Es ist alles wie immer: Wahlweise unter immerwährender sanfter Musik oder christlichem Kuschelrock wird zunächst das heile Leben der christlichen amerikanischen Familie wie in einem Werbespot gezeigt. Deren Mitglieder essen Pancakes, sind äußerlich voneinander kaum zu unterscheiden, und besitzen eine Superkraft: ein ewiges Strahlen im Gesicht. Die Christen dieser Filmreihe halten die Gesetze der Bibel so fröhlich und so wunderbar sichtbar für alle ein, dass sie wohl als Vorbild konzipiert wurden. Doch das Gegenteil stellt sich ein: Man möchte vor diesen roboterartigen Wesen mit der engsten möglichen Weltsicht nur die Flucht ergreifen. Es fehlt in „Gott ist nicht tot 4“, das Ende Februar auf DVD erscheinen soll, nur das MAGA-Schild auf dem Rasen vor dem Haus. „Make America great again“ hat in dieser Filmreihe die eigentliche ursprüngliche Botschaft von Jesus völlig verdrängt. Und das macht Angst.
Sintflut-Unterricht im heimischen Wohnzimmer
Das Strahlen im Gesicht der Vorzeigechristen dieses Films wird durch eine Sache jäh gestört: Der Staat will seine Rechte geltend machen und Zweifel daran anmelden, ob es wirklich richtig ist, dass der Heim-Unterricht nur im Lesen der Bibel besteht. Wieder mit dabei: der blonde Hauptdarsteller David A.R. White, der wieder Reverend Dave verkörpert – den Pastor, der sich stets zwischen seine Schäfchen und den bösen Staat stellt, der, im Weltbild der Republikaner, eigentlich nur eines im Sinn hat: Amerika immer weiter zu säkularisieren, und die Christen an den Rand zu drängen. White zeigt wieder eine schauspielerische Ausdruckskraft, die in einer Kaugummiwerbung besser zum Einsatz käme als in einem 88-minütigen Spielfilm, doch er übertrifft immerhin alle anderen Mitwirkenden.
Ungewöhnlich: In „Gott ist nicht tot 4“ kommen zwei waschechte „Immigrants“ vor, die ganz offensichtlich ihre Wurzeln nicht in Kentucky oder Texas haben. Denn Martin kommt aus China, Ayisha aus einem arabischen Land, und man ist zunächst verdutzt über so viel fast schon übertriebene Diversität in einem „Gott ist nicht tot“-Film. Doch schnell ist klar, dass die beiden nur als weiteres Zündmittel für die Empörung benutzt werden: Denn diese beiden People of Color – beides frisch bekehrte Christen – fragen erstaunt ihre ur-amerikanischen Freunde, wo denn wohl die so hoch gepriesene Freiheit in Amerika geblieben sein mag, wenn nun sogar schon der fundamentalistische Heim-Unterricht zur Debatte steht.
Homeschooling, das „Gott ist tot 4“ zum Thema gemacht hat, ist ein sensibles Thema. Es besteht ein berechtigtes Interesse des Staates darin, dass nicht jeder, wie er will, seine Kinder zu Hause unterrichtet. Die Gefahr besteht nicht nur darin, dass der Unterricht schlecht ist, sondern auch, dass er dogmatische Inhalte vermittelt. Religiöser Fundamentalismus der Eltern kann so leicht auf die Kinder übertragen werden. Das gilt für Christen ebenso wie für andere Religionsangehörige. Zudem tut es Kindern gut, mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen, die eben nicht aus dem üblichen Dunstkreis von Moschee, Meditationsyoga oder Freikirche kommen. Denn nur so lernt ja ein junger Mensch, andere Meinungen wahrzunehmen und auszuhalten – eine Eigenschaft, die im späteren Leben genauso wichtig sein kann wie die Söhne Jakobs aufzuzählen.
Im Film „Gott ist nicht tot 4“, der den vielsagenden Untertitel trägt „Wir sind das Volk“, unterrichtet eine kleine Gruppe fundamentalistischer Christen ihre Kinder zu Hause im Wohnzimmer. Und natürlich steht – geradezu klischeehaft – das Buch Genesis auf dem Lehrplan. Die Mutter berichtet von Noah, die Kleinen schreiben fleißig mit, und auf dem Sofa daneben räkelt sich der Teenager-Sohn und versucht sich auf Mathe zu konzentrieren. Dass der Film hier das Homeschooling selbst geradezu als unhaltbar karikiert, scheint den Filmemachern nicht bewusst zu sein.
Als eine Beamtin des Sozialdienstes vorbeikommt, um die Rechtmäßigkeit des Heimunterrichts zu überprüfen, muss sie, auch im Gespräch mit der Mutter/selbsternannten Lehrerin – feststellen, dass hier vor allem eines gelehrt wird: die Bibel. Als die Beamtin nachhakt, will die Mutter einen Scherz machen, offenbart aber damit exakt das große Missverständnis, dem viele Homeschool-Christen unterliegen: „Für Theologie würde ich mich schwer tun, ein passenderes Buch zu finden.“
Als sei das nicht genug, ziehen die Christen dieses Films ihr staats- und demokratiefeindliches Programm bis nach Washington durch. Ihre Haltung steht dabei von Anfang an fest: „Wir werden mit denen nicht kooperieren“, und mit „denen“ ist die Regierung gemeint, der sie ihr freiheitliches Leben überhaupt erst verdanken. „Nicht nachgeben!“, lautet die Devise – christlicher Fundamentalismus, wie er im Lehrbuch steht. Von Römer 13,1 und der Obrigkeit, der jeder Christ untertan sein sollte, keine Spur. Ebenso wenig von der Dankbarkeit dafür, dass dieser Staat das Homeschooling in den USA überhaupt erst erlaubt. Eine Richterin fasst den Egoismus dieser Eltern mit wenigen Worten zusammen: „Eltern haben die Freiheit, ihre Kinder im Einklang mit ihren moralischen und religiösen Überzeugungen zu erziehen. Ihre Kinder haben jedoch das Recht auf Bildung. Die Freiheiten als Eltern ersetzen nicht die Rechte ihrer Kinder.“
Für rationale Argumente nicht zugänglich
Garniert mit einer unerträglich kitschigen Love-Story zwischen zwei Teenagern, die sich so brav wie irgendwie möglich annähern und ein weiterer Quell vieler unfreiwillig-komischer Dialoge bilden, macht „Gott ist nicht tot 4“ aus dem Thema Hausschulen eine Frage nach Freiheit im Staat. Die Verschwörungstheorie wird so dargestellt: Der Staat möchte einen antireligiösen Unterricht installieren, im Geschichtsunterricht etwa soll stets das Christentum schlecht wegkommen. Die glaubensbasierten Grundlagen der US-Verfassung fallen dabei unter den Tisch, so die Furcht.
Der Kampf um die Lehre von der Arche Noah im heimischen Wohnzimmer macht der Film zu einem Kampf Gut gegen Böse. Zu guter Letzt verhält sich Pastor Dave vor der Anhörung im Washingtoner Kongress daneben, brüllt dem ihm eigentlich wohlgesinnten Richter ins Gesicht, dieser wolle „die Wahrheit“ abschaffen. Natürlich ist es vollkommen richtig, dass der Staat sich nicht um „die Wahrheit“ kümmert, sondern nur darum, dass jeder Bürger an seine eigene Wahrheit glauben kann.
Aber der Film macht klar, dass die dargestellten christlichen Fundamentalisten, die mit der Anhängerschaft Donald Trumps eine perfekte Übereinstimmung findet, längst nicht mehr zugänglich sind für rationale Argumente. Es ist ihnen gar nichts anderes mehr möglich, als in der Politik überall nur noch einen Angriff auf ihre Überzeugungen zu sehen, die sie verteidigen müssen. Wenn dies die Zukunft Amerikas sein sollte, wird das Land mit Sicherheit nicht größer. Sondern wie die Filmreihe „Gott ist tot“: immer erbärmlicher.
„Gott ist nicht tot 4 – Wir sind das Volk“, Gerth Medien, 88 Minuten, FSK 12
22 Antworten
Ein echter Verriss.
Wobei man sich tatsächlich fragen sollte, ob es nicht tatsächlich doch hilfreich wäre, wenn mehr Menschen die Bibel lesen (und auch verstehen&tun, „denn vor Gott sind nicht gerecht, die das Gesetz hören, sondern die das Gesetz tun, werden gerecht sein.“)
Andererseits ist Home-Schooling in Deutschland eher nicht das Problem, da komplett verboten. Wobei die Sinnhaftigkeit dieses Verbots durchaus mit guten Argumenten in Frage zu stellen wäre:
„Für das Hausunterricht-Verbot gibt es kaum plausible Argumente. Auch sind die Gegner der deutschen Schulpflicht mitnichten immer nur religiöse Sektierer, wie das Beispiel der Familie K. in Österreich zeigt.
Wozu also die Härte?
…
Thomas Spiegler hat sich fünf Jahre lang mit Homeschooling befasst und darüber promoviert. Er ist inzwischen Dozent an der Theologischen Hochschule Friedensau und sieht die ganze Sache einigermaßen neutral – was auf diesem Terrain angesichts der verhärteten Fronten zwischen Gegnern und Befürwortern der Schulpflicht ziemlich selten ist.
Bei den reformpädagogisch orientierten Homeschooling-Eltern hat er während seiner Recherchen zwar eine Tendenz zur „quasireligiösen Überhöhung des Kindes“ konstatiert. Aber das ist, wie so vieles andere auch, Privatsache. V
on dem Argument, die Kinder würden durch Heimunterricht zu sozialen Außenseitern geformt, hält Spiegler jedenfalls wenig:
„Wer als Homeschooler später auf eine Schule gewechselt ist, wurde in Sachen Sozialkompetenz von Mitschülern und Lehrern eigentlich durchweg positiv beurteilt.“
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/familie/hausunterricht-verbot-wie-in-einer-diktatur-1639169.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Man fragt sich ja, wieso so ein Müll überhaupt produziert werden muss – aber das,steht hier wohl nicht zur Debatte. Aber, warum bitte gibt es eine deutsche Version? Interessiert sich hierzulande irgend wer für solchen Schwachsinn?
Ich gehe davon aus, dass sie den Film nicht gesehen haben (ist ja noch nicht veröffentlicht), und eigentlich gar nicht wissen, ob das wirklich „Müll“ ist. Vielleicht sollten sie nur über Dinge reden (und schreiben), über die sie wirklich etwas sagen können.
Ja, nach diesem Bericht werde ich mir die DVD unbedingt kaufen!
Diese Rezension empfinde ich als nahezu „unerträglich“ und gefährlich. Mir erscheint die Rezension einseitig und ideologisch motiviert und geprägt von Intoleranz gegenüber Andersdenkenden.
Der Kontext wird gänzlich verkannt. In Amerika hat Homeschooling einen ganz anderen Stellenwert. In den meisten Fächern schneiden Homeschoolingkinder besser ab als solche an öffentlichen Schulen (nur in Mathematik ist das Leistungsniveau ähnlich, s. https://www.zum.de/portal/blog/ZUMBuch/Homeschooling-den-USA , https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hausunterricht Abschnitt über Amerika).
Auch ist in Amerika die politische Landschaft nicht so vielfältig wie hierzulande. Es gibt nur Republikaner und Demokraten, Koalitionen sind nicht so üblich wie hier. Äußert man eine Meinung, wird man sofort einem der beiden Lager zugerechnet und hat sofort die (andere) Hälfte der Bevölkerung gegen sich.
Es sind nicht nur religiöse Fundamentalisten, die Homeschooling betreiben, es gibt ganz unterschiedliche Motive. Wie die Sonne für Gerechte und Ungerechte aufgeht, so dürfen in USA Fundamentalisten wie Nicht-Fundanentalisten von dem Recht gebrauch machen.
Römer 13,1 zeigt, dass dem Staat das Schwert gegeben ist, der Film zeigt, was passiert, wenn der Staat seine Macht missbraucht.
Den unnötigen Seitenhieb auf Freikirchen lasse ich unkommentiert, auch wenn er mich persönlich betrifft und verletzt. Der Autor diskreditiert sich dadurch selbst. Glaubens- / Gewissensfreiheit sind durch die Verfassung garantiert, in Deutschland wie in den USA. Dem Autor scheint das nicht zu passen – das macht mir Angst. (1/2)
(2/2) Bei seinem Lob der Vielfalt an öffentlichen Schulen hat der Autor eins vergessen: Die Begebenheit der Sintflut und Arche Noah wird auch hier vermittelt – als Inhalt, den die Bibel als Tatsache und geschichtliches Ereignis darstellt. Das zu glauben oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen.
Der Konflikt um Homeschooling ist auch viel älter als Donald Trump. Der Verweis auf Trump ist reines Framing – der Gegenüber in der Auseinandersetzung wird mit einer politisch und gesellschaftlich (vermeintlich) unliebsamen Person/Gruppe gleichgesetzt, um ihn grundsätzlich für eine Würdigung ihrer Argumente zu diskreditieren.
Ich finde es auch nicht angemessen, Menschen, die an die historische Tatsache der Sintflut glauben, mit gewalttätigen, marodierenden, staatshassenden Revoluzzern gleichzusetzen. Ich zähle mich übrigens zur erstgenannten Gruppe.
Der Autor lässt sich (aus seiner Sicht) auf das gleiche Niveau derer herab, die er kritisiert. Hier würde ich mir weniger Polemik und rhetorisches Um-sich-schlagen wünschen, stattdessen eine sachliche und nüchterne Auseinandersetzung mit den Argumenten, die z.B. der besprochene Film liefert.
Ich empfehle dem Autor die Beschäftigung mit der Geschichte kommunistischer Diktaturen (z.B. Rumänien) und welche Rolle „das Volk“ bei der Wiederherstellung einer demokratisch-freiheitlichen Gesellschaft gespielt hat:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rum%C3%A4nische_Revolution_1989#Die_Revolution
Bei idea gibt es eine sachlichere Rezension des Films: https://www.idea.de/artikel/rezension-christen-im-kampf-fuer-die-religionsfreiheit
Danke für diese guten Kommentare!
Vielen Dank!
Mir ging es ähnlich: Die Rezension habe ich als sehr unsachlich empfunden.
Als hätte der Autor den antiamerikanischen Geist linker Gottesverachter unreflektiert geschluckt und würde jetzt meinen, eine ausgewogene Sichtweise zu haben.
Ob Teil 4 in den deutschen Kontext passt, kann man kontrovers diskutieren, aber die ersten drei Teile haben viele Menschen in Deutschland mit großem Gewinn gesehen, obwohl es zweifellos sehr amerikanische Filme sind…
So eine lieblos niedermachende Kritik hätte ich bei „PRO“ nicht erwartet und bin ehrlich gesagt ernsthaft enttäuscht.
Nun, eines vorweg, ich habe den Film – natürlich – noch nicht gesehen. Aber wenn ich diese Rezension lese, frage ich mich, von dem der Rezensent bezahlt wird. Die Verhältnisse in den USA kenne ich nicht. Aber wenn dort einseitig die Evolutionstheorie in die Kinder indoktriniert wird, wie bei uns, dann muß man das auch thematisieren. Die Evolutionstheorie ist schon deshalb falsch, weil Darwin wesentliche Erkenntnisse fehlten, zu seiner Zeit kann man zum Beispiel nichts vom genetischen Code. Nur wenn in der Schule gleichberechtigt, Schöpfung (Die nicht nur Christen, sondern auch Moslems und Juden glauben) und die Evolutionstheorie unterrichtet würde, könnte man von einem bekenntnisneutralen Unterricht sprechen. Zumindest in Deutschland wird dazu schon in der sogenannten „frühkindlichen Bildung“ eine Indoktrination im Sinne der Genderideologie betrieben, die zum größten Schwachsinn gehört, was je menschlichen Hirnen entsprungen ist, jedes von „Grimms Märchen“ enthält mehr Wahrheit als der linke Quatsch. Kinder unter drei von der Mutter zu trennen ist wissenschaftlich erwiesen ein Verbrechen am Kind, dennoch wird der Mist auch noch gefördert, damit die Eltern ihrem Egotrip frönen können und die Wirtschaft Arbeitskräfte und Kaufkraft bekommt. Die immensen Kosten von rund 1.300€ pro Kind und dem Entzug der Arbeitskraft der Kindergärtnerinnen vom Arbeitsmarkt für sinnvollere Tätigkeiten wie z.B. in der Pflege nicht eingerechnet. Ich werde mir den Film als DVD kaufen und freue mich darauf, wenigstens bleibt einem so die Indoktrination durch knutschende Homos wie im ÖR-TV erspart.
Danke für diesen sinnigen Kommentar.
Zitat: „Die Verschwörungstheorie wird so dargestellt: Der Staat möchte einen antireligiösen Unterricht installieren, im Geschichtsunterricht etwa soll stets das Christentum schlecht wegkommen. Die glaubensbasierten Grundlagen der US-Verfassung fallen dabei unter den Tisch, so die Furcht.“
>> Ich glaube nicht, dass der Staat in Fragen der Bildungsinhalte und Lernformen neutral ist. Diese waren schon immer ein Politikum, über das heftig gestritten wird. Der Taktangeber liegt auch sicherlich schon lange nicht mehr in konservativer Hand.
>> Tendenzen und Trends zu benennen, muss nicht per se eine Verschwörungstheorie sein. Mich nervt dieses inflationär genutzte Wörtchen inzwischen sehr (Label).
Dass man gegenüber dem Staat Dankbarkeit empfinden soll, wenn er Homoschooling zulässt, bekomme ich nicht auf die Kette: Ich finde, diese Freiheit wird nicht geschenkt, sondern in Staaten wie der BRD schlicht und einfach genommen. In anderen Staaten ist dieses Recht ungenommen, sondern „nur“ mit einem Rahmen ausgestaltet – nachprüfbar.
Sehr geehrter Herr Schumacher,
dass Sie mit dieser Kritik den Beißreflex einschlägiger Kommentatoren aufrufen würden, war Ihnen vermutlich klar. Und dass Sie den Terminus „Verschwörungstheorie“ vollauf sachgerecht verwenden, kann ich Ihnen als jemand, der zu diesem Gebiet wissenschaftlich gearbeitet hat, gern bestätigen (auch wenn das Herrn Schmall nicht passt).
Zu dem Film möchte ich nichts sagen, nur eine generelle Beobachtung zur „Kunst“-Produktion in Fundamentalien. Dieser Film scheint – wenn man Ihrer Kritik folgt – ja ein reines, schwarz-weiß gestricktes Propagandamachwerk zu sein. Meine Erfahrung ist, dass das der Zustand der „Kunst“ in Fundamentalien generell ist. Der Fundamentalismus ist ohne differenzierte Kunst und ohne Schönheit. Die dürre, geistlose Gedankenwelt Fundementaliens lässt keinen künstlerischen Blick auf die Wirklichkeit zu, weder die Schönheit noch die Ambivalenz des Lebens können diese Ideologen des Glaubens in den Blick bekommen. Am ehesten mag vielleicht noch die Musik kompatibel sein, denn sie ist weitgehend „gegenstandslos“, obwohl auch hier eine große Nähe zum Kitsch auffällt! In Literatur und bildender Kunst jedenfalls ist der Fundamentalismus noch dürrer und unproduktiver als in Philosophie und Theologie.
MfG
Carvalho
Nun, der Autor hat schon desöfteren konservativ-christliche Filme aus USA sehr negativ bewertet. Das ist einfach nicht sein Ding. Dass er diese konservative Sicht der Welt und eines Films nun in Richtung Trumpismus interpretiert, und „Konservativität“ mit „Make America great again“ gleichsetzt… das ist zweidimensionales Denken und zeugt mindestens von der fehlenden Fähigkeit, konservative Werte wirklich einschätzen zu können. Zu gut Deutsch: Er hat null Ahnung, was er da eigentlich kritisiert.
Ihr Urteil belegt, dass es mit Ihrer Differenzierungsfähigkeit nicht weit her ist! Wer die amerikanische Religionslandschaft im „Trumpzeitalter“ beobachtet, kommt nicht umhin die Einschätzungen des Kommentars für plausibl zu halten. Die Verschwörungsaffinität findet sich in weiten Kreisen der religiösen Rechten und der Evangelikalen, so bei Metaxas, Lutzer u.v.a.m. Das geht meist zusammen mit einem prämillenaristischen Dispentionalismus und einem Bibelfundamentalismus. Zu all diesen Strömungen hat der bedeutende amerikanische Religionssoziologie Philip Gorski geforscht und publiziert (GORSKI, Philip: Am Scheideweg. Amerikas Christen vor und nach Trump. Herder 2020.)
Was der Kommentator kritisiert ist eine rechtes verschwörungsaffines, fundamentalistisches und dualistisches Setting, das in weiten Kreisen rechter Evangelikaler in den USA gängig ist. Und diese Milieus sind nicht konservativ!
Sie versuchen hier sehr durchsichtig einen Begriff zu kapern!
Das ist mein zweiter Versuch eines Kommentars. Vieles von dem was ich ursprünglich schrieb, findet sich in ähnlicher Weise in bereits vorhandenen Kommentaren wieder. Was mich aufschrecken ließ, dass es eigentlich nur pro oder kontra gibt. Dabei erlebe ich die Contras aggressiver, respektloser, abwertender und auch egoistischer als die Pros. Btw heißt die Zeitschrift Pro und nicht Contra, kleine Erinnerung 😉
Dieser Graben, diese beinahe schon Feindschaft zwischen pro und contra, zeichnet sich vielerorts auch in Gemeinden und in verschiedensten anderen Lebensbereichen im realen und im digitalen Leben ab.
Ja das ist ein Verriss und der neutrale Leser fragt sich schon, was für ein Gefühlschaos sich in Jörn Schumacher beim Schreiben dieser Zeilen wohl abgespielt haben muss, sodass er manchmal sogar den Filmtitel unvollständig wieder gab. Freudscher Verschreiber? Wenn er diese Filmreihe doch offensichtlich so hasst, warum schreibt dann nicht ein neutraler Journalist die Kritik?
Rezensionen sind Meinungstexte. Deswegen positioniert sich Jörn Schumacher so deutlich.Es ist also explizit gewünscht, dass Jörn Schumacher den Film subjektiv bewertet.
Danke für diesen sinnigen Kommentar.
Vorab, ich habe den Film nicht gesehen. Denn ich schaue mir „christliche“ Filme gar nicht an. Sie sind so billig gemacht, mit schlechten Schauspielern und meistens ist die Synchronisation grottig.
Mir fällt bei diesem Kommentar allerdings eine sehr große Einseitigkeit oder Unwissenheit des Autors in Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen in den USA auf. Zum Beispiel die, dass die CRT Einzug in die öffentlichen Schulen gefunden hat, was zu großen Problemen führt. Es darf durchaus auch angefragt werden, ob der Autor schon einmal vom 1619 Project gehört hat, das ebenso Wellen schlägt.
Die mehr oder minder offensichtlich vertretene Ansicht, dem Staat ginge es ja nur um Vermittlung von Bildung und die bösen (blöden) Fundis seien dagegen, wird der gesellschaftlichen Realtität in den USA nicht einmal ansatzweise gerecht. Im Gegenteil ist es eine üble Verzerrung.
Liebe Grüße
Es macht mich sprachlos, das als Untertitel „Wir sind das Volk“ gewählt wurde. Ein Zeichen dafür das die Filmemacher überhaupt keine Ahnung haben, wie es zu dem Ruf kam. das ist auch dem Trailer zu entnehmen. Wir haben ihn 1989 voller Angst vor der bewaffneten Übermacht (Polizei, Armee, Kampftruppen, Stasi, SED, Staatsapparat mit willfähriger Gerichtsbarkeit …) völlig verunsichert gerufen. Er sollte ausdrücken: Wir sind doch das Volk für das ihr da sein wollt? sollt?, das auf den Spruchbändern und Staatsbezeichnungen steht (Volksarmee, Volkspolizei, „Im Namen des Volkes“, „Alles zum Wohl des Volkes“ – Na dann Prost! Mahlzeit). Wir traten keineswegs so stark, selbstsicher und redegewandt und erst recht nicht vor einem Rechtsstaat (Gerichte mit Verteidigern, Geschworenen, Zuschauern!!) auf, wie im Film zu sehen. Unsere einzige „Waffe“ war die Bergpredigt: „Keine Gewalt“ und unser Zeichen war die Kerze, die geschützt werden musste und die man sich wieder anzünden ließ vom Nachbarn, denn auch der geteilte Mut ist doppelter Mut, wie die Liebe und die Hoffnung und Zuversicht. Deshalb begannen alle! „Kerzenzüge“ in der Kirche (übrigens in Dresden ‚Sonntags“ – das nur an die Adresse der Pegidaanhänger, die ja in Dresden montags „demonstrierten“ – aber da war die heiße Phase schon vorbei!). Der Film mit diesem Untertitel steht diesem aber konträr gegenüber – einfach gruselig!
Beim Lesen der Rezension:
erster Abschnitt – ok, den Film können wir uns sparen, ich muss alle warnen
je mehr Abschnitte ich las, umso deutlicher wurde, dass die Rezension extrem einseitig ist und mit Begriffen gearbeitet wurde, die diese Einseitigkeit verstärken und damit der Einordnung in eine bestimmte Gruppe Vorschub leisten sollten. Das nehmen wir seit vielen Jahren in den Medien wahr, insbesondere in den letzten beiden Jahren. Während des Lesens wuchs der Wunsch, diesen Film unbedingt anzuschauen.
Beim Schauen des Films:
Wie bei den meisten Filmen (christlich oder nicht christlich) ist die Handlung konstruiert. Sie besteht aus mehreren Strängen, die irgendwo zusammenlaufen. Die Wahl mancher Ausdrücke scheint, wie leider oft, nicht von Christen gewählt worden zu sein (Nennung des Bibelbuchs ist nicht korrekt usw.).
ABER, die Botschaft, die der Film transportiert, hat uns in Deutschland sehr wohl etwas zu sagen, denn das hat durchaus Ähnlichkeit. Natürlich gibt es bei uns keine Diskussion um Heimschulunterricht (warum eigentlich nicht?), um Sklavenhaltung in vergangener Zeit usw., aber es gibt sehr wohl Ansichten und Bibelstellen, die man nicht mehr zitieren kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen (z. B. Kim Young-Ai, Olaf Latzel). Der Rezensent bleibt m. E. an Oberflächlichkeiten hängen, ohne tiefer zu gehen, ebenso wie viele Deutsche mit ihm. Dass Meinungen und Urteile bereits im Vorfeld feststehen, scheint der Rezensent geflissentlich zu übersehen. Schade.
Es gäbe noch viel zu sagen, aber: selbst anschauen, eigene Meinung bilden, nicht aufgrund einer Rezension.
Ist es ein Zufall oder Wunschdenken, dass die Filmreihe in der Besprechung mehrmals mit „Gott ist tot“ – ohne das „nicht“ – benannt wird?
Ich finde, dass man den Film nicht ganz so hart beurteilen sollte. Mein Fall ist er aber auch nicht, bin auch nicht begeistert. Wie auch beim „Gott ist nicht tot 2“ und auch „… 3“. Ganz ehrlich, für mich sind diese Filme uninteressant. Ich bin eine Christin, fest im Glauben. Eine Gläubige, die Andersdenkende toleriert.
Es gibt bessere christliche Filme.
Vom „Got ist nicht tot“, also vom ersten der Reihe, war ich begeistert. Habe mir sogar DVD gekauft, um den Film nochmal anzusehen. Dieser „Kampf“ zwischen dem atheistischen Professor und dem gläubigen Student hat mich fasziniert. Ich fand das spannend und geistreich. Für mich ist das einer des besten Filme. Die Schauspieler könnten auch, meiner Meinung nach, nicht besser sein.
Sehr schade, dass man so etwas nicht mehr geschafft hat. Ich mag anspruchsvolle Filme, egal ob es um Dramen geht, Krimis, Abenteuer…
Die Nachfolger von „Gott ist nicht tot“ gehören für mich nicht dazu, milde ausgedrückt. Schade, man hätte sich etwas besseres einfallen lassen sollen. Mit intelligenten, spannenden Dialogen, wie beim ersten Film dieser Reihe.