Martin Hein fordert Antisemitismusbeauftragten in der Kirche

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, hat erneut einen Antisemitismusbeauftragten in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefordert. „Wir müssen vor der eigenen Haustür kehren“, sagte Hein im Interview des Evangelischen Pressedienstes.
Von Jörn Schumacher
Bereits im Juli sprach Bischof Martin Hein in einem Video-Interview von der Notwendigkeit eines Antisemitismusbeauftragten in der Evangelischen Kirche in Deutschland

Was in der Gesellschaft virulent ist, erreiche auch Kirchengemeinden, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein. Dazu gehöre auch der wachsende Antisemitismus. Erneut forderte er deshalb einen Antisemitismusbeauftragten in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte er, einerseits müsse man die israelische Politik gegenüber den Palästinensern kritisieren dürfen, andererseits dürfe das Existenzrecht des Staates Israel niemals infrage gestellt werden.

Hein sagte: „Die evangelische Kirche ist gefragt, mehr Verständnis aufzubringen für einen Staat, der von Ländern mit ausgeprägter Israelfeindschaft umgeben ist.“ Nähe zu palästinensischen Christen dürfe nicht dazu führen, die moralische Verpflichtung aufzugeben, sich für das Existenzrecht Israels einzusetzen, sagte er.

Hein ist seit dem 1. September 2000 Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und wird am 29. September 2019 in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolgerin wird die Diakoniewissenschaftlerin Beate Hofmann. Neben seinem Bischofsamt wirkte Hein von 2003 bis 2016 im Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen mit, von 2014 bis 2018 war er Mitglied im Deutschen Ethikrat.

„Thema zu lang beiläufig behandelt“

Hein wünschte sich einen Antisemitismusbeauftragten in der Evangelischen Kirche, der „genau beobachten“ sollte, „was sich in den Gemeinden tut“. Außerdem sei Aufklärungsarbeit wichtig, so der Theologe. „Und er beziehungsweise sie könnte mehr Begegnungsfelder schaffen. Wir haben zu wenig im Blick, wie viele junge Menschen jüdischen Glaubens es bei uns gibt.“

Bereits Anfang Juli hatte Hein in einem Interview eine ähnliche Forderung gestellt. „Es ist offensichtlich, dass die Bedrohung von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in unserem Land nicht nur von Menschen ausgeht, die aus arabischen Ländern zu uns gekommen sind. Eine große Anzahl der Übergriffe passieren von rechtsradikaler Seite aus“, sagte Hein in einem Video-Interview der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. „Wir haben möglicherweise das Thema Antisemitismus viel zu lange beiläufig behandelt.“ Der Rat der EKD solle „möglichst bald“ eine Beauftragung für Fragen des Antisemitismus einrichten, forderte Hein. Wie der epd berichtet, rief diese Forderung Reaktionen bis in eine jüdische Wochenzeitung in den USA hervor.

Die amerikanische jüdische Zeitschrift The Algemeiner berichtet von Heins Forderung und zitierte zudem einen Tweet von Katharina von Schnurbein, der Koordinatorin der Europäischen Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus. Von Schnurbein hatte einen Link zum Interview mit Hein gepostet und dazu geschrieben: „Exzellente Initiative“.

Von: Jörn Schumacher

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