Bei den Aufräumarbeiten nach den Unwettern in Süddeutschland haben auch Asylbewerber mit angepackt. Das ist erfreulich. Für die Schlagzeilen, die daraus entstanden, fehlte aber der Nachrichtenwert. Ein Kommentar von Jonathan Steinert
Nach den Unwetern in Süddeutschland gab es vergangene Woche viel aufzuräumen (Symbolbild)
Als Wetter, Wasser und Schlamm vergangene Woche mehrere Orte in Süddeutschland heimsuchten, gab es danach alle Hände voll zu tun: das Chaos beseitigen, aufräumen, sauber machen, Schäden ausbessern und vieles mehr. „Wir brauchen jede helfende Hand. Ohne freiwillige Helfer wäre das gar nicht zu schaffen“, sagte Klaus Schmid, der Bürgermeister des vom Unwetter getroffenen Ortes Simbach, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die dpa berichtet in derselben Meldung ausführlich davon, wie Asylbewerber beim Aufräumen mit angepackt haben. Über einen der Syrer heißt es: „50 Meter von seiner Asylbewerberunterkunft im bayerischen Simbach am Inn steht er mitten im Chaos, Müll- und Schlammberge türmen sich auf. Schon am Vortag hat er von früh bis spät den betroffenen Anwohnern geholfen – und trotz Muskelkaters packt der 30-Jährige am Freitagmorgen wieder an.“ Manche seien auch aus anderen Orten gekommen, um zu helfen.
Zahlreiche Medien wie der Bayerische Rundfunk, die Süddeutsche Zeitung, die Tageszeitung Die Welt, der Focus oder die Westfälische Allgemeine Zeitung griffen diese dpa-Meldung auf. Aber ist die Hilfsbereitschaft dieser Asylbewerber tatsächlich so außergewöhnlich, dass sie so ein breites Medienecho und Schlagzeilen hervorrufen muss?
Migranten nicht medial überhöhen
Natürlich ist es großartig, dass die syrischen und anderen Asylbewerber mit rangeklotzt haben, um die Schäden zu beseitigen – trotz Muskelkaters. Es ist erfreulich, wenn sie sich so ins Gemeinwesen integrieren und den Dorfbewohnern „etwas zurückgeben“ möchten, wie sie sagen.
Dass Medien nun aber so berichten, als wäre die Hilfe der Asylbewerber etwas besonders Außergewöhnliches, irritiert. Ein Kamerateam ließ in Schwäbisch Gmünd sogar Aufräumarbeiten mit Flüchtlingen nachstellen, weil es zu spät gekommen war, um unmittelbar darüber zu berichten. Wenn ein Dorf von Schlamm und Wasser halb zerstört ist, ist es selbstverständlich, dass alle mit anpacken, um die Folgen in den Griff zu bekommen. Das zum Anlass zu nehmen, die Hilfe von Asylbewerbern besonders herauszuheben, rechtfertigt die Situation kaum. Migranten sollen sich in unsere Gesellschaft integrieren. Dazu dürfen Medien sie in der Berichterstattung aber nicht überhöhen. Das würde unter Skeptikern nur die Skepsis gegenüber Migranten und Medien schüren, weil es den Eindruck erwecken kann, es werde – gegen die vermeintliche Realität – künstlich ein positives Bild von Migranten produziert. So wichtig es ist, über so erfreuliche Aspekte in der ganzen oft schwierigen Flüchtlingsproblematik zu berichten, müssen Journalisten auch die Verhältnismäßigkeit der ausgewählten Aspekte prüfen. (pro)
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