Der „Kirchen-Rap“ sollte Teil der ersten Folge von Kebekus‘ neuer Comedyshow im öffentlich-rechtlichen Sender Einsfestival sein, die am Mittwochabend ausgestrahlt wird (pro berichtete). Nach Medienberichten haben sich Mitarbeiter des für die Sendung zuständigen WDR den Piloten nochmal angesehen – und sich für ein Herausschneiden der umstrittenen Passage entschieden.
Gegenüber dem Branchendienst DWDL.de teilte der WDR mit, die Entscheidung sei bei der Endabnahme der Folge gefallen: „Der Grund: Insbesondere durch die Szenen mit dem Kruzifix könnten religiöse Überzeugungen von Zuschauern verletzt werden.“ Dies sei nicht die Intention der Redaktionsgruppe „Junges Fernsehen“ und lasse sich auch nicht mit dem WDR-Gesetz vereinbaren, wonach die religiösen Überzeugungen der Bevölkerung zu achten seien. Die Macher hinter Kebekus‘ Sendung hingegen glauben an eine voreilige Selbstzensur aus Angst vor den Reaktionen der Kirche. Die hatte sich erst im Februar über einen Beitrag der Komikerin für die „heute show“ im ZDF beschwert.
Kebekus bei Raab: „Ich finde das scheiße“
Auch Kebekus selbst widerspricht der Darstellung des WDR: Bei einem Promo-Auftritt in der Sendung „tv total“ erklärte sie am späten Dienstagabend, die Sendung sei vor Wochen anstandslos durch die Endabnahme gekommen. „Jetzt ist aber dem WDR aufgefallen: ‚So jung wollen wir auch nicht werden‘“, sagte sie. Die Sendung werde „verstümmelt“ ausgestrahlt und wahrscheinlich ihre letzte bei Einsfestival sein. „Ich finde das scheiße“, ergänzte sie und erklärte ironisch, der Clip sei ein Werbefilm für die Kirche und ihr Ziel sei es, dass wieder mehr Menschen zum Gottesdienst gingen. Moderator Stefan Raab regte an, in der Sache beim neuen Intendanten des WDR, Tom Buhrow, „Freiheit für die Kunst“ einzufordern.
Danach wurde der umstrittene Clip, der bereits im Internet kursiert, gezeigt. Die Kabarettistin bezeichnet sich im Liedtext als „Bitch (Schlampe) von Jesus“, hebt vor einem Kreuz ihren Rock und leckt über eine gekreuzigte Jesus-Figur. Zudem spielt sie auf Pädophilie- und Finanzskandale der katholischen Kirche an und zieht über die Sonntagsmesse sowie sexuelle Enthaltsamkeit her.
Der WDR teilte am Mittwoch mit: „Es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen Kritik an der Institution Kirche und der Verunglimpfung religiöser Symbole.“ Diesen Unterschied zu beachten habe nichts damit zu tun, ob sich die Sendung an ein jüngeres oder älteres Publikum richten.
Am 18. Juni teilte die Staatsanwaltschaft Köln mit, den entsprechenden Videoclip aufgrund mehrerer Strafanzeigen auf den Anfangsverdacht einer Straftat zu überprüfen. Von den zehn eingegangenen Strafanzeigen hätten neun der Vorlage entsprochen, die die katholischen Pius-Brüder auf ihrer Homepage zum Download angeboten hätten. Die Staatsanwaltschaft sei verpflichtet, Anzeigen nachzugehen. Vom Ergebnis der Prüfung hängt ab, ob ein förmliches Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. (pro)