„Ja, sehr voll hier heute“, stellte Moderator Frank Plasberg zur Begrüßung fest. In der Tat – sieben Diskutanten drängten sich am Tisch im „Hart aber fair“-Studio, um die Frage zu beantworten: „Was darf zu Mann und Frau gesagt werden?“ Im Raum standen Vorwürfe der Zensur gegen den WDR, weil er eine Sendung vom März zum gleichen Thema mit fast den gleichen Gästen nach Protesten von Frauengruppen aus der Mediathek entfernt, diesen Schritt aber schnell rückgängig gemacht hatte.
Der Fernsehdirektor der Anstalt, Jörg Schönenborn, erklärte sogleich, die Sendung hätte nie aus der Mediathek genommen werden dürfen – gleichwohl sei die Mediathek kein öffentliches Archiv. Zur Gender-Sendung vom 2. März habe es sehr viele Reaktionen gegeben, allein 1.200 Mails, doch unter Druck habe sich der WDR deswegen nicht gefühlt. „Das ist nicht glaubwürdig“, entgegnete die katholische Autorin Birgit Kelle. „Der WDR hat erst auf den Druck von Frauenverbänden, dann auf den Druck der Öffentlichkeit reagiert.“
Davon wollte Sybille Mattfeldt-Kloth nichts wissen. Die stellvertretende Vorsitzende des Landesfrauenrates Niedersachsen gab an, die Entfernung der Sendung nie gefordert zu haben und von der Debatte auch nicht gekränkt zu sein. Gleichwohl habe es an sachlicher Kompetenz unter den Gästen gefehlt. Besonders bei Sophia Thomalla sei nicht erkennbar gewesen, wo der Mehrwert beim Informationsgehalt gewesen sei. Kelle empörte sich: „Wenn das ein Mann gesagt hätte, hätten wir sofort die nächste Sexismus-Debatte!“