"Es gehört zum Geschäft sogenannter Islamexperten, dass sie einer fundamentalistischen Lesart des Islam stets das Wort reden”, hatte Mazyek in der vergangenen Woche gesagt, als die Welt ihn auf Christine Schirrmachers neues Buch „Islam und Demokratie – ein Gegensatz?” ansprach. Vorangegangen war ein Interview der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) mit Schirrmacher, in dem sie unter anderem erklärt hatte: „Etliche muslimische Meinungsführer und Theologen lehnen die Demokratie rundheraus ab.” Demokratien und demokratische Prinzipien vollständig zu bejahen sei nur möglich, wenn das klassische Schariarecht nicht als heute verbindlich anzuwendendes Recht betrachtet werde, hieß es weiter. Allerdings erklärte die wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz auch: „‚Der Islam’ als private Religionsausübung oder ethisches Wertegerüst wird einer Demokratie kaum entgegenstehen.”
In einem offenen Brief an Mazyek, der pro vorliegt, forderte Schirrmacher nun eine Entschuldigung. „Ich habe keine ‚fundamentalistische Lesart’ des Islam. In meinen zahlreichen Büchern, Schriften und Artikeln setze ich mich unermüdlich für eine differenzierte Lesart des Islam ein, die zwischen den einzelnen Strömungen klar unterscheidet”, verteidigt sie sich. Sie vertrete in ihrem Buch keineswegs die Ansicht, der Islam passe nicht zur Demokratie. Mazyeks Aussagen seien „unzutreffend, herabsetzend und rufschädigend”, erklärte sie, und weiter: „Gerade einem Mann wie Ihnen, der sich unermüdlich für den Abbau von Feindbildern einsetzt, der die deutsche Öffentlichkeit stets mahnt, sich nicht vom Hörensagen her ein Urteil über andere (besonders Muslime) zu bilden und der sich beständig und sehr entschieden wehrt gegen falsche Unterstellungen gegen Muslime, gerade Ihnen müsste nichts wichtiger sein als bei der Wahrheit und den Fakten zu bleiben.” (pro)