Es war die Zeit, als der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) aus dem ehemaligen Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld sendete. So geschah es, dass am 8.Mai 1954 der evangelische Pastor Walter Dittmann aus Hamburg zum Sendeschluss live vor die laufende Kamera trat und seinem Publikum eine kleine Predigt hielt. „Wir alle sind“, so sagte der Geistliche, „nach dem schönen Goethewort ‚zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt‘“.
Prosaischer hätte die Premiere des neuen TV-Formats „Das Wort zum Sonntag“ vor 60 Jahren nicht beginnen können. Dafür mussten die Mitarbeiter im NWDR-Studio in jenen Jahren kräftig schwitzen. „Wir hatten durch die Scheinwerfer manchmal 70 Grad“, erinnert sich Kameramann Carsten Diercks. Was nach Erinnerungen von Zeitzeugen wie in einer Sauna begann, sollte in der Fernsehgeschichte alsbald Karriere machen: Das „Wort zum Sonntag“ ist nach der „Tagesschau“ inzwischen die zweitälteste Sendung im deutschen Fernsehen mit jeweils rund zwei Millionen Zuschauern.