Der Kommunikationsforscher Leonard Novy sieht Defizite in der Medienberichterstattung über Flucht und Migration. „Flucht und Einwanderung werden in der Medienberichterstattung nahezu ausschließlich als Problem dargestellt“, sagte der Direktor des Kölner Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag in Berlin.
Die Mainzer Kommunikationswissenschaftlerin Nayla Fawzi konstatierte, Studien zufolge sei Migration in sechs bis acht Prozent der Berichterstattung das dominierende Thema. Zugleich sinke das allgemeine Interesse an der Nutzung von Medien zu Informationszwecken. Am besorgniserregendsten sei, dass ein Drittel der Menschen der Medienberichterstattung gar nicht mehr vertraue.
Falsche Erwartungen an die Politik
Das Verhältnis von Medien und der Berichterstattung über Migration stand im Zentrum der Podiumsdiskussion, zu der die Civis Medienstiftung und die Stiftung Mercator eingeladen hatten. Diskutiert wurden die Qualität und das Ausmaß der Medienberichterstattung zum Thema Migration und deren Einfluss auf das gesellschaftliche Klima und die Demokratie.
Christiane Hoffmann, stellvertretende Regierungssprecherin, beklagte den großen öffentlichen Druck beim Thema Migration und falsche Erwartungen, die in der Bevölkerung geweckt würden. Shakuntala Banerjee, Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen, verwies auf den Aktualitätsdruck in den Medien „Es ist vollkommen klar, wir müssen den Tag möglichst schnell abbilden“, sagte sie. Sie versuche trotz des Zeitdrucks, gut recherchierte Fakten zu liefern. Das bleibe jedoch ein Dilemma.