dem Jakobusbrief sprach ich, der besagt, dass man die Sonne nicht untergehen lassen soll über seinem Zorn. Ich gab ihnen den Rat, jeden Abend in ihrer Beziehung den Reset-Knopf zu drücken und immer wieder neu zu starten. Die Ansprache und Predigt dauerten rund zwölf bis 15 Minuten, die Trauung ansich 20 Minuten. Ich bin gespannt, was RTL davon übrig lässt.In dem Gottesdienst segneten Sie das Brautpaar und die 700 anwesenden Gäste.
Beziehungsweise lud ich die 700 Leute dazu ein, teilzuhaben an dem Segen. Ich erklärte ganz kurz, dass Segen bedeutet, etwas Gutes aus- oder zuzusprechen, und das kann jeder tun. Ich ließ alle Leute aufstehen, damit sie diesem Paar etwas Gutes ins Herz zusprechen – oder wenn sie gläubig sind, für sie zu beten. Dann sagte ich noch ein paar ganz persönliche Worte, etwa dass Segen auf ihrer Familie liegen soll, Schutz und Bewahrung. Den aaronitische Segen aus dem Alten Testament sang ich danach sogar. Da konnte es sich Dieter Bohlen nicht verkneifen, etwas dazu zu sagen. Er meinte etwas in die Richtung, dass er die Gesangsleistung des Pastors lieber nicht bewertet. Ein Highlight in der Zeremonie war auch der Auftritt der Hunde des Paares. Die beiden sind nämlich vernarrt in ihre Hunde. Die Hunde brachten die Ringe nach vorne, das klappte. Aber anschließend wollten sie nicht von der Bühne runter. Die machten dann ein ganz schönes Theater und sprangen an uns hoch.Welche Bedeutung hat diese Trauung im Privatfernsehen zur besten Sendezeit dafür, den Zuschauern das Evangelium näherzubringen?
Ich habe das als Chance verstanden. Als ich erfuhr, um welche Sendung es geht, überlegte ich erst einmal: „Machst du das oder machst du das nicht?“ Als ich schließlich mit dem Paar sprach, merkte ich, die meinen das ernst. Das ist keine Strategie, um irgendetwas zu pushen. Ich habe es als Pastor genutzt, um ihnen zu helfen, um ihnen den Segen zu geben, aber auch um über den Wert von Ehe zu sprechen und dafür zu werben. Ich hoffe, dass in dem Zusammenschnitt davon etwas mit rüberkommt. Ich war den ganzen Tag hinter den Kulissen. Ein paar Sachen schockierten mich zwischendurch doch. Die Bühne war in Form eines Kreuzes gestaltet, auf dem alles stattgefunden hat. Da waren Tanzeinlagen dabei, bei denen ich dachte: „Jesus, schenke Gnade!“ (lacht) Und weiter: „Du gehörst hier rein“ – ein bisschen wie Licht in der Finsternis. Ich will das nicht zu hoch hängen. Aber ich dachte, die Werte, die ich mitgebracht habe, die gehören genau in die Sendung und die Produktion. Ich bin nicht der ganz spießige Kerl, aber meine Gedanken waren: „Jesus, du gehörst hierher.“Herzlichen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Martina Schubert. (pro)