Der Reformator Martin Luther hat in seiner Zeit viel erreicht und bewegt. Über die Auswirkungen bis heute schreiben fünf hochrangige Vertreter aus Kirche und Wissenschaft. Für Wolfgang Huber, den ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat Luther den Toleranzbegriff neu geprägt. Zum einen toleriere Gott den Menschen, auch wenn dieser sich in seiner Selbstbezogenheit von Gott abwendet. Zum anderen habe Luther durch die „göttliche Toleranz“ jedem Einzelnen seine Würde gegeben.
Huber betont, dass es auch Luther-Texte gebe, die alles andere als tolerant seien. Doch mit dem Ansatz für die Reformation habe sich die Kirche auch der Wahrheit des Evangeliums verpflichtet. Der Staat dürfe in Glaubensfragen keinen Zwang ausüben. Die Leiterin des Zentrums für Predigtkultur, Kathrin Oxen, rühmt Luthers grenzenloses Vertrauen in die Macht des Wortes. Aus seiner lebendigen Beziehung zur Bibel heraus habe er ihr sogar widersprochen.