„Ich weiß, dass Gottes Plan perfekt ist“, heißt der Buchtitel. Die Biografie fesselt den Leser mit einer authentisch ehrlichen Lebensgeschichte von Lydia, die von allen nur „Puschel“ genannt wird. Lydias Vater, der Pastor ist, und ihre Mutter, die sie als Krankenschwester pflegte, haben ihre kurze Lebensgeschichte aufgeschrieben.
„Ich bin nur ein Gast auf Erden“
Aufgewachsen ist Lydia zusammen mit drei Geschwistern in Bülow in der DDR. Nach der Schule heckt sie Streiche aus und dressiert die Schafe, die ihre Familie hielt. Sie war ein Sonnenschein, aber frech dazu, erinnern sich ihre Eltern. Mit 16 Jahren geht der Lockenkopf in den Süden Deutschlands nach Aidlingen ins Mutterhaus und macht dort für ein Jahr ein Hauswirtschaftspraktikum.
Im Spätsommer 2001 beginnt Lydia eine Ausbildung zur Krankenschwester im Olga-Hospital in Stuttgart und kümmert sich um krebskranke Kinder. Danach geht sie mit den Fackelträgern, einer internationalen christlichen Jugendorganisation, für vorerst drei Monate nach Holsbybrunn, ins schwedische Småland. Dort gefällt es ihr so gut, dass sie letztlich 18 Monate bleibt. Ihre Aufgabe ist es, sich um eine Frau mit Persönlichkeitsstörungen zu kümmern. Auch wichtige Freundschaften entstehen in dieser Zeit und sie lernt Englisch, sodass ihr der alltägliche Umgang mit den internationalen Gästen leichter fällt.
Diese Lebensstationen deuten darauf hin: der Mittelpunkt ihres Lebens ist Gott. In ihren Tagebucheinträgen schildert Lydia ihre Dankbarkeit gegenüber ihm und seiner Wegweisung. In einem Gebet heißt es: „Ich möchte dir nicht im Weg sein, mich zu der Frau zu machen, die du mit mir haben möchtest.“ Gott legt ihr den Wunsch ins Herz nach Lateinamerika zu gehen, obwohl Lydia keinerlei Spanisch-Kenntnisse besitzt. 2005 schreibt sie in ihr Tagebuch: „Ich möchte keinen Anspruch auf Wünsche haben, aber du weißt, wo meine Gaben liegen, was ich brauche oder wo ich noch lernen muss. Ich möchte nur dich näher kennenlernen und mich noch viel mehr in dich verlieben.“
Gott leitet sie und schenkte alles Wichtige, was Lydia braucht: Geld und ein Visum. Für das nächste Jahr arbeitet sie im Kinderheim La Casa de mi Padre (Das Haus meines Vaters) in El Salvador.
„Mit dir ist mein Leben so reich, Vater“
Sie genießt die dortige Arbeit, bis sie im Dezember 2006 starke Schmerzen im Hüftbereich bekommt. Erst Monate später stellt sich heraus, dass dies ein wachsender Tumor ist. Die Diagnose der Ärzte in El Salvador lautet: „Bandscheibenvorfall“. Im April 2007 fliegt sie zurück nach Deutschland, die Diagnose: Knochenkrebs. Eine Odyssee von Therapie zu Therapie beginnt, mit Krankenhauswechseln, Chemotherapien, Operationen, Rückfällen, aber auch bessere Zeiten, in denen sie wieder nach Hause darf und wieder nach Schweden, ihre zweite Heimat, reisen kann.
„Ich weiß, dass sein Plan perfekt ist“
Einige seltene Einträge lassen vermuten, wie groß Lydias Schmerzen gewesen sein müssen: „Heute Nacht bin ich schon zum zweiten Mal aufgewacht und musste bis jetzt um vier Uhr schon 60mg Morphin und 800mg Ibu[profen] nehmen, was die Schmerzen nur bedingt verändert hat.“ Es macht ihr zu schaffen, dass sie sich in dieser Zeit kaum bewegen kann. Der Bibelvers, auf den sie sich besonders in schweren Zeiten stützt, steht in Matthäus 6, Vers 34: „Deshalb sorgt euch nicht um morgen, denn jeder Tag bringt seine eigenen Belastungen. Die Sorgen von heute sind für heute genug.“
„Meine lieben Freunde, es ist wirklich schwer zu beschreiben: Mein Körper verliert nach und nach an Funktionen, aber mein Herz ist voller Hoffnung“, schreibt sie in dem letzten Brief an ihre Freunde auf ihrer Internetseite. „Ich werde eines Tages sterben, wie jeder von uns. Doch ich habe die Gewissheit, dass ich eine viel schönere Welt erleben werde. Jesus hat diese Hoffnung in mir verankert, ohne dass ich etwas dafür getan habe. Danke, Jesus!“ Als sie selbst keine Einträge für Verwandte und Freunde auf ihrer Internetseite mehr schreiben kann, übernehmen dies ihre Eltern.
Zu dem wieder wachsenden Tumor kommt eine Hirnhautentzündung. Im Oktober 2011 darf Lydia wieder nach Hause. Es gibt keine Chance mehr auf Heilung und die Ärzte geben ihr noch zwei Tage. Daraus werden drei Monate.
„Jetzt ist unsere Puschel beim Heiland“
In dem Buch schreiben die Eltern über Lydias Reisen, Erlebnisse und Gotteserfahrungen, aber auch davon, wie Gott Lydia und sie durch deren Krankheit durchträgt – bis zum Tod. Ein farbiger Bildteil, Tagebucheinträge und Erinnerungen von Freunden geben einen sehr privaten Einblick in Lydias Leben. Trotzdem werden meist nur die positiven Augenblicke geschildert und die schweren Zeiten nur am Rande erwähnt. Der Leser kann nur erahnen, welche Kraft von Nöten war, um diese Krankheitsphase durchzustehen und welche inneren Kämpfe auch Lydia gehabt haben muss.
Gerade deswegen ermutigt das Buch, die eigene Beziehung zu Gott zu vertiefen und schenkt durch Lydias bescheidene Art Gottvertrauen, da sie trotz allem auf Gott baut. Ihre Geschichte regt zum Nachdenken und zum Hinterfragen des eigenen Gottvertrauens an. Es ist somit für Menschen geeignet, die Mut brauchen und Kraft schöpfen wollen, aber auch für Biografienleser, die Gottes Wirken im Menschen erleben möchten. (pro)
Eva-Maria Holmer, Johannes Holmer: „Ich weiß, dass Gottes Plan perfekt ist für mein Leben. Lydia – Ein Leben voller Vertrauen“, SCM-Verlag, 192 Seiten, 16,95 Euro, ISBN 9783775154345