Mariä Himmelfahrt oder Lateinisch Dormitio („Entschlafung“) hat in der römisch-katholischen Kirche den Rang eines Hochfestes, also den höchsten liturgischen Rang im Kirchenjahr, gemeinsam mit Festen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten.
Das Fest heißt korrekterweise „Mariä Aufnahme in den Himmel“ und in den überwiegend katholischen Länder Europas ist es ein gesetzlicher Feiertag, etwa in Belgien, Österreich, Frankreich, Italien, Polen und Spanien, ebenso in vielen Kantonen der Schweiz. In Deutschland ist Mariä Himmelfahrt nur in den Bundesländern Bayern und Saarland ein gesetzlicher, arbeitsfreier Feiertag. Vor allem im süddeutschen Raum und in Tirol werden an dem Tag Prozessionen abgehalten. Zu den bedeutendsten zählt die Fatima-Schiffsprozession am Bodensee. Im Münsterland sind seit Jahrhunderten Wallfahrten üblich.
Große Bedeutung hat das Fest zudem in den Ostkirchen, also in der syrisch-, griechisch- und russisch-orthodoxen Kirche. Die armenisch-apostolische Kirche feiert es an dem Sonntag, der dem 15. August am nächsten liegt. An diesem Tag wird traditionell die Traubenernte gesegnet. Dies geht zurück auf eine Verehrung der Göttin Anahit.
Das Fest geht zurück auf ein Marienfest, das der Kirchenvater Cyrill von Alexandrien im 5. Jahrhundert einführte. Bereits damals glaubte man an die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel. Auf einer Synode wurde 813 das Fest dem Römischen Generalkalender hinzugefügt. Am 1. November 1950 wurde sie von Papst Pius XII. in der apostolischen Konstitution „Munificentissimus Deus“ als Dogma verkündet.
„Königin des Himmels“
In der Bibel ist von einer leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel nicht die Rede. Es werden jedoch einige Bibelstellen entsprechend umgedeutet, etwa Offenbarung 12,1: „Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.“
Mit der protestantischen Theologie ist die Annahme nicht vereinbar. Dennoch verbinden manche evangelische Kirchen den Tag mit einem Gedenken an Maria, die Mutter Jesu. Während die protestantische Lehre die Möglichkeit der Gnade allein im Opfertod Jesu sieht, legt die römisch-katholische Kirche ihren Mitgliedern eine Verehrung auch Marias nahe und lehrt, dass sie im Himmel für die Gläubigen Fürbitte bei Gott leistet. Außerdem lehrt die katholische Kirche, dass Maria heilig und sündenlos war und auch nach Jesu Geburt Jungfrau blieb. Der Katholizismus bezeichnet Maria auch als „Königin des Himmels”. In der Bibel kommt zwar eine „Königin des Himmels“ vor, allerdings als Götze (Jeremia 7,18, Jeremia 44,17-25).
Auch Martin Luther lehnte die katholische Vorstellung von Maria als Königin des Himmels ab, ebenso die Vorstellung von Maria als Mittlerin zwischen Gott und den Menschen. In einer Predigt im August 1522 sagte Luther: „Man kann aus diesem Evangelium nicht beweisen, dass Maria im Himmel ist, ist auch nicht vonnöten.“ Jesus spricht in der Bibel Maria nie direkt mit „Mutter“ an. An einer Stelle verwendet er für sie lediglich die Bezeichnung „Frau“, so in der Geschichte von der Hochzeit zu Kana: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?“
Von: Jörn Schumacher