In der Schweiz haben sich am Samstag rund 1.500 Lebensrechtler beim „Marsch fürs Läbe“ auf dem Bundesplatz in Bern versammelt. Die Kundgebung gegen Abtreibung und Sterbehilfe stand in diesem Jahr unter dem Motto „Abtreibung – der Schmerz danach!“. Zwei betroffene Frauen, eine davon per Video, berichteten von ihren Leiden nach der Abtreibung. Erika Wick berichtete, dass sie nach der Abtreibung ihres Kindes gedacht habe, sie könne sich für den Rest ihres Lebens nie mehr freuen. Sechs Jahre lang sei ihr Leben grauenvoll verlaufen, Depressionen bis hin zu Todessehnsüchten hätten sie geplagt. Schließlich habe sie in einem zweijährigen Prozess Heilung und Freiheit gefunden durch „Gottes Liebe und Annahme“. Wick ermutigt seitdem Frauen und Männer, mit ihrem Leiden nicht alleine zu bleiben, sondern einen Weg der „Beratung und Vergebung“ zu gehen.
Polizei muss Kundgebung schützen
Die Veranstaltung konnte nach Angaben der Veranstalter „dank massivem Polizeischutz wie geplant durchgeführt werden“. Die Lebensrechtler durften aus Sicherheitsgründen allerdings nicht durch die Stadt ziehen. Deshalb fand die Veranstaltung wie bereits vor zwei Jahren als Kundgebung auf dem Bundesplatz statt, dem zentralen politischen Ort vor dem Bundeshaus. „Einerseits bedauern wir, dass wir wieder nicht marschieren konnten, andererseits freuen wir uns aber, dass die Stadt Bern die Platzkundgebung auf diesem zentralen Platz unseres Landes bewilligt hat und wir damit ein wichtiges Zeichen für den Lebensschutz setzen konnten“, erklärte Beatrice Gall, die Medienverantwortliche beim „Marsch fürs Läbe“, auf Anfrage. Vor zwei Jahren hatten an gleicher Stelle rund 1.700 Menschen an der Kundgebung teilgenommen.
Der Verein und auch Teilnehmer waren nach Angaben von Gall „oft bedroht und unter Druck gesetzt“ worden. Die Veranstaltung sollte so verhindert oder die Teilnahme unterbunden werden. „Dies ging anscheinend auch diversen Medien nun zu weit, sodass verschiedene Artikel erschienen, welche für ein Recht auf Meinungsfreiheit plädierten“, erklärte Gall. Dies habe im Vorfeld der Kundgebung letztlich zu mehr Medienaufmerksamkeit als in den Jahren zuvor geführt. Nun sei das „gesellschaftliche und politische Schweigen“, das oft über das Thema Abtreibung verhängt werde, wieder gebrochen.
Verantwortlicher Umgang mit Sexualität
„Es kann nicht sein, dass in der heutigen aufgeklärten Zeit tausende von Babys abgetrieben werden“, erklärte Nationalrätin Andrea Geissbühler auf der Kundgebung und sprach sich für den verantwortlichen Umgang mit Sexualität und für „vertrauensvolle Beziehungen“ aus.
„Die Sinnleere in unserer Gesellschaft, die lebenslangen Depressionen und seelischen Schäden der Betroffenen nach erfolgten Abtreibungen, aber auch die Verluste an wertvollen Menschenleben könnten damit minimiert werden“, sagte Geissbühler.
Petition an den Bundesrat
Eine Petition der Lebensschützer bittet den Bundesrat, sich ein umfassendes, wissenschaftlich gestütztes Bild über die gesundheitlichen Folgen von Abtreibungen zu verschaffen. Zudem wünschen die Lebensrechtler, dass sich der Bundesrat bei den kantonalen Behörden dafür einsetzt, dass in Schulen und Universitäten sowie in Beratungsstellen, Arztpraxen und Spitälern angemessen über die Folgen von Abtreibungen informiert wird.
Der Verein „Marsch fürs Läbe“ ist eigenen Angaben zufolge international mit Lebensrechtsbewegungen vernetzt und setzt sich mit demokratischen und gewaltfreien Mitteln für das Lebensrecht ungeborener Kinder, auch mit einer Behinderung, ein. Unterstützt wird der jährliche Marsch von einer Trägerschaft aus verschiedenen christlichen Organisationen. In Deutschland wollen sich Lebensrechtler am 22. September vor dem Reichstag in Berlin versammeln, um auf Einladung des Bundesverbandes Lebensrecht e.V. für das Recht auf Leben als oberstes Menschenrecht und elementare Grundlage der rechtsstaatlichen Ordnung zu demonstrieren.
Von: Norbert Schäfer