Lütz nimmt Aiwanger in Schutz

Der Psychiater Manfred Lütz hat Hubert Aiwanger in Schutz genommen. In der „Bild am Sonntag“ verweist er auf das christliche Prinzip der Barmherzigkeit – und zitiert Jesus.
Von Anna Lutz
Manfred Lütz ist Psychiater, Theologe und Bestsellerautor

Am Sonntagvormittag wurde bekannt: Der in die Kritik geratene bayerische Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) darf im Amt bleiben. Der katholische Psychiater und Bild-Autor Manfred Lütz dürfte diese Entscheidung gutheißen. In einem aktuellen Text in der „Bild am Sonntag“ nimmt er den bayerischen Wirtschaftsminister in Schutz. Aiwanger steht wegen eines antisemitischen Flugblatts aus Schulzeiten in der Kritik.

Lust an der öffentlichen Hinrichtung

Lütz unterstellt der Gesellschaft in seinem Artikel eine „überbordende Lust an der erbarmungslosen unblutigen öffentlichen Hinrichtung öffentlicher Menschen“. Nur selten gehe es dabei um die tatsächlichen „Sünden“ der Personen, „sondern vor allem um die Vernichtung von bestimmten Leuten“.

Entscheidend solle dagegen sein, „ob sich jemand von absolut inakzeptablen Aussagen glaubwürdig distanziert“. Lütz verweist auf biblische und historische Personen: „Moses hätte heute keine Chance, immerhin hatte er in jungen Jahren einen Mann getötet. Aber er änderte sein Leben und wurde zum Glaubensboten. Der heilige Augustinus könnte heute wohl nie Bischof werden, denn vor seiner Umkehr, die ihn zum Lehrer des Abendlandes machte, hatte er eine Geliebte und ein uneheliches Kind.“

„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ 

Nicht zuletzt Jesus selbst beweise Barmherzigkeit, etwa im Umgang mit der Ehebrecherin in der biblischen Überlieferung. Sie soll gesteinigt werden, Jesus aber sagt der Menschenmenge: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ 

Lütz folgert: „Jeder von uns hat irgendwann die Barmherzigkeit seiner Mitmenschen nötig. Deswegen braucht diese Gesellschaft sicher nicht mehr Kirche, vielleicht aber wieder etwas mehr Christentum.“

Manfred Lütz ist katholischer Christ, hat neben Medizin auch Theologie studiert und beriet den Vatikan etwa bei der Erstellung seines Jugendkatechismus „Youcat“.

Am Sonntagvormittag hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, erklärt, eine Entlassung Aiwangers erachte er als nicht verhältnismäßig. Zuvor hatte Aiwanger 25 Fragen zur Flugblatt-Affäre beantwortet. 

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