Ein verwahrloster Mann läuft unbeholfen in einem völlig verdreckten Zimmer auf und ab. Zwischen den Bergen von Müll und Unrat, die sich bis unter die Decke stapeln, kann er sich kaum bewegen. Immer wieder fängt die Kamera den verstörten Blick des Mannes mit dem zerzausten Haar ein. Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines Messies. Einblicke in die Lebenswirklichkeit eines Menschen am Rande der Gesellschaft – Bilder, die im Staatsfernsehen der DDR nicht zu sehen waren. Es sind dennoch Aufnahmen, die im Auftrag des SED-Staates angefertigt wurden.
Der Dokumentarfilm „Der heimliche Blick – Wie die DDR sich selbst beobachtete“, den der RBB am Dienstag um 22.45 Uhr ausstrahlt, beleuchtet erstmals umfassend die Arbeit der „Staatlichen Filmdokumentation“ (SFD). Zwischen 1971 und 1986 entstanden unter deren Regie rund 300 Filmdokumente mit insgesamt über 200 Stunden Spiellänge aus dem Alltagsleben in der DDR, die aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Der Auftrag des Kulturministeriums an die SFD war es, eine systematische Eigendokumentation des „realsozialistischen“ Staates zu erstellen. Das Ziel war nicht Agitation, sondern Information. Das Material sollte späteren Generationen ein vollständiges Bild der Lebenswirklichkeit in der DDR liefern.